Sprechen
wir von Adel, so denken wir meisten an die ganzen bunten Zeitschriften mit
ihren neuesten Geschichten. Vor unseren Augen erscheinen Kate und William, aber
auch der andere Hochadel, der in ganz Europa noch rege vertreten ist.
In
unseren Breitengraden war der Adel so zahlreich vertreten, wie es Dörfer gab.
Naja, beinahe jedenfalls. Wir unterscheiden dabei in zwei Kategorien, Hoher
Adel und Niederer Adel. Im Merseburger Land war es der Niedere Adel, welcher
große Besitzungen aufwies.
Es
handelte sich zumeist um Ritter mit Sitz in einer der vielen Ortschaften. Dabei
fallen dann Familiennamen wie z.B. von Kötzschau oder von Geusa.
Einfach
ausgedrückt kann man sagen, dass der Adel sich nach seinem Sitz benannte. Dies
wäre aber nicht einmal die Hälfte der Wahrheit. Denn es gab ebenso Familien,
deren Name auf ein Tier oder eine andere Gegebenheit zurückzuführen ist. Und
manchmal wissen wir es einfach nicht.
Für
viele der adligen Familien in unserer Heimat müssen wir uns auf wenige Quellen
stützen, um einigermaßen gesicherte Aussagen treffen zu können. Dabei stehen
uns allerdings nicht nur Urkunden zur Verfügung, sondern auch Wappen und
Ortschroniken. Die Geschichte des Adels ist nicht auf unser europäisches
Mittelalter beschränkt. Viele Familien haben in dieser Zeit ihre Wurzeln und
deswegen soll diese Zeit unser Ausgangspunkt sein. Manchmal kommt man nur
weiter, wenn man Vermutungen, also Thesen, aufstellt. Vor allem den niederen
Adel dürfen wir uns nicht starr, das heißt mit einem festen Stammsitz
feststellen, der sich Jahrhunderte nicht veränderte.
Wie
haben wir uns ein Dorf in der Umgebung von Merseburg im Mittelalter
vorzustellen? Um ein Verständnis für diese Zeit zu entwickeln, müssen wir uns
immer erst eine Basis schaffen. Zunächst ist die Zeit und deren Machthaber im
Auge zu behalten. Als nächstes muss ein gewisses Grundverständnis für Begriffe
geschaffen werden, also was ist z.B. mit „Lehenswesen“ oder „Ministerialen“
gemeint? Der Adel hatte viele Ausprägungen, so dass wir Gemeinsamkeiten, als
auch Unterschiede finden werden.
Kaiser
und Erzbischöfe, Könige und Bischöfe, Grafen, Ritter und andere Geistliche.
Wenn auch nicht der ganz Hohe Adel seinen dauerhaften Sitz in und um Merseburg
hatte, so waren sie doch zumindest mal anwesend. Vielleicht sollte man von
Merseburg als Ort mit einer adligen Tradition sprechen. Sicherlich muss man den
Blick immer zentral auf den Bischofsstuhl richten, dass Umland hat aber auch
einiges zu bieten. Beginnen wir der Reihe nach.
Zur
Zeit der Ersterwähnung Merseburgs um 900 gab es eine Burg und einen Grafen. Die
Gebiete jenseits von Saale und Elbe waren von verschiedenen slavischen Stämmen
besiedelt. Kriegs- und Eroberungszüge wurden geführt. Ebenso drangen Händler
auf den Fernstraßen des Reiches bis weit in die unmissionierten Gebiete im
Osten vor. Die fränkischen Kaiser hatten zwar die Grenze in ihrem Blickfeld,
saßen jedoch meist weit genug von dieser entfernt. Das änderte sich mit dem
Jahr 919, als dem Sachsenherrscher Heinrich die Krone über das ostfränkische
Reich angeboten wurde.
All
die komplexen und vielfältigen Herrschaftsbeziehungen machten eine gute
Verwaltung zwingend notwendig. Der König war ein reisender Herrscher. Zwar gab
es eine Stammburg, aber um das Reich zu regieren musste er ständig in Bewegung
bleiben. Pfalzen, also befestigte Anlagen in den der König zeitweilig
residierte, dienten als Orte der Herrschaftsausübung. Betrachten wir die
Grenzen des Königreiches, so haben wir den größten flächenmäßigen
Herrschaftsbereich. Dieser untergliederte sich nicht nur in Grafenschaften und
(Erz-)Bistümer. Parochien, Kirchspiele, Marken und Gerichtsbezirke sind nur
einige weitere.
Sie
sehen, dass es ein großes Themengebiet ist, um das es sich handelt. Der Anfang
ist aber gemacht und es gibt noch viele spannende Ereignisse die uns noch
begegnen werden. Wie unsere Wurzeln, die wir im Mittelalter suchen müssen, aussehen,
wird Gegenstand vieler weiterer Beiträge.