Für
Martin Luther hatten alle Dinge und alle Menschen eine festgefügte Ordnung. Für
ihn war eine feste und strenge Hierarchie selbstverständlich, ebenso wie mit
„Ungläubigen“ zu verfahren war und wie der wahre Glauben gelehrt werden sollte.
Er verglich das göttliche Recht mit dem Stadtrecht. Wer Bürger einer Stadt
werden und bleiben wollte, musste sich bestimmten Regeln und Gesetzen
unterwerfen. Bei einem Verstoß drohte die Entziehung des Bürgerrechts. Ähnlich
sollte mit denjenigen verfahren werden, die gegen das göttliche Recht
verstießen, soll heißen: Wer kein guter und gläubiger Christ ist, dem sei das
Himmelreich verwehrt und dieser müsse auf ewig in der Hölle schmoren. Niemand
aber, und dies ist entscheidend, solle zum Glauben gezwungen werden. Um von dem
göttlichen Recht zu erfahren, musste man aber wissen, wie es lautete. Heute: Die Zehn Gebote.
Das Erste Gebot
„Du sollst nicht
andere Götter haben.“
Gott
sollte von allen Dingen auf der Welt am meisten gefürchtet und zugleich geliebt
werden. Darüber hinaus sollte man ihm das größtmögliche Vertrauen
entgegenbringen.
Das Zweite Gebot
„Du sollst den Namen
Gottes nicht missbrauchen.“
Der
Name Gottes selbst galt bereits als zu heilig, als dass man unbedacht damit
verfahren sollte. Bei seinem Namen durfte nicht geflucht, nicht geschworen,
gezaubert, gelogen oder betrogen werden. Stattdessen riet Luther, man solle
Gott in allen Nöten rufen, beten in seinem Namen, seine Taten rühmen und ihm
danken, wenn einem Gutes widerfährt. Interessant ist, dass man aus den
Protokollen der Kirchenvisitationen immer mal wieder etwas von sogenannten Segensprechern hört. Diese betrieben ihr
Handwerk illegal und wurden meist aus dem jeweiligen Ort verbannt.
Das Dritte Gebot
„Du sollst den
Feiertag heiligen.“
Gemeint
mit dem Feiertag ist ein Tag der Ruhe, wie wir diesen auch kennen, also jeder
Sonntag. Die Predigt, an diesem Tag sei besonders heilig. Diese sollte nicht
verachtet, sondern gern gehört und gelernt werden. Für die Menschen des 16.
Jahrhunderts war es meist aber ein Arbeitstag wie jeder anderer. Sämtliche
anfallenden Arbeiten wurden durchgeführt. Während der Predigt betrieben die
Menschen auch gerne mal Handel oder folgten ihren normalen Tagesablauf.
Das Vierte Gebot
„Du sollst deinen
Vater und deine Mutter ehren.“
Die
strenge, von Luther bevorzugte Hierarchie zeigte sich bereits bei seinem
Familienbild. Den Eltern sollte Ehre vor Gott erwiesen werden. Ihnen zu dienen,
in allen Belangen zu gehorchen, sie lieb und teuer zu haben, zeichneten für
Luther gute Kinder aus. Die Eltern durften durch das Verhalten der Kinder nicht
wütend gemacht oder von ihnen verachtet werden. Die Hörigkeit gegenüber
Höhergestellten sollte so bereits in der eigenen Familie gefestigt werden.
Das Fünfte Gebot
„Du sollst nicht
töten.“
Dieses
Gebot gilt insbesondere für Menschen. Den Mitmenschen darf kein Leid zugefügt
werden. Nicht einmal der schlimmste Fall, also der Tod, war allein damit
gemeint. Dieses Gebot begann bereits bei der Verletzung eines Menschen.
Stattdessen mahnte Luther an, den Mitmenschen nach besten Kräften zu helfen.
Teilweise
besaß Martin Luther eine sehr spezielle Sichtweise auf die Dinge. Seine
Erfahrungen, die er auf Reisen und in seinen Ämtern sammelte, waren sicherlich
einer der Gründe dafür.
Quellen:
Friedensburg:
Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und
1578.
Luther:
Der kleine Katechismus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen