Heute
möchte ich einen weiteren Ort aus den Visitationsberichten erwähnen, bevor wir
uns erst einmal einem anderen Thema zuwenden. Berühmt ist der Ort für sein sehr
lange ansässiges Niederadelsgeschlecht, die Familie (von) Bose.
Wir
beginnen erneut mit der Visitation des Jahres 1562. Der Pfarrer der damaligen
Zeit hieß Urban Zabler, der erst zwei Jahre zuvor seine Einsetzung in dieses
Amt hatte.
„Das
pfargebeude zu Franckleuben ist gar baufellig; doch ist der alte pfarher noch
darinne.“ Es wurde also angemerkt, dass die Unterkunft des Kirchendieners einer
Überholung bedurfte. Zudem wohnte immer noch der alte Pfarrer hier! Weiterhin
erfahren wir, dass es 42 Häuser mit Familien, eine Mühle und den „junkern
hofe“, also den Adelssitz gab. Die Dörfer Runstedt und Reipisch gehörten ebenso
zu der franklebener Kirche. Alle drei Orte zusammen hatten so 92 Familien
vorzuweisen.
Er
hatte allerlei Einkünfte, aber wie man dem Bericht entnehmen kann, waren diese
nicht ausreichend. Eine seiner Haupteinnahmequellen bildeten der sogenannte
Kuh- und Schafzins.
Der
sogenannte Lehnsherr der franklebener Pfarre, also derjenige „Herr“ mit der
Oberaufsicht, war der geusaer Pfarrer. In Runstedt war es Albrecht Bose,
welcher selbst vor Ort ansässig war. Urban Zabler schien ein recht angenehmes
Leben in Frankleben zu führen. Er hatte gute Einnahmen und auch diverse
Mitglieder der Familie Bose kamen für sein Wohl auf. Wilde Feste oder
Beschwerden wurden zumindest von Visitatoren nicht vermerkt.
Das
genaue Datum der zweiten Visitation von 1578 ist uns nicht überliefert. Seit
diesem Jahr gab es aber einen neuen Pfarrer im Amt, Abraham Hermann. In
Frankleben existierte im Gegensatz zu vielen anderen Orten eine kleine
Dorfschule für Jungen. Normal war es nicht, da der Küster oftmals mit dem
Unterricht in seinen Räumlichkeiten betraut gewesen ist. Dass es in Frankleben
ein kleines Schulgebäude gab, spricht ganz für den Ort und allen Unterstützern.
Ein Gebäude und die Ausbildung musste aufrecht erhalten werden und dafür wurde
viel Beistand benötigt. Somit liegt es nahe, dass die Familie Bose ihren Teil
hierzu beitrug.
Es
macht aber den Anschein, dass die Visitatoren bei ihrem ersten Besuch nicht
genau hingeschaut hatten. In Frankleben gab es natürlich ebenso wie in Pissen
die „gebrechen“. Der Katechismus wurde weder von ihm, noch seinem Vorgänger
gehalten. Bei seiner wöchentlichen Predigt am Donnerstag war es still in der
Kirche, zu still, denn oftmals kamen nicht mehr als vier Menschen. Aus diesem
Grund wurden ihm Anweisungen gegeben, die Leute zu ermahnen und seine Predigt
kurz zu halten.
Große
Probleme mit den Einwohnern und kaum Rückhalt von ihnen waren dem Pfarrer ein
großes Problem. Im Ort gab es Gotteslästerer, die anscheinend ziemlich heftig
fluchten. Sogar die Kinder bekamen es mit und schlossen sich den Beschimpfungen
an. Zwar war sich Abraham Hermann sicher diese in den Griff zu bekommen, aber
bei dem „gesinde“ selbst sah er schwarz.
Sie
sehen, dass es nicht immer leicht war für die Pfarrer. Kann man also die
örtliche Adelsfamilie verantwortlich machen, dass sie ihm nicht die nötige
Unterstützung zukommen ließen? Wohl kaum, denn ortsansässiger Adel wurde selten
mit einer Klärung der Verhältnisse betraut.
Wir müssen zudem auch bedenken, dass die Berichte von den Geistlichen
stammten, die Sicht der Einwohner wurde nicht berücksichtigt. So ergibt sich
für uns nur ein Teilstück, während das Gesamtbild der Situation vor Ort sich
vor uns verschließt.
Quelle:
Friedensburg:
Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.
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