Als Merseburg im 10.
Jahrhundert noch eine bedeutende Königspfalz war, stellte die Altenburg zugleich ein
Bollwerk gegen die östlich der Saale lebenden Slaven dar. Sicherlich waren
bereits viele Gruppen befriedet worden, doch ganz sicher konnte man ja nie
sein. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts setzten die ersten schriftlichen
Überlieferungen zu den Stämmen ein. Wir wissen zwar einiges von ihren Gesetzen,
Sitten und Bräuchen, doch waren es vergleichsweise wenige Chronisten, die über
sie schrieben.
Von Helmold von Bosau
erfahren wir, dass die Slaven 3 Hauptgöttern huldigten: Prove, Siva und
Radigast. Zu Ehren dieser 3 fanden stets große Festlichkeiten statt. Was die
Slaven dagegen nicht kannten, waren festgeschriebene Feiertage in einem
regelmäßigen Turnus, wie es z.B. im Christentum üblich war. Stattdessen wurde
die Reihenfolge des Feierns von einem Priester ausgelost. Anschließend
versammelten sich alle Männer, Frauen sowie die Kinder und brachten Opfergaben.
Schafe und Rinder brachte man auf den Opferplatz, doch an einer Sache ergötzten
sich die Götter angeblich im Besonderen: Am Blut der Christen. Doch damit nicht
genug, denn der Priester kostete anschließend das Blut, um so die Weisungen
ihrer Götter zu empfangen. Ob sie aber tatsächlich das Blut von Menschen tranken,
ist Ansichtssache, denn bei Helmold heißt es lediglich, dass es das Blut der
Opfertiere gewesen sein soll. Neben diesen Hauptgöttern gab es jedoch auch
unzählige Hausgötter und heilige Haine. Für den christlichen Chronisten waren
es jedoch alles nur nach Blut labende Dämonen.
Das anschließende Festessen musste berauschend
gewesen sein. Das so viele Christen bei den Festlichkeiten geopfert wurden,
scheint fraglich. Schaf und Rind geben noch heute ein wesentliches besseres
Mahl ab. Während des Zechgelages ließen die Slaven eine Schale wandern, aus der
ein jeder Worte auf den guten und den bösen Gott ausschütten sollte. Der böse
Gott hieß Diabol oder auch Zcerneboch (schwarzer Gott). Und der Gute? Wir
erfahren es leider nicht. Alles Glück und Unglück solle jedenfalls von diesen
beiden entstammen.
Eine kleine
erwähnenswerte Ausnahme bildete da anscheinend nur ein Völkchen, nämlich das
der Insel Rügen. Deren Bewohner waren die Rugianer und sie verehrten vor allen
anderen Göttern Swantewit oder auch Zvantevith. Dieser soll im Besonderen ein
Gott der Orakelsprüche gewesen sein. Im Vergleich zu ihm waren alle anderen
seinesgleichen nur halbe Götter. Ihm wurde gehuldigt, in dem man einen Christen
ausloste und diesen anschließend opferte. Slaven aus aller Herren Länder
schickten angeblich zu den Festen große Summen für die Opfergaben. Was sie
genau schickten, erfahren wir leider nicht. Ihr Heiligtum war wirklich heilig
für sie. Helmold sprach schon fast ehrfürchtig davon, wie sie ihrem Gott
huldigten und welch große Ehrfurcht sie dabei walten ließen.
All den slavischen
Völkern selbst sei eine extreme Wildheit angeboren gewesen, so dass ihre
Nachbarn sie fürchten sollten. Zu Wasser oder zu Lande, sie säten Furcht in den
Herzen ihrer Feinde. Gnade gab es keine, erst recht nicht für Christen. Man
entriss ihnen ihre Eingeweide und wickelte diese um einen Pfahl. Andere
kreuzigte man, um so ihren Glauben und sie selbst zu verhöhnen. Wollten die
Slaven aber Lösegeld erpressen, verschonten sie das Leben des Christen. Stattdessen
wurden diesem Fesseln so fest angelegt, dass ihm ins Fleisch geschnitten wurde.
Selbst vor Folter schreckten sie nicht zurück. Es war ein recht grausames Volk,
zumindest laut Helmold. Da wir die Ereignisse selbst nicht überprüfen können, müssen wir uns auf sein Wort verlassen.
Allerdings stellt man einen vermeintlichen Feind immer grausamer dar, um sich
selbst von diesem abzuheben. Denn je brutaler der Gegner, desto geringer erscheinen
eigene Missetaten. Hinzu kommt der zu erlangende Ruhm, wenn man solch
vermeintlich Wilde schließlich doch noch unterwarf.
Quelle:
Helmold von Bosau:
Chronik der Slaven.
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