Das
Mittelalter ist oft verschrien als das „Dunkle
Zeitalter“. Mit der Hygiene stand es nicht zum Besten, die Ernährung war
ebenfalls recht karg, die Behausungen meist dürftig, Gesetze gab es nur wenige
und Bildung war nur der Elite vorenthalten. Seit dem 5. Jahrhundert circa trat
eine Religion in Erscheinung, deren Siegeszug in Europa kurz vor dem Durchbruch
stand: Das Christentum. Doch dessen
Ausbreitung war eng verknüpft mit Kaisern, Königen und anderen Fürsten, die
seine Lehren vom Westen kommend nach Osten hin verbreiteten. Zur Wende des
ersten Jahrtausends erreichte das Christentum langsam aber sicher die polnischen Gebiete und Gelehrte aus
Westeuropa blickten gespannt zu denen, die sie ehemals im besten Fall als
Heiden bezeichneten. So berichtet uns Bischof Thietmar von Merseburg in seiner Chronik
über Bräuche und Sitten der erst kürzlich christianisierten Polen.
Doch Vorsicht ist
geboten, denn das Nachfolgende ist nichts für zartbesaitete Gemüter.
Zunächst
einmal stellt der Bischof fest, dass es „viele
Sitten von unterschiedlichem Wert“ gibt. „Sie sind zwar roh, aber zuweilen liebenswert.“ Die Polen selbst
vergleicht er mit einer Rinderherde, die gelenkt und einem störrischen Esel,
der bestraft werden muss. Aus heutiger Sicht ist solch eine Aussage
verwerflich, dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass Thietmar selbst ein
Adliger war. Zudem war er als Geistlicher selbst der Hirte einer Herde. Um dem
Glauben zu seinem Durchbruch zu verhelfen, galten in der polnischen
Gesellschaft zunächst äußerst harte Regeln.
Die Strafe bei
Ehebruch von Männern
Wer
seine Frau mit einer anderen Frau betrog oder ein Verhältnis mit einer verheiratetem
Frau einging, der hatte die Wahl. Zunächst einmal nagelte man ihm am Hodensack an
einem Pfahl auf dem Marktplatz an. Ein scharfes Messer wurde dem Ehebrecher
bereitgelegt. Nun konnte er wählen: Entweder am Pfahl sterben oder sich selbst
freischneiden. Wobei die Möglichkeit sich selbst zu befreien nicht die Beste
war. Immerhin konnte man noch immer verbluten. Und selbst wenn man dies
überlebte, so waren die hygienischen Zustände der Zeit katastrophal. Ein
tödlich verlaufender Infekt wäre also nichts Ungewöhnliches gewesen. Was mit den Frauen geschah. berichtet
uns Thietmar nicht.
Verstoß gegen das
Fastengebot
In
der Regel mahnten die Bischöfe nur an sich an das Fasten zu halten. Wer dagegen
verstieß musste Buße tun, vielleicht eine Geldstrafe zahlen oder Beten. Doch
wie brachte man die Gebote Menschen bei, die vor nicht allzu langer Zeit noch
keine Christen waren? Es war ganz
kein einfach: Aß man Fleisch, so wurden demjenigen, der dies tat, die
Zähne aus dem Kiefer herausgebrochen.
Wer
nun aber glaubt, dass diese slavisch-polnischen Gesetze irgendein Vorurteil
bekräftigen zu können, der hat sich gewaltig geschnitten. Thietmar scheinen die
Methoden zwar nicht unbedingt zugesagt zu haben, er negiert diese allerdings
auch nicht. Hinzu kommt, dass viele Methoden der westlichen Christenheit nicht
minder abscheulich waren.
Quelle:
Thietmar
von Merseburg: Chronik.