Das
die Mühlen der Bürokratie mitunter nur sehr schleppend mahlen, ist keineswegs
ein Phänomen der Neuzeit. Doch selbst für die Epoche des Mittelalters scheinen 5 Jahre eine lange Zeit zu sein. Was aber war überhaupt geschehen?
Im
Jahr 981 war es Bischof Giselher, welcher die Geschicke des Bistum Merseburg
leitete. Es war auch das Jahr, in welchen der erste Erzbischof von Magdeburg,
Adalbert war sein Name, verstarb. In seiner Chronik beschimpfte der vierte
Merseburger Bischof Thietmar aufs übelste seinen Vorgänger, den zweiten
Bischof. Giselher war es nämlich, welcher mit Hilfe des Kaisers nun nach
Magdeburg wechselte und dort die Erzbischofswürde erhielt. Und was wurde aus
Merseburg?
Das
kleine Bistum hatte schnell an Bedeutung verloren. Immerhin lag es in einem
Recht befriedetem Gebiet, die Grenzen waren mehr oder minder fest, zumindest
war eine großflächige Ausdehnung nicht mehr möglich. Die Bistümer Zeitz und
Meißen sowie das Erzbistum Magdeburg lagen direkt am Grenzland, was ihnen eine
Expansion noch ermöglichte. Da Giselher nun wechselte, wurde beschlossen das
kleine Bistum aufzulösen. Die Besitzungen verteilte man an die umliegenden
Bistümer, so dass am Ende jeder sein Stück vom Kuchen bekam. Das Thietmar
deswegen Frust auf Giselher schob, dürfte verständlich sein. Aber das war doch
noch nicht das Ende?
Kurz
vor der Jahrtausendwende, im Februar 999 beschloss man in Rom die
Wiederherstellung von Merseburg als Bistum. Jedoch war es nun noch kleiner. Auch
der fade Beigeschmack blieb, denn wo ein Bistum entstehen sollte, musste es
schließlich auch Besitz kriegen. Die Ländereien jedoch, waren bereits vergeben.
Otto III. besaß die Macht, Ländereien neu zu vergeben und bestehende durch Tausch aufzuteilen. Anfang des Jahres 1002 verstarb er. Handelte es sich dabei um eine Gottesstraße, wie Thietmar es ausdrückte?
Otto III. besaß die Macht, Ländereien neu zu vergeben und bestehende durch Tausch aufzuteilen. Anfang des Jahres 1002 verstarb er. Handelte es sich dabei um eine Gottesstraße, wie Thietmar es ausdrückte?
Die
Vermutung liegt recht nahe, immerhin verstarb auch der in Ungnade gefallene
Giselher im gleichen Monat wie Otto III., nur eben 2 Jahre später! Nun
schreiben wir das Jahr 1004. Heinrich II. ist König des Heiligen Römischen
Reiches. Er steckte seine Tatkraft in die Wiederherstellung des Bistums.
Zunächst einmal bestätigte der König Merseburgs frühere Besitzungen, traf damit
allerdings auf Widerstand aus den Reihen der anderen Bischöfe. Da er selbst
über eigenen Besitz in der Gegen verfügte, nutzte er diesen für
Tauschgeschäfte, so dass es ihm zu verdanken war, dass das Bistum Merseburg am
Ende überhaupt einen Besitz vorweisen konnte.
Wann
die genaue Wiederherstellung Merseburgs erfolgte, lässt sich nur schätzen.
Vermutlich geschah dies irgendwann im Februar 1004. Es dauerte allerdings noch
Wochen, bis die ganze Neuverteilung des Landes geregelt war. Ob man die gesamte
Schuld Giselher anlasten sollte, muss jeder für sich beantworten. Er war
ehrgeizig und wusste genau was er wollte. Das Merseburgs für die damalige Zeit
an Bedeutung verlor, war nicht seine Schuld. Vielmehr muss man es als Opfer der
eigenen geografischen Lage sehen, denn Frieden konnte schon damals schlecht für
das Geschäft sein.
Dennoch
sollte man sich die Stimmung nicht trüben lassen. Immerhin haben wir jetzt
einen Grund zu sagen: Alles Gute zum 1010. Wiederherstellungsgeburtstag!
Quellen:
Kehr,
Paul Fridolin: Das Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg
Rademacher,
Otto: Die Merseburger Bischofschronik
Thietmar:
Chronik
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