Sonntag, 29. Dezember 2013

40. Beitrag - Ein Wort zum Schluss

Jetzt, wo sich das Jahr seinem Ende nähert,  ist es einmal Zeit den Blick auf das vergangene Jahr zu werfen. Am 06. April 2013 erschien der erste Blogbeitrag mit dem Titel „Sagen aus dem Merseburger Land“. Seitdem waren Sagen immer wieder ein Thema. Zudem gab es noch mehrere andere Serien, die entweder Aspekte unserer Lokalgeschichte beleuchteten oder die auf das vergangene Weltgeschehen blickten.

Egal ob Bischof, Kobold, Heiliger oder Kaiser - das Merseburger Land kann mit vielen Persönlichkeiten aufwarten. Dabei ist es nicht selten, dass einem viele meist unbekannte Begriffe begegnen. Auch ist nicht immer klar, mit welchem Titel welche Funktion und Macht verbunden war. Quer durch die Jahrhunderte verschoben sich Grenzen, Macht wuchs und verging.    

2014 wird ganz im Zeichen des 100. Jahrestages des Beginnes des Ersten Weltkrieges stehen. Ebenso die Landung der Alliierten in der Normandie und das Stauffenberg-Attentat 1944 haben Jubiläum. Etwas näher noch liegt zudem der Fall der Berliner Mauer. Es dürften die wohl „wichtigsten“ historischen Ereignisse werden. Doch darüber hinaus gibt es noch mehr Jubiläen und einige von ihnen, werden hier als Themen behandelt werden.

Für neue Themen, egal ob Heimat- oder allgemeine Geschichte, bin ich für neue Vorschläge offen. Deswegen liegt es jetzt an Ihnen sich mit einem einfachen Kommentar hier einzubringen! Natürlich ist die Kommentarfunktion für jeden zugänglich, selbst für nicht angemeldete Benutzer.

Sonntag, 22. Dezember 2013

39. Beitrag - Dezember im Bistum

Ruhig und besinnlich, so werden wohl die meisten Menschen Weihnachten verbringen. Manche feiern ruhig, manche wild und wieder andere müssen an diesen Tagen arbeiten. Dabei ist der Dezember in der Regel immer sehr geschäftig. Weihnachtseinkäufe müssen erledigt und das Festessen vorbereitet werden. In den Firmen steht der Jahresabschluss bevor und eigentlich möchte man doch gerade am Jahresende einfach nur die Füße hochlegen und sich ausruhen.

Geschäftig im Dezember war man aber auch im Bistum. Also bereiteten die jeweiligen Bischöfe sich auf das Weihnachtsfest vor? Sicherlich, doch leider finden wir davon nichts in den Urkunden. Vielmehr war es das alltägliche Treiben, das wir heute noch nachlesen können. Es verwundert nicht, denn schließlich mussten die Geschäfte ja weitergeführt werden, damit das Bistum funktionieren konnte.

Normalerweise hütet man sich ja davor Damaliges mit Heutigem zu vergleichen, doch genau das soll an dieser Stelle einmal stattfinden. Zum Nikolaus bekommen die braven Kinder Orangen, Süßigkeiten und Spielzeug, während die bösen Kinder mit Kohle vorlieb nehmen müssen. An diesen Verhältnissen musste Bischof Hunold sehr brav gewesen sein, denn immerhin schenkte ihm König Heinrich III. eines seiner Güter. Ähnlich großzügig verhielt sich König Heinrich IV., denn einen Tag vor Nikolaus 1064 bekam das Merseburger Peterskloster ein Drittel Einnahmen der Saline von Sulza. Andere Urkunden zeugen von normaleren Rechtsgeschäften, also der Bestätigung von Besitzungen und Rechten oder der Entgegennahme von Verpfändungen. Etwas Besonderes gab es dann aber dennoch. Ab und zu wurde einigen Kirchenbezirken der Ablass gewährt. Das bedeutet, dass zwar die Sünden selbst nicht vergeben wurden, doch die zeitlichen Sündenstrafen (sozusagen die Zeit im Fegefeuer) wurde den jeweiligen Bewohnern gewährt, egal ob sie bereits gestorben oder noch am Leben waren.

Besinnlich sieht anders aus, aber Urkunden bezeugten in erster Linie nun einmal Rechtsgeschäfte. Leider ist die Quellenlage recht dürftig, dies gilt auch für die Weihnachtszeit der frühen Jahrhunderte des Bistums. Ähnlich wie es noch oft heute der Fall ist, besuchte man Gottesdienste und Krippenspiele. Aber nicht zu jeder Zeit waren die Leute so fromm und strömten zu den Kirchen. Aus dem 16. Jahrhundert gibt es beispielsweise Berichte, nach denen am Heiligen Abend munter gearbeitet und ordentlich gezecht wurde.

Wie sich die Prioritäten ändern, zeigt sich auch an den Geschenken und der oben erwähnten Kohle. Bedenken wir einmal, wie die Menschen des Mittelalters auf den Dörfern gelebt haben. Es waren einfache Hütten aus Holz und Lehm, selten mit Stein. Das Nahrungsangebot war alles andere als üppig, so dass man von Hase, Ente und Gans nicht selten nur träumen konnte. Und einen so milden Dezember, wie wir ihn dieses Jahr haben, war sicherlich auch nicht der Regelfall. Ein paar Stücken Kohle, die man verfeuern konnte und zumindest für ein paar Stunden Wärme hatte, waren für die Menschen in einem harten Winter unheimlich wertvoll. Vielleicht sollte man also nur mal an die vergangen Zeiten denken und sich nicht vom Weihnachtsstress anstecken lassen.

Quelle:

Kehr: Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg

Friedensburg: Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.   

Sonntag, 15. Dezember 2013

38. Beitrag - Berufe im Bistum - Teil I

In Merseburg und der Umgebung stand über die Jahrhunderte hinweg immer eine Person an der Spitze, der Bischof. Doch auch er hätte nicht ohne die vielen Kirchendiener regieren können. Domkapitel, Pfarrer, Diakon oder Vikar, all diese Namen stehen für die Vielzahl an Berufen, die man benötigte, um die weltlichen und die geistlichen Bereiche eines Bistums verwalten zu können.

Chorherren

Auch unter dem Namen „Kanoniker“ bekannt. Ihre Hauptaufgabe besteht in dem sogenannten Chorgebet, welches zusammen abgehalten wurde. Ihnen waren zudem auch bestimmte andere kirchliche Dienste auferlegt.

Diakon

Ein Geistlicher mit höherer Weihe. In der Hierarchie steht dieser allerdings noch unter dem Priester. In der Antike meist mit der Fürsorge um die Armen betraut, bilden sie heute lediglich eine Vorstufe zum Priestertum. Ihm kommen zudem diverse Aufgaben während eines Gottesdienstes zu.

Domprobst

Diesem Amt oblag die Führung des Domkapitels, welches wiederrum die Körperschaft der Geistigen an einer Domkirche darstellte. Das Domkapitel schlug den neuen Bischof vor. War kein Domprobst vorhanden, übernahm der Domdechant die Aufgaben.

Geistlicher Rat

Es ist das beratende Gremium eines Bischofs. Manchmal handelte es sich dabei aber auch nur um einen Ehrentitel, welchen der Bischof verleihen konnte.

Kaplan

Kaplane begegnen uns in den Urkunden häufig. Heutzutage verbinden wir dieses Amt meist mit dem Titel eines Hilfspriesters in einer Pfarrei. Mancherorts ist er auch gleichbedeutend mit dem Titel des Vikar. Ursprünglich war er für den Gottesdienst an einer Kapelle verantwortlich. Dabei war auch der Ort seiner Amtsausübung namensgebend. In einem Schloss beispielsweise sprach man von dem Schlosskaplan.

Küster

Aus dem lateinischen übersetzt bedeutet es so viel wie „Wächter“. Für die liturgischen Geräte und Gewänder war der Küster zuständig, also für die Aufbewahrung und Wartung. Er war unter anderem auch dem Dorfpfarrer an die Seite gestellt und für die Schule zuständig. Außerdem musste der Küster den Gottesdienst vorbereiten und die Kirchenglocken läuten.

Natürlich waren das noch längst nicht alle Kirchenämter. Dabei stellen diese Definitionen keine ultimative Weisheit dar, denn viele der Ämter überschnitten ihre Kompetenzen und teilweise unterschieden sich die Namen dieser auch regional.

Sonntag, 8. Dezember 2013

37. Beitrag - Der Drache von Eisdorf

Walter Saal war es, der einst die Sagen des Merseburger Landes sammelte und diese veröffentlichte. Doch auch er war nur ein Menschen, der nicht alle Sagen kannte und kennen konnte. Aus diesem Grund und ihm zu Ehren möchte ich Ihnen heute von einer Sage berichten, die er nicht in seinem Werk aufgenommen hatte.


Die Sage vom Drachen zu Eisdorf

Es war die Zeit von Vater August, wie die Menschen ihren Kurfürsten nannten. Da begab es sich, dass Frauen und Männer im kleinen Örtchen Eisdorf viel Gotteslästerung betrieben, so dass nicht einmal der neue Pfarrer Salomon Hofmann Grimmensis mächtig genug war ihnen entgegenzutreten. Sein Helfer, der Küster, war ebenso nicht daran interessiert ihm zu helfen. Waren er und sein Weib doch sehr zänkischer Natur.

Abgesandte der Kirche besuchten diesen Ort, sollten die Gebrechen doch aufgedeckt und beseitigt werden. Man lauschte den Nöten des Pfarrers und versprach ihm Hilfe zu gewähren. Sechzehn Jahre gingen ins Land, als wieder die Abgesandten der Kirche den Ort betraten. Der Gotteslästerung war tatsächlich Einhalt geboten worden, so dass man nur noch selten ein böses Wort vernahm. Doch der Ort blieb nicht verschont von Unheil. Ein halbes Jahr vorher ging eine Seuche um und forderte viele Opfer. Man konnte es sich nicht erklären was geschehen war, aber es gab Gerüchte und viel wurde gemunkelt. Die Abgesandten erfuhren von einem Drachen, welcher sich einer der Dorfbewohner hielt.

Die Angst aber war zu groß, als dass man sich traute diesem entgegenzutreten. Selbst der Pfarrer und die Abgesandten selbst hatten Angst in die Nähe des besagten Hauses zu gehen. Also sandte man nach Hilfe zum Lauchstädter Schloss, denn Drache musste zweifelsohne erlegt werden, war er doch ein Tier des Leibhaftigen selbst!

Doch leider kennt niemand den Ausgang der Geschichte. Vielleicht war es gar kein Drache, aber das Geschrei konnte unmöglich von einem anderen Wesen stammen! Manche meinen, dass ein tapferer Ritter im Zeichen des Heiligen Georgs dem Untier entgegentrat, manche schwuren der Drache entflog einfach der Nacht. Derjenige, welcher den Drachen hielt, trat hiernach selbst nie wieder in Erscheinung.


Ob sich diese Geschichte so zugetragen hat? Vielleicht. Immerhin ist es eine Sage und das ein Körnchen Wahrheit in ihr steckt, kann jeder nachlesen, der es möchte. Die Visitatoren der Kirche selbst berichteten von dem Vorkommnis.  

Quelle:

Friedensburg: Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.
      

Samstag, 30. November 2013

36. Beitrag - Der Roggenwolf

Das Leben eines Bauern, vor Erfindungen wie Traktoren und Kunstdünger, war härter und entbehrungsreicher als zur heutigen Zeit.. Er musste eine große Fläche bewirtschaften und der Ertrag der Ernte war manchmal kaum mehr, als das was er ausgesät hatte. Wetter und Krankheiten konnten seine Existenz und die seiner Familie zerstören. Im Laufe der Jahrtausende bildeten sich die uns bekannten Bauernregeln heraus, wie man also auf bestimmte Situationen reagierte oder was das Wetter mit sich brachte, sollten sie aussagen. Tradition spielte dabei ebenso eine große Rolle wie Religion und Aberglauben.

Um bestimmte Sitten und Gebräuche zu verstehen, ist es wichtig den kulturellen Kontext zu verstehen. Das Christentum, welches aus dem Nahen Osten stammte, fand seinen Weg nach Europa durch das Römische Imperium im heutigen Italien. Ursprünglich waren sie eine verfolgte Sekte. Nach ihrer Anerkennung und ihrem Aufstieg aber verdrängten und verboten die Christen die anderen Götter. Um ihren Glauben weiter zu verbreiten, wurden Missionierungen nötig. Doch wie konnte ein Erfolg gewährleistet werden?

Eine Möglichkeit war die Integration anderer Religionsbestandteile in die eigene. Um die Menschen von ihren „heidnischen“ Göttern abzubringen, war es wichtig ihnen eine ähnliche Alternative zu bieten. Ein Beispiel bildet unser Tannen- bzw. Weihnachtsbaum. Dabei war das Christentum nicht wählerisch lokale Bräuche zu übernehmen. Man hatte somit quasi ein „Trojanisches Pferd“ geschaffen. Lange Rede kurzer Sinn: In der Überlieferung sind uns viele einst als heidnisch bezeichnete Bräuche bekannt. Auch die Bauern behielten diese, trotz des christlichen Glaubens bei. In Sagen und Legenden begegnen uns Kobolde und Geister, aber auch die „alten Götter“. Wesen also die angeblich für Unheil sorgten und vor denen man sich schützen müsse.

Sie mussten immer herhalten, wenn es darum ging etwas eigentlich Unerklärliches greifbar zu machen. G. Groeger hat in seinem Werk „Kulturdenkmäler aus dem Merseburger Land“ solch eine Tradition festgehalten. Dabei handelt es sich um eine geisterhafte Erscheinung, „Roggenwolf“ genannt.

„Dagegen in dem leise wogenden Ährenfeld erblickten unsere Vorfahren den ebenfalls mit Wodan in Verbindung stehenden, gierig schleichenden geisterhaften Roggenwolf, dessen drohende Augen in der heißen, zitternden Luft flimmerten. Gegen ihn musste man sich schützen. Ganz in der Stille werden noch heute alte Gebräuche beobachtet, die dem Schutzzauber angehören, ohne freilich noch den Zusammenhang zu kennen. Die ersten drei Ähren befestigt der Mäher am Gürtel, um vor Kreuzweh bewahrt zu bleiben; eine Doppelähre steckt er an den Hut zum Schutz gegen Blitzschlag, die dreifach geteilte Ähre zieht er durch den Mund, um vor dem bösen Fieber, das der Blick des Roggenwolfes verursacht, geschützt zu sein.“

Man musste ihn mit der Sense in die letzten noch stehenden Ähren treiben, dann eine besonders große Garbe binden, mit einem Feldblumenstrauß schmücken und in die Scheune tragen. Dort erlosch seine Kraft. Eine solche Krankheit war durchaus real, kennt man sie doch unter dem Namen „Mutterkornbrand“. Der Mutterkornpilz trat vorwiegend in feuchten Jahren auf und war sehr resistent. Selbst wenn das Korn gemahlen und zu Brot verarbeitet wurde, war er weiterhin gefährlich und löste schwerste Krankheiten aus. Solch eine Krankheit wünscht man nicht einmal seinen ärgsten Feind und die Bauern waren trotz ihrer „Schutzmaßnahmen“ machtlos dagegen.

Quellen:

G. Groeger: Kulturdenkmäler aus dem Merseburger Land

http://www.halloween.de/neuigkeiten/monster-der-welt-teil-19-der-roggenwolf--44635

http://www.giftpflanzen.com/claviceps_purpurea.html