Kaum
eine schriftliche Überlieferung wurde bunter und fantasievoller angefertigt,
als Märchen und Sagen. Dabei passen die Beiden doch eigentlich nicht in eine
vom Christentum stark geprägte Region, oder?
Es
lohnt sich genauer hinzuschauen! Es wimmelt nur so von allerlei grusligen
Gestalten, unheimlichen Orten und seltsamen Vorfällen.
Was
aber hat das mit Geschichtsforschung zu tun? Jede Menge! In den Sagen spiegeln
sich Glauben und Gebräuche der damaligen Zeit wider. Wir erfahren viel über die
Nöte der Menschen jener Zeit. Sagen bilden eine reiche Kulturgeschichte, deren
Quellenwert nicht unterschätzt werden darf.
Für
unsere Region ist es Walter Saal dem wir danken müssen. In seinem Buch: „Merseburger Land - Sagen der Region
Merseburg“ hat er viele verschiedene Sagen zusammengetragen und
aufbereitet.
Bemerkenswert
sind die vielfältigsten Koboldsagen unserer Gegend, welche man in ähnlicher
Form auch in den verschiedensten Ecken der Bundesrepublik findet. Überhaupt steht oftmals das „Böse“ im
Mittelpunkt, aber zugleich die Überwindung jenes Übels. Kobolde kommen in den
Erzählungen von Kötzschau ebenso vor, wie auch in Spergau und Trebnitz. Der
Kötzschauer Kobold war ein hilfsbereiter Geist , welcher Diebe erstarren ließ,
bis der Eigentümer sie bestrafen konnte. In der Regel galten diese kleinen
Helfer aber als vom Teufel gesandt, so dass der Besitzer zwar einerseits
hilfreiche Dienste erhielt, aber wie in eben jenem genannten Fall dennoch einen
langen und qualvollen Tod starb.
Andere
Kobolde waren ebenso nützlich, wie gefährlich. Der Trebnitzer Kobold
überschüttete eine Magd mit Gold, erschreckte sie gleichzeitig aber auf andere
Weise, so dass ihre „Gier“ nach dem Gold, ihr Verhängnis wurde. Denn von dem
Schrecken erholte sie sich nie. Von den letzten Resten Gold, welche sich in
ihrer Schürze verfangen hatten, kaufte ihre Mutter ihr ein Haus am Rande von
Merseburg.
Die
Nähe zum Dom bzw. zu den Gotteshäusern allgemein, sollte ihr wahrscheinlich
Ruhe und Geborgenheit verschaffen. Die „Gottesstrafe“ wurde sie aber nie wieder
los.
Dabei
nehmen diese Geistergestalten viele Formen an. Wenn Angst, Neid und
Unverständnis aufeinander trafen, sah man einen Kobold in unterschiedlichsten
Varianten, wie schwarze Hunde, schwarze Katzen, Bären und Drachen. Ja sogar als
elementare Gewalten, wie Feuerbälle!
Bei
Feuer musste man immer auf der Hut sein, denn oftmals genügte ein kleiner
Brandherd um verheerend für Städte und Dörfer zu wirken. Ähnlich agierten und
verkleideten sich die Kobolde auch auf Rügen und in Franken.
Wie
kommt es aber, dass viele Geschichten sich so scheinbar nah aneinander bewegen?
Ein paar einfache Antworten für den Einstieg lassen sich finden. Sagen konnten
genutzt werden, um eine überregionale Identität zu bilden. Deshalb ist es nicht
verwunderlich, dass Überlieferungen vor allem im 19. Jahrhundert zu Stande
kamen. Es war die Zeit der Nationalstaatenbildungen. Gemeinsamkeiten wurden
gebraucht, um eine Nation zu schmieden. Darüber hinaus gab es schon seit jeher
einen regen Austausch zwischen den verschiedensten Orten innerhalb und
außerhalb des heutigen Gebietes der Bundesrepublik.
Welchen
immensen Wert Märchen, Sagen und Erzählungen haben, zeigte uns der 1000 DM
Schein. Auf ihm waren die Gebrüder Grimm abgebildet.
Ihrem
Vorbild folgten im 19./20. Jahrhundert viele Interessierte und trugen eine
unvorstellbare Menge an Überlieferungen zusammen. In den USA werden regelmäßig
Filme und Serien geschaffen, die sich inhaltlich auf das Werk der beiden Brüder
beziehen.
Dieses
Kulturgut sollten wir weiterhin erhalten und pflegen, denn auch das ist
Geschichte. Jede Information über das Vergangene hilft uns, das Puzzle der
Geschichte zu vervollständigen.
Quellen:
Jahn
- Volkssagen aus Pommern und Rügen
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