Mit
einer Tat spaltete ein Mann eine ganze Kirche, wenn auch eher unbeabsichtigt.
Kaum ein Ereignis wirkte sich so stark auf unsere Geschichte aus, wie die
Reformation. Die Kirche sah sich immer wieder Veränderungen unterworfen.
Verschiedene Reformbewegungen erfassten das christliche Europa, keine war dabei
so durchdringend, wie die Tat des Martin Luther. Für das Bistum Merseburg
bedeutete es de facto eine Auflösung der kirchlichen Herrschaftsgewalt.
Die
vielen Kirchen bestanden dennoch weiterhin und die Kirchendiener mussten ebenso
weiterhin versorgt werden. Wollte die neue Bewegung ihre Anhänger dauerhaft
binden, so mussten die Pfarrer gute Arbeit leisten. Diese hatten natürlich eine
höhere Motivation ihren Beruf auszuüben, wenn die Rahmenbedingungen stimmten.
Das beinhaltete damals bereits Einkommen, ein Dach über den Kopf und
regelmäßige Mahlzeiten. Dafür notwendig war allerdings erst einmal eine
Bestandaufnahme vor Ort.
Allgemeinhin
werden das 15. und 16. Jahrhundert als phasenweiser Übergang des Mittelalters
zu der Neuzeit gesehen. Die mittelalterliche Welt war keinesfalls statisch. Von
einem „dunklen Mittelalter“ kann nicht die Rede sein. Die Geschichte zeigt
immer wieder, dass Entwicklungen Zeit brauchen. 1492 kam es zu den Entdeckungsfahrten
des Kolumbus und der Wiederentdeckung der „Neuen Welt“. 1517 ist das Jahr des
Thesenanschlags Luthers. Keine zehn Jahre später erschütterte der Deutsche
Bauernkrieg das Reich. Man kann sich denken, dass solche Ereignisse sich tief
in das Bewusstsein der Gesellschaft einbrannten und die Menschen verunsicherten.
Der
Glauben war noch da im Merseburger Land, nur eben nicht immer besonders stark.
Man musste eine Lösung finden um Missständnisse aufzudecken und diese effektiv
zu beheben.
Den
Anfang bildete eine Kirchenvisitation.
Übersetzt
aus dem Lateinischen bedeutet „visitare“ so viel wie „besuchen“. In diesem Fall
sollte man aber eher von aufsuchen oder Kontrollbesuchen sprechen. Das Gebiet
des ehemaligen Hochstifts Merseburg war dabei in drei Ämter unterteilt. Die
Dreiteilung hatte einen einfachen Grund: Die Schlösser in Bad Lauchstädt und
Lützen mussten ebenso versorgt werden, wie der eigentliche Sitz in Merseburg.
Wie
lief solch eine Kirchenvisitation ab?
Eine
kleine Gruppe von Geistlichen reiste von Ort zu Ort. Es wurde anschließend ein
Bericht verfasst über die Einwohner selbst, die Geistlichen vor Ort und dem
Inventar der Kirche sowie über den Ortsansässigen Grundherr, falls es einen
gab.
Es
gab viele kuriose Begebenheiten und natürlich werden alle Ereignisse nach und
nach vorgestellt.