Dem
großen Zeitalter des Landesausbaus gingen Jahrhunderte der Entwicklung voraus.
Die Marken, also die Grenzgebiete, Merseburg, Meißen sowie Zeitz waren
weitestgehend ruhig gelegen. Einzelne Konflikte bestimmten die politische
Situation im Osten Europas. Das Land der Slaven war weit und dünn besiedelt,
was es attraktiv für Siedler machte. Kaufleute zogen bereits seit Jahrhunderten
quer durch Europa. Das Land östlich von Elbe und Saale war zwar kein
Niemandsland, dennoch existierte keine Macht, welche es mit der westlichen
Christenheit aufnehmen konnte. Dabei ging es nicht nur mit Gewalt zu. Handel,
Kampf, Zerstörung, Assimilation... Um die Vorgänge in all ihren Facetten zu
beschreiben, braucht es einen breiten Wortschatz.
Der
Landesausbau war keine Tat einzelner, sondern vieler Menschen. An oberster
Stelle standen dabei Landesfürsten, also Mark- und Burggrafen, Erzbischöfe,
Bischöfe oder ganze Klostergemeinschaften. Ob die Siedlungen ursprünglich
geplant waren, also dass eine gezielte Kolonisation stattfand, bleibt fraglich.
Zu Beginn der Überlegung, ob man das Gebiet östlich von Saale und Elbe
unterwerfen sollte, stand sicherlich der Kreuzzugsgedanke. Die heidnischen
Slaven sollten christlich missioniert werden. Dabei hatten die europäischen
Christen einen großen Vorteil gegenüber allen anderen Religionen und einen
ausgezeichneten Lehrmeister. Im Römischen Reich war es üblich, fremde
Religionen und Kulturen zu tolerieren und zu akzeptieren, sofern diese sich
nicht gegen die Römer wandten. Ähnlich wie im Judentum, akzeptierten die
Christen anfangs keine anderen Götter, denn es gab in ihren Augen nur den einen
Gott. Damit stießen sie allerdings auf erheblichen Widerstand. Verfolgungen und
Hinrichtungen waren an der Tagesordnung.
Zwar
dauerte es einige Jahrhunderte, doch mit den ständig neu missionierten Völkern,
kamen wieder neue Ideen und Bräuche hinzu, was dazu führte, dass das
Christentum extrem anpassungsfähig wurde. Das Vorgehen war dabei mehrgleisig.
In manchen Fällen zerstörte man einfach die örtlichen Heiligtümer. Dies konnte
in Form von Trockenlegungen von Gewässern oder durch Rodung von Wäldern
geschehen. An den Orten an denen es sich anbot, suchte man den höchsten Punkt
aus und errichtete eine Kirche. So standen zeitweise zwei Heiligtümer in
direkter Konkurrenz gegenüber. Man bot den Missionierten sogar indirekt an,
durchaus noch andere Gottheiten zu verehren, nur ersetzte man ihre alten Götter
gegen Neue, den Heiligen. Als monotheistische Religion akzeptierte das
Christentum, wie bereits erwähnt, keine Nebengötter. Doch mit den Heiligen
schuf man sich unbewusst einen Schlupfwinkel. Denn diese waren ja ursprünglich
Menschen, die nach ihrem Tod an der Seite Gottes standen, somit also einen Teil
des göttlichen Wesens bildeten. Was hinzu kam, war sicherlich für die
Nichtchristen auch ein spektakulärer Anblick: Ein Mönch, bewaffnet mit einer
Axt, zog los und fällte einen heiligen Baum. Die „Heiden“ warteten und
unternahmen selten etwas dagegen. Warum auch, immerhin sollte ihr Gott ja
selbst auf das Heiligtum aufpassen können. Nachdem der Baum gefällt war und
nichts geschah, war man von der Macht des Christengottes überzeugt. Natürlich
stellte diese Situation den Idealfall dar und darf keineswegs verallgemeinert
werden.
Das
dünn besiedelte Land lockte aber mit fruchtbaren Böden, jeder Menge Rohstoffe
und neuem Lebensraum. In der Forschung sprach man Jahrzehnte vom Begriff der
Deutschen Ostkolonisation, wobei nie umrissen werden konnte, was das Deutsche
eigentlich ausmachte. Die Landesfürsten können wir aus heutiger Sicht zwar als
„Deutsche“ betrachten, damals waren es aber Sachsens und Thüringer bzw.
einzelne Grafengeschlechter.
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