Der süße See. Über
ihm erhebt sich Schloss Seeburg. Es war das Zuhause einer der bedeutendsten
Adelsfamilien unserer Heimat, der gleichnamigen Familie von Seeburg. Erzbischof
Wichmann war es, der nicht nur das Erzbistum Magdeburg erweiterte, sondern
ebenso das kleine Bistum Merseburg nicht aus den Augen verlor. Es im Blick zu
behalten war allerdings nicht einfach. Bedenkt man seine Pflichten und all die
anderen Verwaltungsaufgaben, kann einem schnell schwindlig werden. Als
Erzbischof oblag es ihm die anfallenden Glaubensfragen zu klären. Dabei war die
weltliche Korrespondenz ebenso aufwendig. Nun war Magdeburg im 12. Jahrhundert
im Begriff zu wachsen. Die Bevölkerung wuchs und mit ihr der Handel.
Es ist aufregend zu
sehen, wie eine Bürgergemeinde so ein Selbstbewusstsein entwickelt, dass diese
sich selbst zur Stadt erhob und dies alles ohne eine Beurkundung! Heutzutage
mag es sich vielleicht banal anhören, zu Zeiten Wichmanns aber war es eine
große Sache. Und es war durchaus gefährlich! Erwischten sich beide Parteien auf
dem falschen Fuß, so waren Konflikte in Reichweite. So waren die Erzbischöfe
die eigentlichen politischen Entscheider. Eine selbstbewusste Bevölkerung aber
möchte früher oder später am politischen Geschehen teilnehmen. Nun hieß es klug
zu handeln! Und er tat es. Mit seinen Handlungen unterstützte er die städtische
Selbstverwaltung. Schließlich bekam Magdeburg eine Urkunde ausgestellt, die es
endgültig zur Stadt erhob. Wichmann jedenfalls galt als einer der weisesten
Köpfe seiner Zeit. Er versuchte stets zwischen verschiedenen Konfliktparteien
zu vermitteln, wie zwischen König Friedrich Barbarossa und Herzog Heinrich den
Löwen von Sachsen. Nun war Heinrich nicht leicht in Zaum zu halten und brach
oft zu Streitigkeiten auf. Das hielt Wichmann aber nicht ab Gewalt anzuwenden,
wenn seine diplomatischen Bemühungen scheiterten. Die Stadt Haldensleben,
gehörig zu dem Herzog, erfuhr es am eigenen Leib. Unnachgiebig verteidigten die
Bürger ihre Stadt, doch da zeigte der Erzbischof seine militärischen
Fähigkeiten. Er ließ einen nahen Fluss stauen, so dass das Wasser nicht mehr
abfließen konnte und die Stadt überschwemmte.
Sein eigentliches
Lebenswerk und Talent lag dagegen auf einem anderen Gebiet. Ostsiedlung,
Ostkolonisation oder auch Landesausbau, die Geschichtsforschung fand viele
Begriffe für das, was unter ihm zur vollen Blühte gelangte. Er war es, der als
erster Herrscher die notwendigen Vorgänge miteinander verknüpfte, so dass neue
Ansiedlungen in großer Anzahl entstehen konnten. Dafür schickte er Lokatoren
genannte Siedlungsunternehmer aus. Diese warben Bauern und andere Menschen in
den bevölkerungsreichen Gebieten des Reiches an. Sie sollten neues Land östlich
von Saale und Elbe urbar machen. Im Gegenzug erhielten die neuen Bewohner
Steuerfreiheit und die Lokatoren den neu gegründeten Ort als Erblehen.
Den Stammsitz seiner
Familie kann man noch heute besichtigen. Das Schloss beherbergt aber keine
adlige Familie mehr, sondern ein Standesamt, eine Gaststätte, Wohnhäuser und
ein ehemaliges Hotel, welches zu Verkauf steht. Sicherlich gab es im Laufe der
Jahrhunderte viele Veränderungen am Schloss und der Umgebung, dennoch kann man
mit ein wenig Fantasie die ehemalige Pracht erahnen. Es ist schade, dass der
gesamte Komplex heutzutage so heruntergekommen wirkt. Vielleicht aber findet
sich noch ein Käufer, der den alten Glanz wiederherstellt.
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