Aus
dem Tierreich kennen wir viele Rassen und deren Unterarten. Wir können
nachweisen, welche Tiere voneinander abstammen und kennen deren
Unterscheidungsmerkmale. Doch wie schaut es bei den Sagenwesen aus? Natürlich
handelt es sich dabei meist um ausgedachte Wesen, dennoch macht es sie für uns
nicht weniger lebendig. Streng genommen handelte es sich bei ihnen allerdings
um Geister.
Der
gemeine Hauskobold des Merseburger
Landes zeichnete sich vor allem durch seine Hilfstätigkeit aus. Er trank
gerne süße Milch und lebte im Brotschrank. Manche von ihnen spielten zudem
gerne Streiche. Der Kötzschauer Kobold ließ Felddiebe erstarren, bis diese ihre
Strafe erhielten. Ein übler Nebeneffekt konnte dennoch auftreten, denn der
Besitzer eines Koboldes erlitt meist einen schmerzhaften Tod. Kobolde gab es
jedenfalls im Überfluss.
Die
Hausgeister aus dem Harz zeichneten
sich durch Großzügigkeit aus. Ihr Besitzer wurde stets wohlhabender und musste
nie Hunger leiden. Zudem war er ein guter Gesprächspartner und konnte
verschiedene Formen annehmen. Musste er mal das Haus verlassen, war der Kamin
der bevorzugte Ausgang. Kobolde waren nicht sehr zahlreich, mussten sie doch
mit einer großen Anzahl anderer Geister konkurrieren.
Aus
der ehemaligen Grafschaft Mansfeld
erfahren wir von einem Kobold, welcher Jahrhunderte lang in einem eisernen
Kasten gefangen war. Statt der Finderin dankbar zu sein, zog er in ihr neues
Haus mit ein, lärmte die gesamten Nächte über und machte das Vieh ganz irre.
Ein anderer Kobold lebte freiwillig in einer Schachtel und immer, wenn man ihm
nach draußen ließ, half er bei der Arbeit.
Wenden
wir unseren Blick in den Süden nach Franken,
begegnet uns ein verwandelter Kobold in Form einer Eule. Diese konnte Dukaten
legen, ähnlich der Gans mit ihren Goldenen Eiern oder dem Goldesel. So einfach
kam man allerdings nicht an jeden seiner Art heran. In Nürnberg musste ein
Geisterbeschwörer erst in die Wälder ziehen um ein Ritual durchzuführen. Einige
der Bestandteile waren Milch, Honig, neues Besteck, Hahnenblut und Beschwörungsformeln.
Manchmal gelang es sogar einen Koboldkönig zu rufen, welcher ein fast
allwissendes Buch besaß. Ein anderer, vielleicht aber auch der gleiche
Koboldkönig wollte andernorts Reichtum bringen, stattdessen trieb er aber
allerlei Schabernack. Er bot den Leuten an mit seinen Streichen aufzuhören,
verlangte im Gegenzug allerdings ein Kind als Tribut.
Im
Norden, nämlich in der Landschaft
Pommern und auf der Insel Rügen kannte
man zwar keinen Kobolkönig, dafür viele verschiedene andere Formen. Ein neuer
Vertreter seiner Spezies war hier der Klabautermann. Dieser lebte vorwiegend im
Meer und fuhr mit zur See. Dieser half der Besatzung bei der sicheren
Überfahrt. Etwas anderer Natur ist da der Drache, also ein Kobold welcher meist
als feuriges Wesen unterwegs war. Diese Form kennen wir allerdings auch aus
anderen Gegenden Deutschlands. Neben Drachen und Klabautermännern gab es noch
die uns bekannten Hausgeister.
Kobolde
traten im gesamten Gebiet der Bundesrepublik auf, mal zahlreich, mal
vereinzelt. Natürlich konnten jetzt noch nicht alle Wesen dieser Art behandelt
werden, denn viele westlich gelegene Landstriche wurden noch gar nicht erwähnt.
Den Kobolden auf die Spur zu kommen ist dabei nicht sehr einfach und Tarnung
ist eines seiner Spezialgebiete.
Quellen:
Walter
Saal - Sagen aus der Region Merseburg
Gundula
Hubrich-Messow - Sagen und Märchen aus dem Harz
Sagen
der Grafschaft Mansfeld
Ernst-Otto
Luthardt - Sagen aus Franken
Ulrich
Jahn: Volkssagen aus Rügen und Pommern