Sonntag, 28. Juli 2013

18. Beitrag - Gedenkjahre, Bischof Alberich


Jedes Jahr, in dem unsere Geschichte voranschreitet, gibt es mehr Jubiläen die gefeiert oder an die zumindest erinnert werden kann. Meistens bieten sich große Ereignisse wie Schlachten oder Verträge an. Oftmals gedenken wir aber auch an Todestagen großer Persönlichkeiten, zumindest denen wir die Größe, je nach aktueller Lage und Zeit, zuordnen.

Für das Merseburger Land gibt es etliche Persönlichkeiten, zu den wichtigsten unter Ihnen zählten die Bischöfe dieses Bistums. Da wir im Jahr leben, an dessen Ende die „3“ steht, sollen natürlich die Bischöfe im Vordergrund stehen, die in solch eine Jahr gestorben sind. Die Überlieferungen zu ihrem Leben oder ihren Taten sind nicht immer zahlreich. Für Merseburg können wir uns aber vor allem auf zwei Quellenwerke stützen, die Merseburger Bischofschronik und das Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg. Für ein besseres Verständnis und um es einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, übersetzte Otto Rademacher Anfang des
20. Jahrhunderts die Chronik und versah diese mit Anmerkungen.


Bischof Alberich 1050-1053

Laut der Bischofschronik ist über sein Leben kaum bis gar nichts bekannt. Stattdessen wurde ihm sogar unterstellt, dass er das Amt und das Bistum nicht würdigte.

„Dieser also war wie ein Licht unter einen Scheffel gesetzt, weil er die Leuchte seines Amtes nicht auf würdige Weise leuchten ließ und auch erzählenswerte Taten nicht hinterließ.“

Lediglich zwei Erwähnungen finden sich über ihn: Einer im Urkundenbuch, der andere im nicht mehr erhaltenem brevarium, eine Art Merkbuch. Weiterhin wird erwähnt, dass er am 2. April 1053 gestorben sei.

Das Urkundenbuch verrät leider nichts Weiteres über ihn selbst.

3. August 1050, Wurzen

Ob diese dem Alberich zugeordnet werden kann, ist nicht strittig, denn er wird explizit erwähnt. Kaiser Heinrich III. schenkte dem Bistum den Ort Nuwindorph im Burgwardsbezirk Libizken. Beide Orte sind schwer nachzuweisen und nicht sicher lokalisierbar. Vielleicht können wir heute doch noch herausfinden, wo der geschenkte Ort lag oder sogar noch liegt. Dafür gibt es in der Urkunde einen weiteren Hinweis, den Gau Szudici in der Grafschaft des Markgrafen Wilhelm. Im Urkundenbuch wurde vermutet, dass es sich hierbei um eine Wüstung bei Schkeuditz handelte. Vielleicht finden sich noch weitere Hinweise in der Urkunde, denn es wurde genau aufgelistet, was alles zu dem Ort gehörte:

Original                                 Übersetzung
areis                                       Bauplätze, Ebenen
edificiis                                  Gebäude
agris                                       Felder, Äcker
campis                                   freie Plätze
pratis                                      Wiesen
pascius                                  Weiden
terris cultis                             bestelltes Land
et incultis                                und unbestelltes Land
silvis                                       Wälder
venacionibus                        Jagdgebiete
aquis                                      Gewässer
aquarumque   decursibus    hervor strömende Quellen
molis                                       Mühlsteine, vielleicht aber auch Steinbrüche
molendinis                             Mühlen
piscacionibus                        Fischteiche bzw. Fischfanggebiete
exitibus                                   das Herausgehende
et reditibus                             und Einkünfte
viis                                          Straßen
et inviis                                   und Wege
quesitis                                  erworbenen Güter / gesammelte Schätze
et inquirendis                        und das Eingeforderte (Abgaben)
et cum omni iure                   und mit allem Recht
et utilitate                               und Nutzen

Diese Formel existiert in dieser und ähnlicher Form in vielen anderen Schenkungsurkunden. Vielleicht aber finden Sie noch weitere Hinweise, wo dieser Ort Nuwindorph denn liegen könnte.


Quellen:

Rademacher, Otto: Die Merseburger Bischofschronik

Kehr, Paul Fridolin: Das Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg




Samstag, 20. Juli 2013

17. Beitrag - 7 Kaiser auf einen Streich ! - Teil II


Der letzte Beitrag der Serie handelte von dem Beginn des europäischen Kaisertums in der Antike. Ganz der römischen Tradition folgten zwei weitere Kaiserherrschaften. Die eine begründete Karl der Große zu Weihnachten im Jahr 800. Bereits über ein halbes Jahrtausend früher begann allerdings bereits die byzantinische Kaiserherrschaft, auch bekannt als das Oströmische Reich.


Ehe der Name in Istanbul geändert wurde, hieß die Stadt am Bosporus Konstantinopel und davor Byzanz. Das byzantinische Reich erstreckte nach Europa und Asien. Ganz in der Tradition Roms konzentrierte sich die Aufmerksamkeit des Reiches auf das Mittelmeer. Für den Großteil Europas galt, dass Latein die dominierende Allgemeinsprache war, wie heute das Englische. Der Unterschied bestand darin, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung diese Sprache verstand. Für das Oströmische Reich hingegen war das Griechische dominierend, auf allen Ebenen. Obwohl die Grenzen einem starkem Wandel unterlegen waren, umfassten diese Zeitweise Unteritalien, Griechenland, Makedonien, Zypern, die Türkei und viele weitere Gebiete.

Im 3. Jahrhundert war das Römische Reich stark gefährdet. An den Grenzen kam es immer häufiger und heftiger zu Auseinandersetzungen, so dass das Reich in Bedrängnis geriet. Eine zusätzliche Schwächung erlitten die Römer aber ebenso im Innern. Es war eine Zeit der Soldatenkaiser. Ein erfolgreicher Feldherr wurde von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen. Dieser musste seine Macht durchsetzen, da es aber zumeist bereits einen oder mehrere Herrscher gab, versuchten diese natürlich ihre eigene Macht zu behaupten. Der nun neue Kaiser setzte Feldherren ein, um seine ursprünglichen Gebiete zu verteidigen oder auch zu vergrößern.

Sie sehen schon was folgen musste. Es war ein Teufelskreis, denn auch diese Feldherren rückten nach. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts setzte sich Diokletian als Kaiser durch und er versuchte die Herrschaftspraxis zu reformieren. So bestimmte er die Einführung der Tetrarchie, der Vierkaiserherrschaft. Ein Seniorkaiser mit seinem Juniorkaiser beherrschte Westrom, der andere Seniorkaiser mit seinem Juniorkaiser Ostrom. Diese sollten aber im Einklang stehen um die Interessen des gesamten Reiches zu verteidigen. Sein Nachfolger Konstantin verlagerte die „Hauptstadt“ in die ehemalige griechische Provinz Byzanz. Er ließ die Stadt grundlegend sanieren und erweitern, zudem bekam sie nun den neuen Namen: Konstantinopel.

Nach dem Untergang Westroms im Jahr 476 verstand sich Konstantinopel bzw. Ostrom als einzig legitimer Nachfolger für die Gebiete des Untergegangen Weltreiches. Als Karl der Große im Jahr 800 zum neuen Römischen Kaiser ernannt wurde, blieb das natürlich nicht ohne Konflikte.

Nach anfänglichen Gebietsgewinnung, vor allem im Westen, schrumpfte das Herrschaftsgebiet im 7. Jahrhundert stark, zu zahlreich waren die äußeren Feinde. Im Westen entstanden neue Reiche, die mit zunehmend erstarktem Selbstbewusstsein ihre Herrschaft antraten. Perser, Araber, Avaren und Slaven waren nur einige der zahlreichen Feinde. Einige der Stämme, die sich um Konstantinopel herum ansiedelten, konnten militärisch, aber vor allem auch kulturell eingegliedert werden, so dass Byzanz die Chance hatte wieder zu erstarken. Verschiedene Dynastien gelangten an die Macht, schafften es sogar ihre Truppen wieder auf Eroberungsfeldzüge zu schicken und ihr Territorium auszubauen und zu festigen. Doch im Osten kam eine neue Bedrohung auf, der Byzanz nicht gewachsen war: Das Osmanische Reich. Während das byzantinische Territorium immer weiter schrumpfte und geschwächt wurde, riefen sie im westlichen Europa nach Hilfe. Vergebens. Am 29. Mai 1453 eroberten schließlich die Osmanen die Stadt am Bosporus und auch wenn noch einige byzantinische Städte ein paar Jahre länger den Angriffen widerstehen konnte, so war es doch letztlich nur die Galgenfrist vor der Eroberung.

Quellen:

Lexikon des Mittelalters Band II

Sonntag, 14. Juli 2013

16. Beitrag - Gründungsmythen


Beliebt in der Geschichtsschreibung unserer Welt sind Gründungsmythen. Sie dienen als Leitfaden und spenden uns eine Identität. Wir wollen uns ebenso an ihnen orientieren, wie wir diese nutzen, um unsere Geschichte eine feste Gestalt zu geben. Gründungsmythen sind zahlreich und oft durch die Menschen geprägt, die sie für sich nutzen wollten oder noch immer wollen.

Romulus wurde wie sein Bruder Remus durch eine Wölfin aufgezogen. Als Nachkommen des Gottes Mars, war es ihnen bestimmt eine zukünftige Weltmacht zu begründen. Der Germane Hermann bezwang die weit überlegenen Römer. Das Deutsche Reich wurde in Quedlinburg geboren, als Heinrich im Finkenherd die Königskrone angeboten wurde. Wir haben uns aber auch andere Mythen erschaffen, wie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. „Die Stunde Null“ und „Das Wunder von Bern“ kennen wir alle. Würden wir alle Mythen aus der Welt zusammentragen, so hätten wir ziemliche Platzprobleme. Deswegen soll es jetzt konkreter werden.

Heinrich I. (919-936) ließ Merseburg befestigen, da der Ort als Stützpunkt gegen die Ungarn dienen sollte. Dies geschah angeblich 922. Wir wissen aber, dass Merseburg als Burganlange bereits im Hersfelder Zehntverzeichnis auftauchte, also noch vor der Zeit Heinrichs.

„Andere behaupten freilich, daß Merseburg viel älter und bereits von den Römern gegründet worden sei, wie auch der Name Merseburg von dem römischen Kriegsgott Mars herrühre. [...] Ein Abbild des Mars soll sogar in Merseburg gestanden haben und angebetet worden sein.“ Weiterhin stand ein fränkischer Herrscher aus dem 5. Jahrhundert angeblich Pate für den Stadtnamen.

Blicken Sie zurück auf den zweiten Satz im zweiten Absatz. Fällt Ihnen die Gemeinsamkeit auf? Folgen wir dieser Mythisierung zurück zu den Wurzeln, so erscheint Merseburg auf einmal sehr trojanisch zu sein. Die römischen Feldherren waren fleißig, wenn es darum ging ihre Legionen ins Feld zu führen. Aber so tief im Feindesland ein dauerhaft befestigtes Kastell zu errichten, hätte dann doch an Wahnsinn gegrenzt.

Solche Tatsachenüberhöhungen finden wir des Öfteren in Quellen und Literatur. Für unsere Vorfahren waren diese Mythen nicht nur praktisch, denn man wollte mit ihrer Hilfe einen Rechtscharakter gewinnen. Fragen Sie sich selbst! Im Zweifelsfall zählt das Alter, und erst recht zählt es im Gewohnheitsrecht. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir weitere Beispiele zuschicken. Sätze wie: „Das war schon immer so“ bieten sich dazu an, genauer untersucht zu werden.   


Quellen:

Saal: Sagen der Region Merseburg

http://www.welt.de/welt_print/article4055127/Menschen-brauchen-Mythen.html

Sonntag, 7. Juli 2013

15. Beitrag - 7 Kaiser auf einen Streich ! - Teil I


Kaiser, ein Titel, der Macht, Glanz und Gloria versprüht. Das was ihn vom König unterschied, kam bereits zur Sprache. Nun aber soll mehr auf die Entwicklung des Kaisertums eingegangen werden. Woher stammt der Titel? Blieb seine Funktion über die Jahrhunderte hinweg gleich oder veränderte diese sich?

Es gibt einige Fragen auf die eingegangen werden müssen. Immerhin beherbergte Europa eine ganze Anzahl von unterschiedlichen Kaiser(titel). Über das antike Rom, dessen Spaltung in West- und Ostreich hin zu Byzanz und dem Heiligen Römischen Reich (deutscher Nationen) und dem Zarenreich Russland. Nicht vergessen dürfen wir Napoleon, die habsburgische und die deutsche Kaiserlinie. Sie sehen also, dass es viele Entwicklungsmöglichkeiten des Kaisertums gab, die je nach Nationen natürlich variieren konnte.   

1. Das (West-) Römische Reich
Nach dem römischen Bürgerkrieg im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. geriet die Republik in eine schwere Krise. Kurzum war der Sieger Namenspatron von dem Titel des Kaisers: Gaius Julius Caesar.
  
Nach dessen Ermordung war es sein Neffe Octavian, der die Zügel in die Hand nahm und die Mörder seines Onkels jagte. Caesar hatte sich vorher zum „Diktator auf Lebenszeit“ ernannt, war de facto ein Alleinherrscher. Dass dies im römischen Senat nicht besonders gut ankam, kann man sich denken. Octavian stellte sich wesentlich geschickter an. Er war zwar auch alleiniger Herrscher, nannte sich aber stets „Primus inter pares“ - „Erster unter Gleichen“. Man mag die Titel für eine Wortspielerei halten, in der Geisteswelt und der Identität der Römer waren diese Titel dafür umso wichtiger. Niemand wollte erneut einen König haben, galten diese doch als verderbt, ja geradezu als böse. Octavian, oder besser bekannt unter seinem Ehrentitel „Augustus (der Erhabene)“, stellte die Macht des Senates wieder her. Zumindest so weit, dass er bei allen Entscheidungen das letzte Wort hatte bzw. es seine Entscheidungen waren, die durchgebracht werden mussten.


Für Rom begann unter Augustus ein Goldenes Zeitalter. Das Reich expandierte und Rückschläge gab es kaum. Nach Jahren Alleinherrschaft verstarb Augustus im Jahre 14 n. Chr. Seine Nachfolger schafften es das Reich weiter kontinuierlich auszubauen. Unter Kaiser Trajan erreichte Rom seine größte Ausdehnung. Im 4. Jahrhundert schließlich erfolgte die Teilung des Reiches in Westrom und Ostrom, so dass quasi zwei Kaiserreiche geschaffen waren, die formell zusammengehörten. Schließlich endete die Herrschaft des letzten Kaiser Romulus Augustus und des römischen Reiches im Jahr 476. Das Oströmische Reich existierte weiterhin.


Augustus selbst schmückte sich bereits zu Lebzeiten mit einem weiteren Ehrentitel: „Caesar“. Der Gedanke dahinter war einfach, man muss allerdings verstehen, wie sich römische Namen zusammensetzten.

Gaius war der Vorname,
Julius der Familienname,
Caesar der Beiname.

Dieser bedeute so viel wie „der Herausgeschnittene“ und verweist auf seine für die damalige Zeit ungewöhnliche Geburt. Er kam, wie wir heute sagen würden, per „Kaiserschnitt“ auf die Welt. Damit unterschied er sich deutlich von den normalen Geburten, so dass es, zumindest nach seinem Tod, als ein Zeichen seiner Göttlichkeit gewertet wurde. Fortan schmückte sich nicht nur Augustus mit dem Beinamen Caesar, sondern auch viele andere seiner Nachfolger. Die Tradition lebte im Herrschaftsverständnis des Mittelalters, der Neuzeit und der Moderne weiter. Der Beiname bekam also den Rang eines Titels und im Zuge unserer Eindeutschung wurde als „Caesar“ der „Kaiser“.

Falls Sie sich, werte Leser, fragen was der Ausflug in die Kaisergeschichte(n) mit dem Merseburger Land zu tun hat, möchte ich eine einfache Antwort darauf geben. Um zu verstehen, weshalb Könige, Kaiser, Bischöfe und viele andere höhere Würdenträger so wichtig waren für unsere Identität, müssen wir deren Geschichte nachvollziehen können. Ich möchte Ihnen deshalb versuchen die Mentalitäten näher zu bringen. Denn selbst wenn das Merseburger Bistum nicht besonders groß war und auch die Pfalz immer weiter an Bedeutung verlor, so war der Ort Merseburg dennoch bedeutend und prägend für die Geschichte Deutschlands. Vielleicht können wir unsere Heimatgeschichte so besser in eine Gesamtbetrachtung rücken.

Quellen:

http://www.fsgeschichte.uni-freiburg.de/studium/prufungshilfen/uebersichten/kaiserzeit


Bilder:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/15/Giulio-cesare-enhanced_1-800x1450.jpg

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/66/Roemischeprovinzentrajan.png

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/eb/Statue-Augustus.jpg