Ruhig
und besinnlich, so werden wohl die meisten Menschen Weihnachten verbringen.
Manche feiern ruhig, manche wild und wieder andere müssen an diesen Tagen
arbeiten. Dabei ist der Dezember in der Regel immer sehr geschäftig.
Weihnachtseinkäufe müssen erledigt und das Festessen vorbereitet werden. In den
Firmen steht der Jahresabschluss bevor und eigentlich möchte man doch gerade am
Jahresende einfach nur die Füße hochlegen und sich ausruhen.
Geschäftig
im Dezember war man aber auch im Bistum. Also bereiteten die jeweiligen
Bischöfe sich auf das Weihnachtsfest vor? Sicherlich, doch leider finden wir
davon nichts in den Urkunden. Vielmehr war es das alltägliche Treiben, das wir
heute noch nachlesen können. Es verwundert nicht, denn schließlich mussten die
Geschäfte ja weitergeführt werden, damit das Bistum funktionieren konnte.
Normalerweise
hütet man sich ja davor Damaliges mit Heutigem zu vergleichen, doch genau das
soll an dieser Stelle einmal stattfinden. Zum Nikolaus bekommen die braven
Kinder Orangen, Süßigkeiten und Spielzeug, während die bösen Kinder mit Kohle
vorlieb nehmen müssen. An diesen Verhältnissen musste Bischof Hunold sehr brav
gewesen sein, denn immerhin schenkte ihm König Heinrich III. eines seiner
Güter. Ähnlich großzügig verhielt sich König Heinrich IV., denn einen Tag vor
Nikolaus 1064 bekam das Merseburger Peterskloster ein Drittel Einnahmen der
Saline von Sulza. Andere Urkunden zeugen von normaleren Rechtsgeschäften, also
der Bestätigung von Besitzungen und Rechten oder der Entgegennahme von
Verpfändungen. Etwas Besonderes gab es dann aber dennoch. Ab und zu wurde
einigen Kirchenbezirken der Ablass gewährt. Das bedeutet, dass zwar die Sünden
selbst nicht vergeben wurden, doch die zeitlichen Sündenstrafen (sozusagen die
Zeit im Fegefeuer) wurde den jeweiligen Bewohnern gewährt, egal ob sie bereits
gestorben oder noch am Leben waren.
Besinnlich
sieht anders aus, aber Urkunden bezeugten in erster Linie nun einmal
Rechtsgeschäfte. Leider ist die Quellenlage recht dürftig, dies gilt auch für
die Weihnachtszeit der frühen Jahrhunderte des Bistums. Ähnlich wie es noch oft
heute der Fall ist, besuchte man Gottesdienste und Krippenspiele. Aber nicht zu
jeder Zeit waren die Leute so fromm und strömten zu den Kirchen. Aus dem 16.
Jahrhundert gibt es beispielsweise Berichte, nach denen am Heiligen Abend
munter gearbeitet und ordentlich gezecht wurde.
Wie
sich die Prioritäten ändern, zeigt sich auch an den Geschenken und der oben
erwähnten Kohle. Bedenken wir einmal, wie die Menschen des Mittelalters auf den
Dörfern gelebt haben. Es waren einfache Hütten aus Holz und Lehm, selten mit
Stein. Das Nahrungsangebot war alles andere als üppig, so dass man von Hase,
Ente und Gans nicht selten nur träumen konnte. Und einen so milden Dezember,
wie wir ihn dieses Jahr haben, war sicherlich auch nicht der Regelfall. Ein
paar Stücken Kohle, die man verfeuern konnte und zumindest für ein paar Stunden
Wärme hatte, waren für die Menschen in einem harten Winter unheimlich wertvoll.
Vielleicht sollte man also nur mal an die vergangen Zeiten denken und sich
nicht vom Weihnachtsstress anstecken lassen.
Quelle:
Kehr:
Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg
Friedensburg:
Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und
1578.