Das Merseburger Domgymnasium |
Begeben
wir uns auf eine Zeitreise in die Jahre nach der Reformation, als die neue
Kirche bemüht war viele Anhänger um sich zu sammeln. Um den Menschen Luthers
Lehre näherzubringen, war es notwendig das die Pfarrer und deren Zuhörer
überhaupt verstanden, was zu predigen war. Eine Übersetzung der Bibel ins
Deutsche war nur der erste Schritt. Als nächstes wurde sichergestellt, dass die
alten Prediger die neue Lehre angenommen hatten. Manche von ihnen konnten
jedoch nicht einmal lesen, geschweige denn schreiben, sofern wir den Quellen
Glauben schenken dürfen.
Die
neuen Kirchenherren legten Wert darauf, dass die Menschen zumindest eine gewisse
Grundbildung hatten. Diese zu vermitteln war Aufgabe der Pfarrer oder des
jeweiligen Küsters. Während erster vorwiegend für die Predigt zuständig war,
war Letzterer ein Angestellter der jeweiligen Kirche. Er war zuständig für die
Aufbewahrung und die Wartung der liturgischen Geräte, dass Läuten der Glocke
und der Vorbereitung des Gottesdienstes. Zudem war der Küster gleichzeitig der
Lehrer. Wir dürfen die Dorfschule von damals nicht mit einer heutigen Schule
vergleichen. Der Unterricht fand vermutlich in einem kleinen Raum statt,
vielleicht sogar der Wohnstube des Küsters selbst. Wo kein Platz war, musste
unter freiem Himmel unterrichtet werden. Die Kinder des Pfarrers hingegen
wurden meist von ihrem Vater selbst unterrichtet.
Auf
den Dörfern existierten im Prinzip nur zwei verschiedene Arten von Schulen: Die
Knabenschulen und die Mägdleinschulen. Jungs und Mädchen wurden meistens also
getrennt voneinander unterrichtet, doch in manchen Fällen scheint es so, dass
es gemeinsame Schulklassen gab. Größere Ortschaften, wie Schkeuditz, konnten
sich durchaus einen Schulmeister und weitere Angestellte leisten. Die Anzahl
der Bediensteten einer Schule darf allerdings nicht über die Anzahl der Schüler
hinwegtäuschen, denn selten kam man selbst in den Städten kaum über 30 Kinder.
Spergau konnte mit einer
Anzahl von 20 Schülern Punkten und Friedensdorf
kam immer noch auf 15 Kinder, welche die Schulbank drückten. Andernorts konnte
man froh sein, wenn eine Handvoll Schüler zusammen kamen. Je weniger es zu
unterrichten gab, desto schlechter war zudem die finanzielle Lage des Küsters.
Zwar verdiente er seinen Unterhalt auch mit anderen Tätigkeiten, dass Schulgeld
war jedoch ein wichtiges Zubrot für ihn. Zumindest sofern es bezahlt wurde,
denn um die Zahlungsmoral war es nicht immer zum Besten bestellt.
Quelle:
Friedensburg:
Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.
Bildquelle:
http://heimatblatt-merseburg.de/s/cc_images/cache_2419325330.jpg?t=1322921354