So
manche Geschehnisse aus vergangenen Zeiten mögen uns seltsam vorkommen, für die
Zeitgenossen war es allerdings durchaus Normalität. Zauberkräfte waren etwas
sehr reales, ebenso wie die Wunderkraft der Reliquien. Gewöhnliche Menschen
mussten mit dem Teufel im Bunde sein, wenn sie von Visionen träumten,
Kirchenmänner jedoch erfuhren so von dem göttlichen Willen. Greife, Drachen,
Kobolde, Geister und Dämonen waren real existierende Geschöpfe und sogar der
Tod höchst selbst soll sich manch einem persönlich angekündigt haben.
Thietmar
berichtet in seiner Chronik von einem gewissen Priester namens Poppo, der
schwer erkrankte. Geplagt von dem Mühsal sank er in einen tiefen Schlaf und
fing an zu träumen. Vor sich sah der auf einem Berg stehende Poppo eine wunderschöne
Stadt. Er gelangte zu einem hohen Turm und stieg mühselig die Stufen hinauf.
Die oberste Ebene bestand aus einer einzig großen Plattform. Jesus Christus
persönlich saß da und an seiner Seite alle Heiligen. Gegen den Erzbischof Brun
von Köln wurde geklagt, da dieser die Philosophie nicht ordnungsgemäß anwandte.
Sein Verteidiger war der heilige Paulus und auch die anderen Heiligen leisteten
für ihn Fürbitte. Nach dem Prozess richteten sich die Blicke auf den Priester
Poppo und eine Stimme rief ihm zu:
„Nach drei Tagen
wirst du zu mir kommen und den Stuhl einnehmen, den ich dir jetzt zeige.“
Nach
dem Erwachen rief er sofort nach Kaiser Otto, welche gut miteinander bekannt und
befreundet waren. Der Priester berichtete von seiner Vision und beide verabschiedeten
sich voneinander. Dieses Erlebnis sollte für das Merseburger Land nicht
unbekannt bleiben. Ähnliche Vorfälle, suchten auch unsere Heimat heim. Eines
Nachts gab es einen großen Tumult im Dom. Es klang so, als ob ein gewaltiger
Schlag etwas getroffen hätte. Die Wachen berichteten dem Bischof und dem
Domkapitel am nächsten Morgen von den Ereignissen. Den Schlag hatte der Stuhl
des Bischofs abbekommen und so wusste er nun, dass er nur noch wenige Tage zu
leben hatte.
Diese
Visionen und Geschehnisse ereilten aber nicht nur kirchliche Würdenträger,
sogar Kaiser Otto blieb davor nicht gefeit. Nach einer anstrengenden Jagd sank
er im Kreise seiner Jagdgefährten zusammen und schlief ein. Im Traum erschien
ihm eine Frau, die so groß war, dass sie den Wald selbst überragte. Er sprach
sie an und sie antwortete ihm, dass ihr Name Bauchfluss sei und das sie ein
paar Tage ihn ihm wohnen wolle. Einige Tage später starb der Kaiser, angeblich
an der Ruhr. Doch nicht nur sein Tod wurde angekündigt, sondern auch der von 7
anderen Fürsten, die ebenfalls noch im gleichen Jahr verstorben sein sollen.
Verbundene
Schicksale, Visionen und Todesvorahnungen waren in der Mystik und in der
Religion seit jeher fest miteinander verbunden. Jesus selbst hatte eine
Vorahnung, dass er verraten wurden war und sein Ende bald erfolgen sollte.
Vielleicht waren all diese Ankündigungen ein Zeichen, die den Würdenträgern
ihren Herrn näher bringen sollten.
Quellen:
Thietmar
von Merseburg: Chronik.
Saal,
Walter: Sagen der Region Merseburg.
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