Sonntag, 25. August 2013

22. Beitrag - Jagdschloss Granitz auf Rügen

Heute entfernen wir uns etwas weiter vom Merseburger Land. Es wird eine Reise in den nordöstlichen Teil der Bundesrepublik auf die Insel Rügen. Auf ihrer größten Erhöhung erhebt sich das Jagdschloss Granitz über Land. Es ist ein doch recht weiter und steiler Weg, den man nehmen muss, um heutzutage auf das Schloss zu gelangen. Zu Fuß oder per Pferdekutsche kann der Weg von Touristen gemeistert werden. Erst einmal oben angekommen, ist man froh für sich und die Pferde, dass der Pfad ein Ende genommen hat. Es ist von außen gesehen ein vergleichsweise schlichter Bau. 



Im inneren merkt man sofort, dass es in der Vergangenheit ein Jagdschloss gewesen war. So schmücken Trophäen, wie Geweihe und Felle, aber auch Waffen und Kunstgegenstände, die aus den erlegten Tieren angefertigt wurden, die heutigen Ausstellungräume. 


Das Schloss war im Besitz der Adelsfamilie Putbus. Dabei diente es nicht immer nur der Jagd. Nachdem der Stammsitz, dass Schloss Putbus, in den 1860er Jahren niederbrannte, ließ die Familie das Jagdschloss Granitz zu einem festen Wohnsitz ausbauen. Kein Wunder, denn schließlich entstand ein neues Heim nicht eben über Nacht.

Die umliegenden Wälder beherbergten jede Menge Wild, davon zeugen die Trophäen im Innern. 


Von oben hat man noch heute einen wunderbaren Blick auf das umliegende Land. 


Natürlich ist der Ausblick mit einer kleinen Schwierigkeit verbunden, denn man muss erst diese Wendeltreppe meistern und sollte nach Möglichkeit schwindelfrei sein. Für alle anderen heißt es: Nur nicht nach unten schauen!



Falls Sie sich fragen, was unser Merseburger Land mit dem Jagdschloss Granitz oder gar ganz Rügen verbindet, möchte ich Ihnen einige Vorschläge machen. Auf der Insel gab es eine Schwedenzeit, beginnend mit der Ankunft Gustav Adolf II., welcher ebenso in unseren heimischen Gefilden gegen die kaiserlichen Truppen kämpfte und in der Schlacht bei Lützen fiel. Im Jahr 1815 war Schluss, Rügen wurde auf dem Wiener Kongress preußisch. Merseburg und das umliegende Land gerieten ebenso in preußische Hände. Versuchen Sie sich selbst und Sie werden mit Sicherheit noch viele Gemeinsamkeiten entdecken!


Quellen:
Farin, Andre: Das Haus Putbus
Petrick, Fritz: Rügens Schwedenzeit 1648-1815

Samstag, 17. August 2013

21. Beitrag - 7 Kaiser auf einen Streich ! - Teil IV

Unser heutiger Ausflug führt uns in den Osten Europas, zur Monarchie des Doppelkopfadlers. Die Rede ist natürlich vom Reich der russischen Zaren. Doch zuvor müssen wir etwas zurückblicken, denn alles beginnt in Byzanz. Als die Osmanen 1453 vor den Toren Konstantinopels stehen, scheint es um die christliche Hoheit am Bosporus geschehen zu sein. Doch Russland wird sich nach dessen Verfall und der Florentiner Kirchenunion selbst zu einem „Dritten Rom“ stilisieren.

Man kann im 16. Jahrhundert ganz gewiss noch nicht von dem Russland sprechen, zu dem es sich erst noch entwickeln sollte. Vielmehr ist es wichtig einen kurzen Überblick zur Geschichte des Zarenreiches in den Anfängen zu geben. Dabei muss stark auf die allgemeine Entwicklung eingegangen werden, denn wieder einmal ist es unmöglich die sehr komplexen Vorgänge so auf den Punkt zu bringen, dass alle politischen und persönlichen Bewegungen erfasst werden. Russland war ein Vielvölkerreich. Konkret bedeutet es, dass es viele verschiedene Ethnien und Religionen in diesem riesigen Reich gab.

Der Begriff Zar, gleichzusetzen mit den Kaisertiteln Westeuropas, leitet sich von dem römischen Feldherren Gaius Julius Caesar ab. Diesen Titel führten ursprünglich bulgarische Herrscher, später gelangte dieser zum kleinen Fürstentum Moskau. So viele verschiedene Teilreiche es auch gab, so einfach möchte ich den Ablauf des Aufstieges zur europäischen Kaisermacht darstellen. Die ausgedehnten Urwälder schützten Moskau vor der „Goldenen Horde“, den Reitern des Dschinghis Khan. Es war ein großes Glück für das Fürstentum, denn so hatte es Zeit zu erstarken. Nachdem die umliegenden Fürstentümer erobert wurden, wandten sie sich den Ländern der Goldenen Horde und die der ehemaligen Kiewer Rus zu.

Die Kiewer Rus war ein ebenfalls großes Reich, welches im 13. Jahrhundert von den Mongolen erobert wurde. Im Selbstverständnis sahen die Moskauer Fürsten sich als Erbe dieses Reiches. Um dies zu verstehen, müssen wir in das 10. Jahrhundert zurückgehen, als eine byzantinische Prinzessin nach Kiew verheiratet wurde. Der Aufstieg zur Weltmacht beginnt unter Iwan dem Schrecklichen im 16. Jahrhundert. Fortan begann Moskau zu expandieren. Unter Peter dem Großen erfolgte im 17./18. Jahrhundert eine umfangreiche Modernisierung des Reiches. Ob Schiffbau, Armee, Politik oder Gewerbe, er war bestrebt sein Land an den Rest Europas anzubinden. Er war es auch, der St. Petersburg erbauen ließ, die fortan als neue Hauptstadt diente.

In St. Petersburg fand auch eine der dunkelsten Stunden der russischen Geschichte statt, als Soldaten die Zarenfamilie hinrichteten. Dabei hatten es Nikolaus II. Romanov und seine Vorgänger Jahrzehnte lang versäumt Reformen durchzusetzen. Hunger und bittere Armut förderten schließlich die Oktoberrevolution, die durch den
Ersten Weltkrieg erst ermöglicht wurde. Dieser große Krieg war es, der sämtliche Kaiserherrschaften in Europa ein Ende setzte.  

Quellen:

Kappeler, Andreas: Rußland als Vielvölkerreich


Sonntag, 11. August 2013

20. Beitrag - Floßgeschichten - Teil I

Man kann sagen, dass Holz seit jeher das Leben der Menschen bereichert hat. Als Europa zum größten Teil mit Wäldern bedeckt war, sahen es unsere Vorfahren vielleicht noch anders. Wälder erschwerten das Vorankommen. Wälder waren unheimlich, denn in ihnen wohnten die Geister. Wälder waren hinderlich, denn in ihnen konnte man keine Feldfrüchte anbauen.
Die Vorteile überwogen dennoch: Wildfrüchte, Wildtiere, Bau- und Brennholz, Schutz vor Gefahren. Teilweise durch Brandrodung reduzierten Neusiedler den Holzbestand, denn die zurückbleibende Asche diente als wunderbarer Dünger. War zu Beginn das Bauholz wichtiger, so stieg der Energiebedarf im Laufe der Zeit drastisch an. Gerade im 16. Jahrhundert befanden sich Menschen des Heiligen Römischen Reiches in einer großen Umbruchphase. Die Entdeckungsfahrten erweiterten das Wissen und eroberten den Speiseplan. Martin Luthers Thesen der Reformationszeit und die Bauernkriege erschütterten das Reich. Kur- und Landesfürsten, aber auch viele kleinere Herrschaften versuchten ihr Territorium zu erweitern und zu festigen.

Es war aber auch eine Zeit, in der viele technische Neuerungen aufkamen und viele Fürsten spürten, wie ihr Geldvorrat schrumpfte. Ganz besonders galt es für überlebenswichtige Rohstoffe, wie Salz. Der Bedarf war im sächsischen Kurfürstentum enorm, Einfuhr und Zölle teuer. Dabei war der natürliche Salzreichtum bereits gegeben. In Halle an der Saale siedete man schon seit Jahrhunderten effektiv Salz. Der Bedarf an Brennholz war dabei relativ gering, da die dortige Sole hochkonzentriert und die Transportwege sehr kurz waren. Kurfürst August wollte die Produktion von Speisesalz ausbauen. Seine Idee war simpel: Die Errichtung weiterer Salinen in seinem Territorium. Seinen Erfolg bei diesem Unterfangen kann man als mäßig bezeichnen. Es entstanden zwar viele neue Salinen, die Konzentration deren Sole war dagegen sehr gering. Die Folge dessen war, dass umso mehr Brennholz benötigt wurde, selbst als in späterer Zeit die Gradierwerke immer ausgefeilter wurden.

Die geringe Konzentration der Sole war nicht das Hauptproblem. So wie die Anzahl der Menschen wuchs, so wuchs der Bedarf an Speisesalz. Geringe Konzentration bedeutete aber auch, dass mehr Holz verfeuert werden musste. Die ursprünglich riesigen Waldgebiete wurden knapp. Eine effektive Aufforstung fand noch nicht statt. August kaufte vielen Landadligen ihre Wälder ab, wenn sie diese aus Geldnöten verkaufen mussten. Doch auch das reichte nicht aus, um die Salinen dauerhaft zu befeuern. Neue und unerschlossene Gebiete mussten her! Das Erzgebirge rückte in den Blick des Kurfürsten, denn die dort vorhandenen Urwälder wurden bis dato nur selten genutzt. Die Sache hatte nur einen großen Haken, denn die Salinen standen nicht nebenan, sondern in Kötzschau, Teuditz, Poserna und noch an einigen weiteren Orten.       

Der Landweg wäre zu aufwendig gewesen und hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen. Der Lufttransport stand noch nicht zur Verfügung, also blieb nur der Wasserweg. Flüsse vom Gebirge in das Flachland waren vorhanden, allerdings nicht durchgängig bis zu den Zielorten. Es war wichtig Kanäle als Verbindung zwischen den Flussläufen zu errichten, damit das Holz schnellstmöglich das angestrebte Ziel erreichte. Die Idee des großen Elsterfloßgrabens war geboren.

Das oben gezeigte Bild ist eine Aufnahme des heutigen Abschnittes des Floßgrabens in Kötzschau. Es ist nur noch ein Rinnsal übrig geblieben, denn seine wirtschaftliche Bedeutung nahm über die Jahre hinweg drastisch ab.
 
Quellen:

Der Elsterfloßgraben. Geschichte und Gestalt eines technischen Denkmals. Leipzig 2006.

Sonntag, 4. August 2013

19. Beitrag - 7 Kaiser auf einen Streich ! - Teil III


Im Jahre 476 erlosch das Weströmische Kaisertum. Vorerst. Konstantinopel erhob Anspruch auf die Rechtsnachfolge, da aber die Kontrolle durch dauerhafte militärische Präsenz fehlte, war dieser Anspruch, zumindest der Realität nach, nicht sehr viel wert. Als Karl, König der Franken, Papst Leo III. ein sicheres Geleit nach Rom bot, änderte sich die Situation.  

Die Päpste erkannten in ihrer mehr oder weniger doch recht isolierten Situation in Rom, dass sie zur Mehrung ihres Ansehens und Vergrößerung ihrer Macht und ihres Einflusses einen weltlichen Arm brauchten. Zwischen den Vorfahren Karls und dem Papsttum bestand bereits eine Verbindung, denn seine Ahnen erlangten erst durch die Anerkennung durch die Kirche ihre herrschaftliche Legitimation. Nun aber brauchten die Päpste einen Schutzherrn, vor allem gegenüber ihrem eigentlichen Verbündetem Konstantinopel.

Bündnisse sind nie eine besonders gefestigte Sache, wenn die Entscheidungen von einzelnen Regenten getroffen werden, die an keine Verfassung gebunden sind, sondern durch Launen gekennzeichnet sind und durch Beratungen nach Gutdünken gelenkt werden. Insofern war es wichtig, wenn man zumindest mit Gewalt nicht weiter kam, einen anderen empfindlichen Punkt des Menschen anzugreifen:
Seine Seele. Denn diese war es schlussendlich, die den meisten Menschen heilig war und noch immer ist.

Zu Weihnachten des Jahres 800 beginnt also die Geschichte des Weströmischen Kaisertums neu an Fahrt zu gewinnen und das nach über 300 Jahren. Der neue Kaiser saß nun nicht mehr in Rom, sondern jenseits der Alpen. Der jeweilige Papst war selbst ein Herrscher, auch auf der weltlichen Seite. Somit kann man sagen, dass quasi zwei Kaiser zur gleichen Zeit um die Vorherrschaft bemüht waren. Nicht immer ging es glimpflich aus, der Gang nach Canossa von Heinrich IV. verdeutlicht es wohl am besten.


Nach Ansicht mancher Historiker beginnt die Geschichte Deutschlandes mit
Karl dem Großen im Jahr 800, manch anderer nimmt lieber Heinrich I. und das Jahr 919, als man diesem die Königskrone anbot. Betrachtet man es aber im Kontext der Zeit, so verstanden die Herrscher sich selbst als Könige des Heiligen Römischen Reiches, auch wenn später noch der Zusatz „deutscher Nationen“ hinzukam. Unter den gesamten Herrschern stechen einige hervor, die für das Bistum Merseburg ganz besonders wichtig waren.

Heinrich I., welcher die Kaiserkrone nicht annahm, dennoch erwähnt werden muss. Sein Sohn, Otto I., war der Begründer des Bistums, während dessen Sohn Otto II. die Auflösung genehmigte. Heinrich II., ein Urenkel des ersten Heinrich und aus einer Nebenlinie stammend, ermöglichte die Wiederherstellung des Merseburger Bistums und war dessen eifrigster Förderer.

Die langen und wechselvollen Beziehungen der Kaiser, Könige, Päpste und anderer Herrscher soll nicht an dieser Stelle wiedergegeben werden. Dafür wäre der Platz bei weitem nicht ausreichend.

Das Ende des Heiligen Römischen Reiches brachte ein anderes Kaisertum, das Französische. Napoleon Bonaparte krönte sich selbst 1804 zum Kaiser. Eine Legitimation durch den Papst brauchte er nicht, denn als Herrscher war er zu selbstbewusst. Mit seiner Armee überrennt er ganz Europa und zwingt den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen Franz II., in die Knie. Er muss die Kaiserkrone niederlegen und das Reich wurde de facto aufgelöst.


Quellen:

Le Goff, Jacques: Die Geburt Europas im Mittelalter

Lexikon des Mittelalters Band V