Krieg
und Glauben sind zwei Dinge, die sich manchmal nur schwer voneinander lösen
lassen. Der heutige Fokus der Medien liegt dabei meist auf einem
extremistischen Islam, doch ist nichts Neues dabei, wenn Kriege im Namen der
Religion geführt werden. Betrachten wir die Religionsgeschichte, ist wohl keine
der großen Religionen als durchgehend friedlich einzustufen. Denken wir an das
Christentum, fallen uns gleich mehrere Konflikte ein: Die Kreuzzüge, der
Bauernkrieg, der Dreißigjährige Krieg und und und... Neben diesen großen
Kriegen, existieren aber viele Nebenkriegsschauplätze. Deren Ereignisse blieben
meist weniger im kollektiven Gedächtnis, da es sich oftmals „nur“ um die
Verfolgung religiöser Minderheiten handelte. Die friedlichen Aspekte des Glaubens
kehrten sich dann schnell um und Fehlinterpretationen führten zu einem
aggressiven Glauben. Es existiert weiterhin der Begriff des wehrhaften
Glaubens, welcher eher defensiv als offensiv belegt ist. In mir weckt das Wort
„wehrhaft“
das Bild einer Burg und es passt perfekt zu unserem heutigen Thema.
Le Mont-Saint-Michelle in Frankreich. |
Die
Geschichte des Christentums ist eine Mischung aus Verfolgung und Eroberung,
Angriff und Verteidigung. Die Christen, anfangs von den Römern verfolgt,
konnten sie Rom im Westen und Byzanz im Osten zu Zentren ihres Glaubens machen.
Einer Ausbreitung über Europa waren nur dort Grenzen gesetzt, wo andere
Religionen bereits fest in der Kultur verwurzelt waren. Doch genau in diesen
Gebieten begann ein weiteres Kapitel des Christentums: Eroberung durch Missionierung. Um die Pracht ihres
Glaubens zu vermitteln, schufen Generationen von Künstlern Gemälde, Goldschmuck
und gewaltige Gebäude. Jedoch animiert Reichtum zum Rauben. Diese Darstellung
ist natürlich nur sehr vereinfacht, soll sie doch nur einen Zugang zum Thema
bieten.
Dort,
wo Klöster und Kirchen entfernt größerer Städte und Burgen entstanden, bestand
eher die Gefahr eines Raubüberfalls oder von Plünderung und Brandschatzung. Um
die Wehrhaftigkeit des Glaubens zu demonstrieren, aber auch um das eigene Leben
zu schützen, umgab man viele religiöse Stätten mit Wehrbauten und verwandelte
diese quasi in kleine Burgen. Betrachten wir zunächst einmal die Standortwahl.
Ein Hügel bot sich meist für einen Verteidigungsbau an. Eine aus der Landschaft
herausragende Kirche bot zudem die Möglichkeit ein weiträumiges Gebiet zu
überwachen. Doch ein Kirchturm macht noch keine Wehrkirche. Verallgemeinerungen
können nie eine absolute Sicherheit geben und so muss man den Bau vor Ort stets
auf seine Merkmale überprüfen, um festzustellen, ob die Kirche in der eigenen
Umgebung zu den Wehrkirchen zählt. Doch zurück zum Thema. gerade an Orten an
denen missioniert werden sollte, wurde die Kirche oftmals gegenüber dem lokalen
Heiligtum - möglichst erhöht - gebaut. Die Menschen sollten das Gotteshaus
immer im Blick behalten und gleichzeitig sehen, dass die Kirche über dem
althergebrachten Heiligtum thront. Es war die sanftere Methode die
Dorfbevölkerung zum Übertritt zu bewegen.
Wehrkirchen
dienten vor allem in unruhigen Gegenden dazu den Menschen Schutz zu bieten.
Eine Funktion, wie wir sie vor allem von den slavischen Burgwallanlagen her
kennen. Da es sich bei den Wehrkirchen nur um kleine Befestigungsanlagen
handelte, konnten sie schwerem Belagerungsgerät und ganzen Heerscharen nur sehr
begrenzt und nur für kurze Zeit widerstehen. Gegen Räuberbanden oder kleinen
Gruppen von Söldnern boten sie jedoch einen guten Schutz. Während im späten
Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit Feuerwaffen den Niedergang des
Rittertums und des Burgwesens beschleunigten, behielten die Wehrkirchen ihre
Funktion noch bis zum Dreißigjährigen Krieg hin. Gegen wenige Angreifer konnten
die Kirchen mit Steinen, einfachen Armbrüsten und leichten Feuerwaffen
verteidigt werden.
Quelle:
Heinz
Müller: Wehrhafte Kirchen in Sachsen und Thüringen.
Bildquelle:
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimILC2jojvvgLfdT_qR7Hbt4XNe-KYIkhYdltHOwtk9ybG5-_DYP1hkNwduQxiPn0zU5ynFLw29MpG2vZpJK7exPHl8Lp3OXpiwFU3Volo5PRMfNCYMid6y3mk58VZq5kRj0T8cltVWxbg/s720/357551570_2a5955d577_o.jpg
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