Am
15. Mai 1908 trat ein Gesetz im Deutschen Kaiserreich in Kraft, welches noch
für erhebliche Konflikte sorgen sollte. Im Zuge dessen vertieften sich die Spannungen
zwischen den Deutschen und der polnischen Minderheit noch weiter und eine
Annäherungspolitik rückte in weite Ferne. Das Vereinsgesetz erscheint
nur wie ein Gesetz unter vielen, jedoch bot §12 Platz für Proteste.
„Die Verhandlungen in öffentlichen Versammlungen
sind in deutscher Sprache zu führen.
[...]“
Zwar
sah das Gesetz vor, dass man auch eine andere Sprache für Versammlungen nehmen
konnte, jedoch musste es mindestens 72 Stunden vorher bei der örtlichen
Polizeibehörde angemeldet werden. Diese war wiederum dazu verpflichtet sich die
Sprache zu notieren und eine kostenfreie Genehmigung zu erteilen. Für uns mag
es sich banal anhören, doch das Konfliktpotenzial war enorm, gerade für die
vielen Minderheiten im Deutschen Kaiserreich.
Zu
der größten Gruppe gehörten dabei die Polen. Bereits seit der Gründung des
Deutschen Kaiserreichs 1871 gehörten sie zur Bevölkerung. Vorher war die
polnischsprachige Bevölkerung ein Teil Preußens. Für die Polen war es schwierig
sich zu integrieren. Seit dem ausgehenden Mittelalter bildete das Königreich
Polen mit dem Großherzogtum Litauen den eigenständigen Staat Polen-Litauen.
1697 ist Schluss damit, als Kurfürst Friedrich August der Starke von Sachsen
den Königsthron in Polen besteigt. Während des Großen Nordischen Krieges
wurde
(Sachsen-)Polen-Litauen stark geschwächt. Zerstörungen durch den Krieg und innere Unruhen verunsicherten die Bevölkerung, so dass es zu religiösen Auseinandersetzungen kam. Vorgebend als Schutzmacht der Protestanten aufzutreten, bilden Preußen, Russland und Österreich ein Bündnis. Diese drei Mächte wollten nur noch denjenigen Kandidaten auf dem polnischen Königsthron sehen, der ihnen genehm war. Letztlich endete es in mehreren Aufteilungen von
Polen-Litauen bei denen die „Schutzmächte“ sich das Land einverleibten.
(Sachsen-)Polen-Litauen stark geschwächt. Zerstörungen durch den Krieg und innere Unruhen verunsicherten die Bevölkerung, so dass es zu religiösen Auseinandersetzungen kam. Vorgebend als Schutzmacht der Protestanten aufzutreten, bilden Preußen, Russland und Österreich ein Bündnis. Diese drei Mächte wollten nur noch denjenigen Kandidaten auf dem polnischen Königsthron sehen, der ihnen genehm war. Letztlich endete es in mehreren Aufteilungen von
Polen-Litauen bei denen die „Schutzmächte“ sich das Land einverleibten.
Nach
dem Wiener
Kongress von 1815 versuchte die Preußische Regierung die
polnischsprachige Bevölkerung zu integrieren, wobei ihre Vorgehensweise über
weite Strecken als stümperhaft beschrieben werden muss. Zunächst verbesserte
die preußische Regierung die wirtschaftlichen und infrastrukturellen
Verhältnisse ihrer neugewonnenen Provinzen. Es war ein ständiges auf und ab in
der Politik, schließlich jedoch spitzte sich die Situation immer mehr zu. Die
Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 ließ viele Polen Hoffnung schöpfen,
selbst einen polnischen Nationalstaat gründen zu dürfen. Noch vor der
Reichsgründung forderten einige deutsche Vereine, dass statt Integration eine
Assimilation stattfinden müsse. Hier schritt die preußische Regierung ein und
dämpfte diese Forderungen ab. Spätestens 1894 jedoch gewannen die deutschen
nationalistischen Kräfte in den östlichen Provinzen an neuer Stärke, denn in
diesem Jahr gründete sich der Deutsche Ostmarkenverein. Dieser sah
sich als legitimer Vertreter der Regierung und trat als Schutzmacht des
sogenannten Deutschtums in den Provinzen auf. Gleichzeitig versuchte der Verein
massiven Einfluss auf die Politik und die Gesetze in Berlin zu nehmen.
Die
Politik des Ostmarkenvereins und die Gesetzgebung des Deutschen Kaiserreichs
brachten die polnischsprachige Bevölkerung in große Bedrängnis. Als das Vereinsgesetz 1908 in Kraft trat,
brachte es das Fass endgültig zum Überlaufen. Als Gegenreaktion wurde die Straź
gegründet, ein Verein, welcher sich als Verteidiger des Polentums sah. Von nun
an war eine Freundschaft zwischen den Kulturen unmöglich geworden. Die
polnische Nationalbewegung beendete schlussendlich nur, was die deutsche
Nationalbewegung begonnen hatte.
Vereine
hätten eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bilden
können. Dabei ging es nur offiziell um eine nationale Gesinnung, schließlich
brauchte man ja einen Grund für den Zwiespalt. Die Geltungssucht der jeweiligen
Anführer zeigt jedoch, wie sehr sie sich auf Kosten der anderen Menschen
profilieren wollten.
Quelle:
Grabowski,
Sabine: Der Deutsche Ostmarkenverein und die polnische Straź im Alltag des
Nationalitätenkampfes.
Heyde,
Jürgen: Geschichte Polens.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen