Nachdem
in den vorherigen Beiträgen die Vorbedingungen geklärt wurden, wenden wir uns
dem Thema nun im Speziellen zu. In der Geschichtsforschung wendet man sich
gerne großen Persönlichkeiten zu. Es ist ganz natürlich, finden sich zu diesen
doch die meisten Überlieferungen. Während anfangs die Königsherrschaft als
Leitkultur und Machtfaktor anzusehen war, schwächte sich diese Position,
zumindest politisch gesehen, immer weiter zu Gunsten der Landesfürsten ab. Der
geistliche und der weltliche Stand befanden sich einerseits in einer Art
Konkurrenzkampf, andererseits in einer Form der Kooperation gegenüber. Man
nutzte verwandtschaftliche Verflechtungen, Verpflichtungen, aber auch
erbitterte Rivalität für den Ausbau der Grenzen. Die Intention von weltlichen
und geistlichen Fürsten war dabei weitgehend identisch, denn beide Seiten
wollten den Besitz ihrer Familie vergrößern, sei es nun verwandtschaftlich oder
kirchlich geprägt. Dabei griff man auf Jahrhunderte der Erfahrung und
Fähigkeiten vieler Menschen zurück.
Der
Auslöser für diese drastischen politischen Veränderungen im Osten bildete wie
so oft ein Ungleichgewicht in der Gesellschaft. Viele der neuen Siedler
stammten aus dem alten Reichsland, meist aus Gegenden der Überbevölkerung. Das
Land konnte die Menschen nicht mehr ernähren, also suchte man nach einem
Ausweg, dieses Problem zu beheben. Gleichzeitig gelang es den Landesfürsten
durch ständige Feldzüge ihr Gebiet immer weiter nach Osten hin auszudehnen. Man
errichtete Burgen, um die neu gewonnenen Gebiete militärisch abzusichern. Zudem
entstanden in der Einsamkeit der Landschaft Klöster, also mitten im
Niemandsland. Klöster zählten zu den produktivsten Stätten menschlichen Wirkens
überhaupt. Egal ob es um Schriftlichkeit oder Arbeitskraft ging, viele Mönche
waren gut ausgebildete Fachkräfte. Als Beispiel kann man hier das Kloster Chemnitz aufführen, welches in
den 1130er Jahren gestiftet wurde. Die dort lebenden Mönche waren eine
Gesandtschaft des Klosters Pegau. Sie
kannten sich bestens aus, worauf es bei der Rodung des Waldes ankam und wie man
das neu gewonnene Land anschließend bestellte. Burgen und Klöster waren
menschliche Vorposten in der Wildnis, die sich größtenteils selbst versorgen
konnten. Für Kaufleute kamen diese Stätten wie gerufen. Sie fanden hinter den
Mauern Schutz für sich und ihre Waren, während sie Letztere vor Ort verkaufen
oder aufstocken konnten. Manche der Kaufleute ließen sich vor Ort auch einfach
nieder. An Orten, an denen man Kaufleute fand, entwickelten sich diese zu
Siedlungen, ja gar zu ganzen Städten weiter. Neue Handelswege konnten auf diese
Weise entstehen.
Bereits
ein paar Jahrzehnte früher, um das Jahr 1100, ließ der Naumburger Bischof Walram Waldflächen für den
Siedlungsbau roden. Naumburg war das Nachfolgerbistum von Zeitz. Nachdem es
hier zu schweren Konflikten gekommen war, beschloss man den Bischofssitz weiter
westlich zu legen, um wieder zu Kräften zu kommen. Dass Bischof Walram bei
seinem Vorgehen recht erfolgreich war, zeigt eine Schenkung an das Zeitzer
Domkapitel. Allein dieses erhielt 6 Dörfer geschenkt!
Doch
Kaufleute und Mönche allein konnten unmöglich das gesamte Land bewirtschaften
und besiedeln. Wie die Menschen ohne moderne Kommunikationsmittel auf die neuen
Gebiete aufmerksam gemacht wurden, wird uns in nächster Zeit noch beschäftigen.
Quellen:
Schlesinger,
Walter: Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter. Das Zeitalter der deutschen
Ostsiedlung (1100-1300).
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