Das
südlich von Leipzig gelegene Zwenkau gehörte noch im 16. Jahrhundert zum
Merseburger Bistumsbesitz. Franz Lange aus Altenburg war der Hirte der Stadt
sowie der Filial- und Dorfkirchen von Imnitz, Kotzschbar, Löbschütz, Mausitz,
Rüssen, Pulgar, Döhlen, Storkwitz, Peris und Stoinen. Fürst Georg von Anhalt
persönlich hat den Pfarrer in sein Amt einsetzen lassen und war gleichzeitig
Lehnsherr über die Kirchen. Insgesamt umfasste das Gebiet allein mit den Filialdörfern
um die 142 Familien. Rein theoretisch mangelte es dem Pfarrer an nichts, denn einige
der Häuser gehörten zum Grundbesitz der Kirche von Zwenkau. Dennoch bat Franz
Lange die Visitatoren um eine zusätzliche Gewährung von Mitteln, um die
Zwenkauer Pfarre in Schuss halten zu können. Bisher musste der Pfarrer alles
aus eigener Tasche finanzieren.
Ein
anderes großes Problem bestand in dem Besitz der Pfarre an sich. Einige der
Ortschaften besaßen vormals eine eigene, selbstständige Pfarre mit jeweils eigenem
Besitz. Nun, da viele Orte zusammengefasst wurden, musste ebenso der Besitz zu
einer Pfarre übergehen. Je nach Lehensverhältnis konnte es zu Komplikationen
kommen. Und so kam es auch, weswegen die Visitatoren schlichten und präventiv
wirken sollten. Die Arbeiter, die den Pfarrer bisher unterstützten, waren nicht
die Fleißigsten, zumindest wollten sie Franz Lange nur bedingt unterstützten. Probleme geistlicher Natur waren zusätzlich
vorhanden. Selten interessierten sich die Menschen für eine Predigt. Gründe und
Ablenkungen gab es viele: Die Bierschenken waren produktiv und die Sauferei
beliebt. Spiele wurden gespielt und die Menschen bewegten sich lieber an der
freien Luft, als in der Kirche zu sitzen. Außerdem war es zur Tradition
geworden, bei der Geburt oder bei Tod eines Kindes in den Ratskeller zu gehen
und sich ordentlich zu besaufen. Es scheint so, dass es viele Anlässe für ein
Besäufnis gab, denn ebenso wie in anderen Orten, kippte man sich auch hier zu
Pfingsten kräftig einen hinter Binde.
Die
Bewohner der Kirchengemeinde hatten ihre eigenen Sorgen. Zwar war die Sauferei
ein Problem für Franz Lange, doch die Menschen fühlten sich in Bedrängnis
gebracht. Hexen, Drachen und andere Unholde stahlen die Milch, die Butter und
den Käse - unhaltbare Zustände also. In der Stadt selbst wohnte der
Teufelsmann, den man um Rat bat. Die Kirchmänner wussten selbst nicht, was sie
von ihm halten sollten. War ein Meister der schwarzen Künste oder einfach nur
schlau?
16
Jahre später, im Jahr 1578, hat der Pfarrer gewechselt. Kurze Zeit nach der
ersten Visitation von 1562 verstarb Franz Lange, dessen Nachfolger Nikolaus
Haidleben wurde. Ihm folgte 1573 Lukas Rother. Eine Knabenschule fand
regelmäßig statt, die für die Mädchen nur gelegentlich. Hier gab es einige
Probleme, doch waren Rat und Amtmann nicht bereit einzuschreiten. Es
existierten Gotteslästerer und es gab Hinweise auf Zauberei sowie das
Beherbergen von schwangeren „Jungfrauen“. Noch immer besuchten die Menschen nur
selten die Kirche und auch die Sauferei war nicht weniger geworden.
Alles
in allem war Zwenkau kein gottesfürchtiger Ort, doch gab es schlimmere Städte
und Gemeinden zu jener Zeit. Als Pfarrer konnte man sich sicherlich mit den
Verhältnissen arrangieren und ein einigermaßen gutes Leben führen.
Quelle:
Friedensburg:
Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.