Sonntag, 29. Juni 2014

67. Beitrag - Propheten unserer Zeit? - RoboCop

Propheten und Wahrsager gab es in der Geschichte zuhauf und auch in unserer Zeit findet sich noch so manch ominöse Gestalt. Sicherlich kennt fast jeder Europäer Nostradamus, immerhin wurden seine Prophezeiungen ausgedeutet, wie kaum unzählige andere. Zudem sollten wir uns an den Mayakalender erinnern, der uns den nahenden Weltuntergang vorhergesagt hatte, wie manch ein Verschwörungstheoretiker vermutete. Und was wären wir ohne die ständigen Prophezeiungen der Zeugen Jehovas über das Datum des Weltunterganges? Heute soll es um all das NICHT gehen. Stattdessen schweifen wir ab und blicken in Richtung Hollywood auf die Filme der 80er und frühen 90er Jahre. Weshalb? Weil so mancher Film in der Zukunft angesiedelt worden ist. Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2014 und leben damit quasi in der Zukunft.

Vorsicht - Spoiler!

Film

Die Welt der näheren Zukunft ist eine Dystopie. Gewalt und Verbrechen bestimmen den Alltag. In Südafrika herrscht eine „weiße Militärregierung“, die in den Besitz einer französischen Neutronenbombe gelangt ist und die mit dieser Waffe ihre Herrschaft absichert. In Mexiko herrscht ein Bürgerkrieg und die mexikanische Regierung kämpft zusammen mit US-Truppen gegen die Rebellen. Es ist eine zutiefst zynische Welt geworden, so bewirbt eine Gesellschaftsspiel Firma ihr neustes Spiel „Nukem“ - es geht um den spielerischen Einsatz von Nuklearwaffen, ähnlich wie
„Schiffe versenken“ - mit den Worten „Vernichte sie, bevor sie dich vernichten!“ Während einer anderen Szene werden Passanten gefragt, was diese von einem Streik bei der Polizei halten und ein Arbeitsloser antwortet:

„Dies ist ein freies Land hier. Frei ist aber eigentlich nichts, weil hier nichts sicher ist. Du stehst allein da. Gesetz des Dschungels.“

Während die Multimediatechnik nur langsam vorangeschritten ist, hat sich die Waffentechnik erheblich weiterentwickelt. Kampfroboter sollen in Serienproduktion gehen, die jedoch noch über eine eingeschränkte künstliche Intelligenz verfügen. Treppen stellen deswegen ein unüberwindbares Hindernis dar. Um Angriffen auf die Vereinigten Staaten ihren Schrecken zu nehmen, wurde ein Laserabwehrsystem im Weltraum stationiert, welches jedoch nach einer Fehlfunktion auf mehrere Stellen in den Staaten schoss und mehrere ehemalige Präsidenten getötet hat. Zudem ist ein Flug ins All anscheinend sicherer geworden und auch die künstliche Schwerkraft wurde entwickelt, immerhin ist der Präsident der Vereinigten Staaten auf Besuch einer Raumstation. Zudem hat die technische Entwicklung ein paar Vorteile zu Stande gebracht, denn künstliche Organe kann man sich jederzeit transplantieren lassen, wie das im Film gezeigte künstliche Herz. Menschen können mit Hilfe von Robotertechnik wiederbelebt und „verbessert“ werden.

Der Ort der Filmhandlung ist Detroit. Die ehemalige pulsierende Metropole ist pleite, Arbeitslosigkeit, Gewalt und Verbrechen bestimmen das Stadtbild. Die reiche Oberschicht kokst und Menschen sind nur eine etwas bessere Handelsware. Die Würde des Menschen ist quasi nicht existent. Die Polizei wird zum größten Teil privat finanziert, ihre Ausrüstung ist durchschnittlich, die Fahrzeuge und die Ausstattung wirken jedoch rustikal. Der Konzern OCP hat die Vision aus Detroit die Stadt
Delta City zu erschaffen, eine Stadt ohne Verbrechen und ganz nach ihren Vorstellungen. Die Konzernchefs sichern sich Programmierungen gegen ihre eigenen Schöpfungen und lassen Verbrechen begehen, um die Konzernpolitik zu legitimieren.

Realität

Bürgerkriege in der Ukraine, im Nahen Osten, in Asien und Afrika prägen die tägliche Berichterstattung. Der Iran wird verdächtigt nach Atomwaffen zu streben und auch der Besitz dieser Instrumente der Zerstörung in vermeintlich sicheren Händen könnte schnell zur Katastrophe führen, denn je mehr Länder über Atomwaffen verfügen, desto weniger Schrecken verbreiten sie.

Die Computer- und vor allem die Unterhaltungstechnik haben sich enorm weiterentwickelt. Statt Kampfroboter sind es die Drohnen, die die Kriege der Gegenwart bestimmen. Zwar werden auch sie noch von Menschen gesteuert, die Entwicklung der künstlichen Intelligenz schreitet aber stets weiter voran. Mit Hilfe von Satelliten lassen sich schon komplexe Systeme autonom bewegen. Schauen Sie sich doch einfach einmal an, was gerade im Automobilbereich für uns zum Standard geworden ist. Gegen Ende der 1980er Jahre waren Autoradios das Nonplusultra an Luxus. Und heute? Einparkhilfe, Navigationssysteme, Multimediaunterhaltung, Internet...

Mit der Aussage, dass Detroit pleite ist, traf der Film voll ins Schwarze. Sogar ein Vorläufer von GPS ist zu sehen, doch möchte ich Ihnen noch nicht zu viel verraten. Der Film ist zutiefst zynisch, jedoch wirkt er harmlos im Vergleich zu dem Zustand unserer Welt in der Gegenwart. Die Rollen von Gut und Böse waren im Film eindeutig verteilt. Anders als in der Realität wusste man, auf welche Seite man sich schlagen sollte. Die Aggressoren unserer Realität sind die USA, Russland, China, Nordkorea, diverse Konzerne, Geheimdienste... Die Liste ist lang, falsch und richtig schwer zu trennen und manchmal doch das gleiche. Denn was richtig und was falsch ist sind zwei sehr subjektive Begriffe, über die sich Generationen von Politikern, Philosophen und viele andere Menschen seit jeher streiten.

P.S.: Im Film wird uns vorgeführt, dass sich die Unterhaltungsindustrie auf der untersten Ebene bewegt. In der Realität ist sie meist um einiges grausamer.

Quelle:

RoboCop (1987)

Sonntag, 22. Juni 2014

66. Beitrag - Der beste Bischof aller Zeiten?

Berühmter noch als der Merseburger Bischof Thietmar ist nur einer, zumindest in unseren Gefilden. Natürlich meine ich Thilo von Trotha! Dieses Jahr werden im Merseburger Dom die Feierlichkeiten zu dessen 500. Todestages begangen.


Er gilt uns heute als legendärer Kirchenfürst. Seine Karriere begann in Magdeburg, wo er zunächst als Propst tätig war. Anschließend kam er als Kanoniker nach Merseburg. Der Chronist beschreibt ihn als einen „Mann von Geist, Mut und Verstand […] Er war klug, voll verständiger Überlegung und wunderbarer Einsicht, in geistlichen Dingen eifrig, in weltlichen tätig“. Seine Amtszeit währte lange, denn auf dem Bischofsstuhl saß er von 1466 bis 1514. Mit seinem Propst namens Johannes Naustadt geriet er heftig in Streit, vermutlich der Finanzen wegen. Laut der Chronik ließ Thilo den Propst ins Gefängnis werfen, anschließend aber wieder auf freien Fuß.

In den 1480er Jahren drangen die Grafen von Mansfeld mit Waffengewalt in das Bistum ein. Begleitet von seinen treuen Ergebenen und einer Schar Krieger aus Leipzig ritt er den Grafen entgegen und demonstrierte seine Macht im Mansfelder Gebiet. Zwei Paukenschläger kündigten dabei überall sein Nahen an. Ob die Streitigkeiten tatsächlich in diesem Maß abliefen, ist nicht überliefert. Wir wissen von Unstimmigkeiten, denn das es wegen Einkünften öfters mal zum Streit kam, war nichts Ungewöhnliches. Gerade als Bischof griff man eher selten zu den Waffen, verursachten Kriegszüge und deren Folgen doch enorme Kosten.

Bekannt ist Thilo noch heute als Bauherr. Die Neugestaltung des Merseburger Domes und der Neubau des Schlosses waren sein Verdienst. Als Einnahme- und Nahrungsquelle ließ er drei Teiche errichten, zwei in Schladebach, einen in Merseburg vor dem damaligen Gotthardstor. Warum aber gleich zwei Teiche in Schladebach? Dies hing mit der Struktur der Schlossversorgung im Bistum zusammen. Jedes der bischöflichen Schlösser erhielt verschiedene Ortschaften zugeteilt, die dieses zu versorgen hatten. So gehörte Kötzschau zum Lützener Schloss, Schladebach allerdings zum Merseburger. Der neu angelegte Gotthardsteich wurde Fluch und Segen zugleich. Der Fisch konnte die Menschen zwar ernähren, ihr Lebensraum richtete aber im Winter des Jahres 1504 große Schäden an. Infolge der Versäumung die Schutzgatter hochzuziehen und Wasser aus dem Teich abzulassen, kam es zu einer Überschwemmung in der Stadt. Zuvor durchbrachen Eisschollen die Mauer. Bei dieser Tragödie kamen 9 Menschen ums Leben. Dies sagt einiges aus über die Stärke der damaligen Stadtmauer und der Wucht des Eises.

Dies war noch längst nicht alles was in seiner langen Amtszeit geschah. Wer mehr wissen möchte, sollte deswegen unbedingt nach Merseburg kommen und die Sonderausstellung vom 10. August bis 02. November dieses Jahres besuchen.

Quellen:

http://www.strassederromanik.de/media/bilder/bildergalerie/tn800x800_thilo_von_trotha_1.jpg


Rademacher, Otto: Die Merseburger Bischofschronik.

Samstag, 14. Juni 2014

65. Beitrag - Woher stamme ich? - Wortherkunft Pflege und ambulant

Kommunikation ist der zentrale Bestandteil unserer Gesellschaft. Wir reden permanent, wir lästern und tratschen, wir sprechen uns gegenseitig Mut zu und wir können mit unserer Stimme viele Gefühle ausdrücken. Unsere Amtssprache ist das Deutsche, doch immer mehr englische Wörter schwappen in unseren Wortschatz. Im Büro werden Dokumente eingescannt, wir shoppen in Stores und Computer sowie Smartphones beherrschen den Alltag. Manche der fremdsprachigen Wörter haben wir uns zu eigen gemacht, einige eine eigene Bedeutung gegeben und wieder andere würden wir am liebsten komplett aus dem deutschsprachigen Wortschatz verbannen. Doch haben Sie sich schon einmal gefragt, ob unsere vermeintlich deutschen Wörter nicht selbst aus anderen Sprachen stammen?

Im Gesundheitswesen kommt der Pflege eine immer größere Bedeutung zu. Pflegen hat mehrere Bedeutungen: Etwas anhaltend ausüben, etwas betreiben oder sich im jemanden sorgen und kümmern. Das Wort selbst lautete bereits im althochdeutschen Sprachgebrauch phlegan (8. Jahrhundert) und im Mittelhochdeutschen phlegen. Schon damals besaß es die Bedeutung, dass man sich für jemanden einsetzt oder sich um jemanden sorgt. Während man heute im englischen Sprachgebrach für die Pflege das Wort care nimmt, lauteten das altenglische Wort dafür pleon. Eine weitere Bedeutung wird heutzutage auch gern übersehen, denn Pflege hat immer etwas Nachhaltiges im Sinn gehabt, denn eine Gepflogenheit wird schließlich auch langfristig betrieben. Der Pfleger war der phlegari. Er war der Beschützer und Hüter, aber auch der Aufseher, der Vorsteher, der Vormund oder der Verwalter.

Als ambulanter Pflegedienst ist man stets auf Achse, aber warum bezeichnet man ihn dann nicht als fahrender Pflegedienst? Dabei handelt es sich um eine Bezeichnung, die man mit als wandernd oder umherziehend versteht. Einfach ausgedrückt ist man nicht ortsgebunden bei der Ausführung seiner Tätigkeit. In der Medizin ist es schlicht und ergreifend als das Gegenteil zum stationären Bereich. Das Wort hat eine kleine Reise hinter sich gebracht. Wir haben es aus Frankreich übernommen, denn auch dort hieß es ambulant. Doch auch die Franzosen haben es übernommen, nämlich von den Römern. Bei ihnen hieß das Wort ambulare und übersetzt heißt es so viel wie umhergehen. Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts jedoch wird der Begriff in der Medizin intensiv genutzt.

Bei der Pflege kommt es auf zwei wesentliche Dinge an: Die medizinische Versorgung und die seelische Fürsorge. Zudem treffen wir eine Vorsorge, die schlimmere Folgen verhindern soll. Bei der Sorge handelt es sich eigentlich um ein Wort des Kummers, der Befürchtung und Angst. Egal ob im gotischen, im angelsächsischen, im alt- und mittelhochdeutschen oder im nordischen Sprachgebrauch, stets kann man den uns bekannten Begriff sofort erkennen. Bei dem Versorgen wird es besonders interessant, denn von der Bedeutung her heißt es übersetzt „sich aufhören zu sorgen“. Aber auch besorgen, also sich große Gedanken um etwas zu machen, hat gleichzeitig die Bedeutung des Beschützens. Während wir diese Bedeutung bereits seit dem frühen Mittelalter, wenn nicht sogar noch länger kennen, kennen wir die Bedeutung der heutigen Fürsorge für einen Menschen erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts.

Quelle:

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Sonntag, 8. Juni 2014

64. Beitrag - Pfingstbierzeit!

Pfingstbier ist keine Tradition, die es erst seit einigen Jahren gibt. Nach der harten Feldarbeit, bot jede Möglichkeit zu feiern eine Abwechslung. Keine kirchlichen Gebote oder Lärmschutz standen der feierwütigen Meute dabei im Weg. Der meist einzige, der dieses Verhalten kritisch ansah, war der Pfarrer. Immerhin sorgte er sich um das Seelenheil seiner Herde!

Feste Termine, wann das fröhliche Saufen begann, gab es nicht, stattdessen wurde einfach losgelegt.

In Kleinzschocher war es der Samstag.

In Pissen wurde zugesagt, nicht vor dem Dienstag nach Pfingsten anzufangen, was wiederrum bedeutet, dass während der Feiertage fröhlich gebechert wurde.

In Kötzschau wachten Julius und Wolf von Burkersroda streng darüber, dass die Feiern erst nach der Predigt begannen.

Besonders interessant war eine spezielle Tradition in Zweimen. Die jungen Männer haben einen „Kuhbischof“ erst geweiht und anschließend gesegnet. Der Kirche missfiel dies natürlich aufs Äußerste! Diese ist uns sicher überliefert, ob es auch auf andere Orte zutraf, kann nicht 100%-ig geklärt werden.

In Muschwitz fing man lediglich zu zeitig mit trinken an.

Für die Obrigkeit stellte die Feierlaune meist ein großes Problem dar.  Tänze bis spät in die Nacht und ein Bier nach dem anderen sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Doch nicht in jedem Ort wurde das Pfingstbier begangen, dafür hielt man es nicht so streng mit den Sonn- und Feiertagen. In einigen Fällen gestattete sogar der adlige Gutsbesitzer die Ausschweifungen, wie in Beuna und Geusa.  

Es war nicht unüblich, dass man gerade in der Zeit nach der Reformation an Sonn- und Feiertagen arbeitete. Sogar während der Predigt wurde in einigen Orten ausgiebig gezecht, gearbeitet und manchmal auch beides zugleich. Zuweilen kam es vor, dass einige der Bauern ihre Waren nicht nur während der Predigt, sondern diese sogar währenddessen innerhalb der Kirche verkauften. 

Quelle:

Friedensburg: Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.