Bistum und Bischof
sind in der Geschichte Merseburgs eng miteinander verwoben. Kaum ein Aspekt des
geistlichen und weltlichen Lebens entging einem Bischof. Die Anforderungen an
solch einer erwählten Person waren dabei enorm. Er sollte die Reichtümer des Bistums
mehren, gleichzeitig aber bescheiden bleiben. Er sollte weltliche Politik
betreiben, während er die Oberaufsicht über die religiösen Belange hatte. Seine
Handlungen konnten ein Bistum zu Reichtum und Ehre führen. Oder zu Armut und
Schande. Wichtig dabei bleibt aber immer eines: Jede Generation urteilt anders,
jeder Mensch hat einen eigenen Blickwinkel auf die Geschichte.
Das Merseburger
Bistum war seit Gründung und Wiederherstellung schon immer ein sehr kleines
Bistum. Es hatte nur geringe Chancen sich zu vergrößern, sei es durch
Schenkungen oder Kauf. Vielleicht war es gerade die Kleinheit des Bistums, was
Bischof Wynither davon abhielt ein strebenswerter Bischof zu sein. Zumindest
wenn man der Merseburger Bischofschronik folgt, denn der Chronist lässt kein
gutes Haar an ihm. Heute wollen wir seiner Spur folgen. Nicht viel ist über ihn
bekannt. Sein Vorgänger Woffo hatte bis zu seinem Tod am 15. April 1062 das Amt
inne. Wynither folgte ihm auf den Bischofsstuhl, jedoch ist nicht genau bekannt wann. Aus der
Chronik geht hervor, dass das Amt lange Zeit verwaist war. Überhaupt ist die
Chronik sehr widersprüchlich, was den Zeitpunkt des Wirkens des Bischofs
angeht:
„Er hatte sich
nämlich vorgenommen [...] nur den dritten Teil des Jahres im Amte zu leben, die
beiden anderen Drittel aber auf seinen Erbgütern dem Vergnügen zu widmen.“
Unweigerlich muss man
sich fragen, woher der Chronist dies so genau wusste. Tatsächlich erscheint
solch eine Aussage recht seriös zu sein, doch laut Angabe der Chronik wird
Wynither als Bischof nur für das Jahr 1063 aufgeführt. Er starb sogar in jenem
Jahr bereits am 24. März. Lange Zeit für Verfehlungen kann er also nicht gehabt
haben, zumal der Bischofsstuhl anscheinend doch recht lang „vereinsamt war“, wie es
heißt. Und tatsächlich, bereits 6 Wochen nach seiner Einsetzung fand er den
Tod. Für den Chronisten wurde Wynither als Fluch empfunden, kein Wort des Lobes
kam über seine Lippen, geschweige denn zu Papier.
„Er wurde also
unserer Kirche gegeben, betrieb aber nicht das Amt eines Hirten, sondern lebte
in der Eitelkeit des Fleisches zügellos dahin.“
Und weshalb blieb er
eigentlich dem Amt so fern?
„Denn er verachtete
die kleinen Verhältnisse unseres Bistums, sowohl die Geistlichen wie die
Dienstleute“
Seine Abneigung
könnte allerdings auch auf Gegenseitigkeit beruht haben, immerhin wissen wir
nichts darüber, was die Geistlichen und die Dienstleute über ihn dachten. Und
wir erfahren ebenso wenig etwas über die Vorgeschichte der handelnden Akteure,
also ob bestimmte Familien vielleicht in Konkurrenz zueinander standen.
Was also gibt es noch
über ihn zu sagen?
„Durch solche und
andere Dinge, die zu sagen Sünde sind oder anmaßend sein könnte, verstrickt,
stürzte er, wie ein Pferd in den Zügeln, dahin in den Abgrund und in die Grube
des Verderbens, das er hätte voraussehen können, aber zu vermeiden zu lässig
war.“
Den Zorn des Heiligen
Laurentius und die Rache Gottes beschwor er mit seinem Verhalten herauf, daran
ließ auch der Chronist keinen Zweifel! Doch selbst im Tode war er noch
unangenehm, hinterließ er der Kirche lediglich ein Halsband von sehr großem
Wert.
Der Bau des Bischofs Tebartz-van Elst, der viele Millionen Euro verschlingt, sollte man daher
vielleicht im historischen Zusammenhang sehen. Traditionell entsprangen die
Bischöfe dem Adel, welcher meist über viel Geld und Ländereien verfügte. Daher
war es natürlich, dass man seine neue Wohnstätte dementsprechend großzügig
gestalten wollte. Die Geschichte ist voll von solchen Bischöfen, aber vielleicht
ist auch das einfach nur die Tradition, die solch ein Amt mit sich bringen
kann.
Quelle:
Rademacher,
Otto: Die Merseburger Bischofschronik
Interessant:
http://www.n-tv.de/panorama/So-leben-die-deutschen-Bischoefe-article11555661.html