Walter
Saal war es, der einst die Sagen des Merseburger Landes sammelte und diese
veröffentlichte. Doch auch er war nur ein Menschen, der nicht alle Sagen kannte
und kennen konnte. Aus diesem Grund und ihm zu Ehren möchte ich Ihnen heute von
einer Sage berichten, die er nicht in seinem Werk aufgenommen hatte.
Die
Sage vom Drachen zu Eisdorf
Es
war die Zeit von Vater August, wie die Menschen ihren Kurfürsten nannten. Da
begab es sich, dass Frauen und Männer im kleinen Örtchen Eisdorf viel
Gotteslästerung betrieben, so dass nicht einmal der neue Pfarrer Salomon
Hofmann Grimmensis mächtig genug war ihnen entgegenzutreten. Sein Helfer, der
Küster, war ebenso nicht daran interessiert ihm zu helfen. Waren er und sein
Weib doch sehr zänkischer Natur.
Abgesandte
der Kirche besuchten diesen Ort, sollten die Gebrechen doch aufgedeckt und
beseitigt werden. Man lauschte den Nöten des Pfarrers und versprach ihm Hilfe
zu gewähren. Sechzehn Jahre gingen ins Land, als wieder die Abgesandten der Kirche
den Ort betraten. Der Gotteslästerung war tatsächlich Einhalt geboten worden,
so dass man nur noch selten ein böses Wort vernahm. Doch der Ort blieb nicht
verschont von Unheil. Ein halbes Jahr vorher ging eine Seuche um und forderte
viele Opfer. Man konnte es sich nicht erklären was geschehen war, aber es gab
Gerüchte und viel wurde gemunkelt. Die Abgesandten erfuhren von einem Drachen,
welcher sich einer der Dorfbewohner hielt.
Die
Angst aber war zu groß, als dass man sich traute diesem entgegenzutreten.
Selbst der Pfarrer und die Abgesandten selbst hatten Angst in die Nähe des
besagten Hauses zu gehen. Also sandte man nach Hilfe zum Lauchstädter Schloss,
denn Drache musste zweifelsohne erlegt werden, war er doch ein Tier des
Leibhaftigen selbst!
Doch
leider kennt niemand den Ausgang der Geschichte. Vielleicht war es gar kein
Drache, aber das Geschrei konnte unmöglich von einem anderen Wesen stammen!
Manche meinen, dass ein tapferer Ritter im Zeichen des Heiligen Georgs dem
Untier entgegentrat, manche schwuren der Drache entflog einfach der Nacht.
Derjenige, welcher den Drachen hielt, trat hiernach selbst nie wieder in
Erscheinung.
Ob
sich diese Geschichte so zugetragen hat? Vielleicht. Immerhin ist es eine Sage
und das ein Körnchen Wahrheit in ihr steckt, kann jeder nachlesen, der es
möchte. Die Visitatoren der Kirche selbst berichteten von dem Vorkommnis.
Quelle:
Friedensburg:
Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.
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