„Dahinten
ist das Mittelalter.“ Sagte eine der beiden Damen, die vor mir liefen, als in
Leipzig wieder einmal die historische Ostermesse war. Ich fand diese Aussage
recht lustig, zumal wir gerade in Richtung der Kirche St. Nikolai gingen.
Antike
- Mittelalter - Neuzeit. Diese
Dreiteilung findet man sehr oft in der Literatur. Natürlich haben wir alle eine
grobe Vorstellung, welcher Zeitraum damit gemeint ist, aber wissen wir
wirklich, wovon wir reden?
Geschichte
in Schubladen pressen zu wollen ist unrealistisch, aber praktisch und
notwendig. Darüber hinaus müssen wir wissen, worum es sich bei den drei
Begriffen handelt. Jeder der drei Begriffe spaltet sich in viele weitere
Abschnitte. Wie bezeichnen wir die Zeit nach der Neuzeit? Und was ist mit den
vielen Epochen vor der Antike?
Aber
alles der Reihe nach.
Im
heutigen Beitrag konzentrieren wir uns, der Verständlichkeit halber, auf das
Schema Antike-Mittelalter-Neuzeit.
Die
drei Begriffe können wir nur weitestgehend auf Europa anwenden. Zudem sind es
keine starren Grenzen, sondern fließende Übergänge. Immer wieder gab und gibt
es Diskussionen, zu welchem Zeitpunkt es zu einem Epochenumbruch kam.
Allgemein
verbindet man mit der Antike die Stadtstaaten von Griechenland oder das
Römische Weltreich, aber auch Ägypten, Persien und Babylon. All diese
Unterschiedlichen Kulturen machen es schwierig zu entscheiden, wann der Schnitt
gesetzt werden muss. Konzentrieren wir uns also zunächst auf Europa und
speziell das heutige Gebiet der Bundesrepublik.
Rom
soll unser Ausgangspunkt sein. Das Jahr 753 v. Chr. gilt als legendäres
Gründungsdatum der Stadt und des späteren Weltreiches. Es dauerte seine Zeit,
bis aus einem kleinem Dorf ein Reich mit gewaltigem Ausmaß wurde.
Unter
Kaiser Trajan erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung. Dies
geschah in den Jahren 98 bis 117 n. Chr. In den folgenden Jahrhunderten wurde
das Reich geteilt, verlor Gebiete und militärisch an Stärke. 476 n. Chr. war es
dann vorbei mit dem jetzt Weströmischen Reich. Können wir dieses Jahr also als
Ende der Antike und den Anfang des Mittelalters annehmen? Zumindest bietet sich
das Datum an. Übrigens existierte Ostrom bis zum Jahr 1453 weiter, bevor sie
ebenfalls erobert wurden.
Weitere
Beispiele:
-
Schlacht an der milvischen Brücke von 312
-
endgültige Teilung des römischen Reiches im Jahr 395
-
Kaiserkrönung Karls des Großen im Jahr 800
Denken
wir an das Mittelalter, so denken wir an Ritter, Könige- und Kaiser, aber auch
die Pest und Hungersnöte. Dynastien von Herrschern betreten die Weltbühne und
verlassen diese wieder. Gegensätze und Gemeinsamkeiten von kirchlichen
Würdenträgern und den weltlichen Herrschern prägten diese Zeit. Im Gegensatz zu
dem „antiken“ Rom, gab es nun keine einzelne Zentralgewalt mehr. Die
Hoheitsansprüche von Kaiser, Papst und vielerlei Fürsten mussten erst
ausgefochten werden. Den Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit mit einer
festen Grenze zu ziehen ist unmöglich. Folgende Ereignisse bildet sich aber als
Orientierungspunkte an:
-
Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in der 2. Hälfte des
15. Jahrhunderts
15. Jahrhunderts
-
Entdeckung des amerikanischen Kontinents 1492 durch Kolumbus
-
Thesenanschlags Luthers 1517
Es
gibt aber auch Historiker, die das Datum 1806 als Ende des Mittelalters
betrachten, denn mit der Niederlegung der Kaiserkrone endete das Heilige
römische Reich deutscher Nationen.
Allgemeinhin nimmt man gerne das 15. Jahrhundert als Übergangsphase, da
in dieser Zeit viele Umbrüche stattfanden.
Damit
wären wir eigentlich noch längst nicht am Ende. Diskussionen über
Epochengrenzen könnten ganze Bücherregale füllen.
Es
gibt keine einfache Antwort. Bilden Sie sich einfach Ihre eigene Meinung und
vor allem: Akzeptieren Sie auch andere Ansichten, denn es gibt keine
Universalantwort. Informieren Sie sich einfach mal über die Begriffe „Langes
19. Jahrhundert“ oder „Zeitalter der Entdeckungen“. Sie werden sehen, dass sich
verschiedene Begriffe zeitlich decken und überschneiden. Ich wollte Ihnen mit
diesem Beitrag nur einen kleinen Einstieg in das Thema bieten und hoffe, dass
es mir gelungen ist.
Weiterführende
Informationen
http://www.uni-regensburg.de/philosophie-kunst-geschichte-gesellschaft/neuere-geschichte/medien/periodisierunga.pdf
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