Eisdorf war
wohl einer derjenigen Orte, in denen man ungern Pfarrer gewesen war. Gerade als
Neuling im Amt musste es schwierig sein, wenn man auf ein eher widerspenstiges
Dorfvölkchen traf. So erging es jedenfalls Neupfarrer Salomon Hofmann
Grimmensis. 1561 wurde er ordiniert in Leipzig, ein Jahr später erfolgte
bereits die Kirchenvisitation von seinem neuen Zuständigkeitsgebiet. (Für
weiterführende Informationen ein hier >>>Klick<<< machen.)
Der
Ort war recht überschaubar: „Eisdorf hat
33 wohnhaftige wirthe“, also 33 bewohnte Häuser bzw. Familien. Sogar das Einkommen der Pfarre blieb recht
überschaubar, ein klein wenig Land, etwas Geld und Brot. Zudem nahm der Pfarrer
für jede bestattete Leiche, was üblich war, ebenfalls etwas Geld ein. Die als
„Gebrechen“ bezeichneten Missstände hingegen waren ziemlich viel für einen
Pfarrer, wenn man den Aufzeichnungen Glauben schenken darf:
„Eine grausame gotteslesterung
beide der menner und weiber“ und „Überschwenliche
misbreuche und verachtunge des sabaths.“ Leider ist uns nicht überliefert,
was genau sich vor Ort abgespielt hatte. Bedenkt man jedoch die Intensität mit
anderen vergleichbaren Gebrechen in den besuchten Ortschaften, so scheint es echt
übel für den Pfarrer gewesen zu sein. Sein Glück, wenn man es denn so nennen
möchte, war das wahrscheinlich intakte Haus. Zumindest kann man den Protokollen
nichts Gegenteiliges entnehmen. Anders sah es vor dem Haus, nämlich im
Kirchhof, aus. Sogar eine bildliche Beschreibung überlieferten uns die
Visitatoren: Es sah so schlimm aus „das man fast eine gemeine trift mit khuen,
kelbern, schweinen, schaffen, gensen etc. druber macht.“ Den Zustand könnte man
also vielleicht am besten mit den Worten „völlig zertrampelt“ bezeichnen.
Der
Schankwirt vor Ort hatte sicherlich Einfluss auf seine Gäste. Ungünstig war es
dann, wenn diesem Religion und Kirch egal waren, wie im vorliegenden Fall. Umso
besser war es, dass dem Pfarrer noch der Küster an die Seite gestellt worden
war. Dieser sollte sich unter anderem um die Schule kümmern. Die Sache hatte
nur einen weiteren Haken. Er war keine große Hilfe, zumal er mit der eigenen
Frau im Streit lag. Man lobte Besserung, wie so oft.
16
Jahre später... Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1578. Dieses Mal erfahren
wir auch Sachen, die im ersten Bericht nicht erwähnt wurden. Der Pfarrer
Salomon beispielsweise wurde im Jahr 1522 geboren, war also zum Zeitpunkt
seines Amtsantrittes bereits 41 Jahre alt. Als Lehnherr wird der sächsische Kurfürst August (1553-1586) aufgeführt.
Zudem schien eine Besserung Einzug gehalten zu haben: Die Knabenschule.
Zumindest fand diese eine Zeit lang
statt, bevor viele Menschen Opfer der „sterbensseuche“ wurden.
Doch
die Gebrechen wurden nicht weniger, sogar das Gegenteil war der Fall. Das
Kirchenregister und das Verzeichnis der getauften Kinder wurde nicht richtig
gehalten. Zudem wurde bemängelt das es keine Mägdleinschule gab. Zumindest
konnte der Pfarrer nun einigermaßen seine Predigten abhalten, auch wenn die
Kinder teilweise währenddessen die Kühe hüten mussten und die Tänze in der
Sommerzeit überhandnahmen. Zwar waren auch nicht immer alle Leute anwesend,
denn mache arbeiteten zur Predigtzeit, allerdings gab es auch keine Berichte
mehr über Gotteslästerer. Die Konflikte alles in allem hielten sich weitestgehend
in Grenzen.
Eine
Sache bleibt aber noch, die man als Fan von Sagen unbedingt erwähnen muss. Und
immerhin sind die Visitationsprotokolle doch „DER BEWEIS“ für die Echtheit des
vorliegenden Falles. In Eisdorf selbst gab es eine Person, zumindest dem
Getuschel der Leute zu Folge, die einen Drachen hielt. Sie haben richtig
gelesen, einen DRACHEN! Und die Visitatoren taten es keinesfalls ab, denn sie
befahlen Nachforschungen anzustellen. Vielleicht wären also archäologische
Grabungen angebracht. Immerhin kann man nie wissen, was man so alles finden
könnte.
Quelle:
Friedensburg:
Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.
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