Was
haben der legendäre König Artus und das im Herzen Deutschlands gelegene
Merseburg miteinander zu tun? Eigentlich nichts, doch genau wie die Briten
besitzen auch die Merseburger eine eigene Legende rund um ein Schwert. Während
es auf der Insel jedoch von einem Knappen aus einem Stein gezogen wurde, fand
es bei uns ein Hirtenjunge beim Weiden seiner Herde.
„Eines Tages weidete
ein Hirtenknabe seine Rinderherde auf den Feldern über der Saale. Da bemerkte
er von ungefähr, daß ein Ochse am Bein blutete. Der Hirt ging zu dem Tier hin
und sah dabei einen scharfen und harten Gegenstand aus der Erde hervorragen.
Als er nachgrub, fand er ein großes Schwert, welches er dem finsteren und
gewaltigen Hunnenkönig Attila verehrte, weil er meinte, daß das Schwert nur der
Kriegsgott Mars früher haben besessen könne.“
Unweigerlich
fallen bei dieser Sage 3 verschiedene Dinge auf:
1.
Das Schwert - weist, wenn auch nur geringfügig, eine Parallele zu König Artus
auf
2.
Hunnenkönig Attila - es gibt zu ihm einige Legende aus dem Merseburger Land
3.
Kriegsgott Mars - Laut der Bischofschronik verdankt Merseburg ihm den Namen
Lösen
wir die Sage einmal auf.
Das
Schwert ist das Symbol für die
Herrschaft in vielen Kulturen, überall auf der Welt. Der Erzengel Michael wird
stets mit einem Schwert dargestellt. Als Gladius bekannt, war es die Hauptwaffe
der Legionen Roms. Stammesführer, Häuptlinge und Fürsten wurde diese Waffe mit
in das Grab gelegt. Während es hierzulande im Mittelalter ein Symbol für den
Ritterstand war, verehrte man in Japan die Schwertkunst fast schon religiös,
ähnlich wie in China gab es zudem heilige Schwerter. Uns bekannt ist Excalibur,
jenes Schwert, welches die Herrin vom See Artus überreichte. Allgemein kann man
Schwerter als Zeichen von Vitalität sehen, aber auch als Schutzsymbol. Es
sollte die Schwachen verteidigen, trotzdem führten es meist nur die Mächtigen.
Zudem war es ein Instrument der Scharfrichter.
Der
Hunnenkönig Attila darf natürlich
nicht im Mythos von Merseburg fehlen, immerhin ist er so legendär, dass die
meisten Menschen ihn wahrscheinlich unter dem Namen Etzel aus dem
Nibelungenlied kennen. Ob es dagegen jemals Hunnen in unserer Region gab,
bleibt fraglich. Denn was genau sind Hunnen eigentlich? Die Forschung zerbricht
sich seit Jahrzehnten darüber den Kopf. Übereinstimmend kann man jedoch sagen,
dass es sich bei ihnen um ein Reitervolk handelt, sei es aus den asiatischen
Steppen oder den Gebieten des Nahen Ostens. So waren es schließlich ja die
berittenen Truppen der Ungarn, welche Angst und Schrecken in Sachsen und Bayern
verbreiteten. Somit wurde also eine mythische Brücke geschaffen, ein epischer
Kampf quasi zwischen dem deutschen König Heinrich und den blutrünstigen
hunnischen Horden Attilas. Sicherlich erkennen Sie bereits am Tonfall des
Geschriebenen, wie einfach es sein kann, eine geschichtliche Überhöhung zu
erfinden, nur um einen Beweis für seine These zu finden.
Kein
geringer als Gaius Iulius Caesar war
der Gründer Merseburgs. In der Merseburger Bischofschronik war es der römische
Feldherr, der mit seinen Legionen die Germanien durchquerte, an die Altenburg
gelangte und sich durch die Festung auf dem Hügel herausgefordert fühlte. Seine
Versuche sich diese mit Gewalt zu nehmen, schlugen fehl. Also schlossen beide
Seiten Frieden und als Zeichen des gewaltigen Respektes Caesars gründete der
Römer kurzerhand die Stadt Merseburg und ließ ein Heiligtum des Mars errichten.
Okay, zugegebener Maßen ist dies natürlich völliger Blödsinn, die Idee dahinter
aber, den Namen Merseburgs
- Mars Burg oder Burg des Mars - abzuleiten war gar nicht mal unbedacht. Das Bistum selbst war nun einmal sehr klein und von allen anderen umschlossen. Es gab keine Möglichkeit sich auszubreiten und nachdem das Bistum bereits einmal aufgelöst worden war, schwebte die Vorstellung so etwas wieder erleben zu müssen ständig über den Köpfen der Bischöfe. Umso besser also, wenn man mit dem großen Erzbistum Trier mithalten konnte, zumindest was den Zeitpunkt und den Grund der Gründung betraf.
- Mars Burg oder Burg des Mars - abzuleiten war gar nicht mal unbedacht. Das Bistum selbst war nun einmal sehr klein und von allen anderen umschlossen. Es gab keine Möglichkeit sich auszubreiten und nachdem das Bistum bereits einmal aufgelöst worden war, schwebte die Vorstellung so etwas wieder erleben zu müssen ständig über den Köpfen der Bischöfe. Umso besser also, wenn man mit dem großen Erzbistum Trier mithalten konnte, zumindest was den Zeitpunkt und den Grund der Gründung betraf.
Stellen
Sie sich zudem die Frage: Was klingt besser?
a)
Merseburg - Wurde benannt nach dem römischen Kriegsgott Mars
oder
b)
Merseburg - bedeutet in etwas so viel, wie „mitten
im Wald gelegen“
Wie
Sie sehen, kann eine kleine Geschichte vieles über das psychologische
Selbstverständnis einer ganzen Region berichten. Ein Schwert, gefunden von
einem Hirtenjunge, welches anschließend von einem großen (Hunnen-)König
stammte, anschließend durch die europäischen Könighäuser wanderte und
schlussendlich verschwand. Wohin?, fragen Sie sich sicherlich. Doch dies vermag
niemand mehr zu berichten.
Quellen:
Hans
Biedermann: Lexikon der Symbole
Walter
Saal: Sagen der Region Merseburg
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