Das
Leben eines Bauern, vor Erfindungen wie Traktoren und Kunstdünger, war härter
und entbehrungsreicher als zur heutigen Zeit.. Er musste eine große Fläche
bewirtschaften und der Ertrag der Ernte war manchmal kaum mehr, als das was er
ausgesät hatte. Wetter und Krankheiten konnten seine Existenz und die seiner
Familie zerstören. Im Laufe der Jahrtausende bildeten sich die uns bekannten
Bauernregeln heraus, wie man also auf bestimmte Situationen reagierte oder was
das Wetter mit sich brachte, sollten sie aussagen. Tradition spielte dabei
ebenso eine große Rolle wie Religion und Aberglauben.
Um
bestimmte Sitten und Gebräuche zu verstehen, ist es wichtig den kulturellen
Kontext zu verstehen. Das Christentum, welches aus dem Nahen Osten stammte,
fand seinen Weg nach Europa durch das Römische Imperium im heutigen Italien.
Ursprünglich waren sie eine verfolgte Sekte. Nach ihrer Anerkennung und ihrem
Aufstieg aber verdrängten und verboten die Christen die anderen Götter. Um
ihren Glauben weiter zu verbreiten, wurden Missionierungen nötig. Doch wie
konnte ein Erfolg gewährleistet werden?
Eine
Möglichkeit war die Integration anderer Religionsbestandteile in die eigene. Um
die Menschen von ihren „heidnischen“ Göttern abzubringen, war es wichtig ihnen eine
ähnliche Alternative zu bieten. Ein Beispiel bildet unser Tannen- bzw.
Weihnachtsbaum. Dabei war das Christentum nicht wählerisch lokale Bräuche zu
übernehmen. Man hatte somit quasi ein „Trojanisches
Pferd“ geschaffen. Lange Rede kurzer Sinn: In der Überlieferung sind uns
viele einst als heidnisch bezeichnete Bräuche bekannt. Auch die Bauern
behielten diese, trotz des christlichen Glaubens bei. In Sagen und Legenden
begegnen uns Kobolde und Geister, aber auch die „alten Götter“. Wesen also die
angeblich für Unheil sorgten und vor denen man sich schützen müsse.
Sie
mussten immer herhalten, wenn es darum ging etwas eigentlich Unerklärliches
greifbar zu machen. G. Groeger hat in seinem Werk „Kulturdenkmäler aus dem
Merseburger Land“ solch eine Tradition festgehalten. Dabei handelt es sich um
eine geisterhafte Erscheinung, „Roggenwolf“
genannt.
„Dagegen in dem leise
wogenden Ährenfeld erblickten unsere Vorfahren den ebenfalls mit Wodan in
Verbindung stehenden, gierig schleichenden geisterhaften Roggenwolf, dessen
drohende Augen in der heißen, zitternden Luft flimmerten. Gegen ihn musste man
sich schützen. Ganz in der Stille werden noch heute alte Gebräuche beobachtet,
die dem Schutzzauber angehören, ohne freilich noch den Zusammenhang zu kennen.
Die ersten drei Ähren befestigt der Mäher am Gürtel, um vor Kreuzweh bewahrt zu
bleiben; eine Doppelähre steckt er an den Hut zum Schutz gegen Blitzschlag, die
dreifach geteilte Ähre zieht er durch den Mund, um vor dem bösen Fieber, das
der Blick des Roggenwolfes verursacht, geschützt zu sein.“
Man
musste ihn mit der Sense in die letzten noch stehenden Ähren treiben, dann eine
besonders große Garbe binden, mit einem Feldblumenstrauß schmücken und in die
Scheune tragen. Dort erlosch seine Kraft. Eine solche Krankheit war durchaus
real, kennt man sie doch unter dem Namen „Mutterkornbrand“.
Der Mutterkornpilz trat vorwiegend in feuchten Jahren auf und war sehr
resistent. Selbst wenn das Korn gemahlen und zu Brot verarbeitet wurde, war er
weiterhin gefährlich und löste schwerste Krankheiten aus. Solch eine Krankheit
wünscht man nicht einmal seinen ärgsten Feind und die Bauern waren trotz ihrer
„Schutzmaßnahmen“ machtlos dagegen.
Quellen:
G.
Groeger: Kulturdenkmäler aus dem Merseburger Land
http://www.halloween.de/neuigkeiten/monster-der-welt-teil-19-der-roggenwolf--44635
http://www.giftpflanzen.com/claviceps_purpurea.html