Für
dieses Jahr hat der Merseburger Altstadtverein beschlossen, dass es eine
Auffrischung für eine Urkunde geben soll, welche den Neumarkt betrifft. Der
Kostenpunkt liegt bei 600 €. Lohnt sich dieser Aufwand überhaupt?
Es
ist wichtig, dass wir jene Stücke erhalten, die für unsere Region ganz
besondere Bedeutung besitzen. Wir müssen uns vor Augen halten, was uns diese
Urkunde über ihre Entstehungszeit sagen kann. Neumarkt, einfach aufgeschlüsselt
heißt es: der „Neue Markt“. Ein „novum forum“, so der lateinische Begriff,
wurde meist notwendig, wenn der bisherige Markt nicht mehr ausreichte und die
Stadt sich im Wachstum befand. Gleichzeitig zeugt es von einem gewissen
Wohlstand, den Merseburg zu jenem Zeitpunkt hatte. Zudem entwickelten sich aus
den „einfachen“ Marktrechten oftmals ganze Stadtrechte.
Aber
der Reihe nach. Ausgestellt wurde diese Urkunde am 25. November 1188 in
Gernrode (Harz). Warum aber Gernrode? Die Antwort ist simpel: Friedrich
Barbarossa hielt einen Hoftag ab. Anwesend waren u.a. Bertold, Bischof von
Naumburg; Bernhard, Herzog von Sachsen und sein eigener Sohn Otto. Diese waren
es auch, die neben dem Kaiser die Rechtskraft dieser Urkunde bezeugten.
Einen
Markt sein eigen nennen zu können war ein hohes Privileg. Merseburg besaß sogar
einige dieser Privilegien. Dazu zählten neben dem Münzrecht auch das Zollrecht.
Eigene Münzen prägen, Märkte abhalten und Zölle kassieren brachten den
Wohlstand. Märkte waren Umschlageplätze für Güter und dienten dem
Informationsaustausch. Händler reisten hunderte Kilometer auf den großen
Fernhandelsstraßen quer durch das Reich.
Überwiegend
dürfte der Merseburger ein Nahhandelsmarkt gewesen sein. Dies bedeutet, dass
die Verkäufer Händler, Handwerker und Bauern aus der Region stammten, die ihre
Waren feilboten. Der alte, bisherige Markt wurde erweitert. Und der neue Markt?
„[...] insuper ultra
pontem iuxta ecclesiam beati Thome [...]“
„[...]
Jenseits der Brücke in der Nähe der Thomaskirche [...]“
Weiter
heißt es, dass der Markt zwischen den zwei Brücken stehen soll. Quasi im Rücken
des heutigen Schlosses, aber nach Osten gelegen. Obwohl das Bistum nicht mehr
durch kriegerische Einfälle bedroht war, so lag der Markt dennoch in
strategischer Nähe.
Ganz
so eilig wurde der Markt dann doch nicht errichtet. Knapp 7 Jahre später, am
27. Oktober 1195 verlieh der neue Kaiser Heinrich VI. noch einmal das gleiche
Recht. Sogar die Urkunde wurde mit fast identischem Wortlaut übernommen,
lediglich ein paar Anhänge wurden hinzugefügt. Da der Markt auf der von der
Saale umschlossenen Halbinsel liegen sollte, hatte man vermutlich mit der
Entwässerung regelmäßig zu kämpfen.
Dabei
war es um das Bistum in den Jahren von Bischof Eberhard (1171-1201) gut
bestellt. Er stammte aus dem gleichen Geschlecht, dem auch der magderburger
Erzbischof entstammte: Den Grafen von Seeburg. Erzbischof Wichmann war ein
enger Vertrauter des von Kaiser Friedrich Barbarossa. Die lange Zeit, in der
Eberhard seine Bischofswürde innehatte zeugt außerdem von einer konstanten
politischen Entwicklung.
Mit
der Anlage des Neumarkts wurde quasi ein neuer Stadtteil geschaffen. Eine
solche Entwicklung brauchte Zeit.
Quellen
Lexikon
des Mittelalters Band VI
Urkundenbuch
des Hochstifts Merseburg
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