Sonntag, 30. März 2014

53. Beitrag - Koboldkunde - Teil I

Aus dem Tierreich kennen wir viele Rassen und deren Unterarten. Wir können nachweisen, welche Tiere voneinander abstammen und kennen deren Unterscheidungsmerkmale. Doch wie schaut es bei den Sagenwesen aus? Natürlich handelt es sich dabei meist um ausgedachte Wesen, dennoch macht es sie für uns nicht weniger lebendig. Streng genommen handelte es sich bei ihnen allerdings um Geister.

Der gemeine Hauskobold des Merseburger Landes zeichnete sich vor allem durch seine Hilfstätigkeit aus. Er trank gerne süße Milch und lebte im Brotschrank. Manche von ihnen spielten zudem gerne Streiche. Der Kötzschauer Kobold ließ Felddiebe erstarren, bis diese ihre Strafe erhielten. Ein übler Nebeneffekt konnte dennoch auftreten, denn der Besitzer eines Koboldes erlitt meist einen schmerzhaften Tod. Kobolde gab es jedenfalls im Überfluss.

Die Hausgeister aus dem Harz zeichneten sich durch Großzügigkeit aus. Ihr Besitzer wurde stets wohlhabender und musste nie Hunger leiden. Zudem war er ein guter Gesprächspartner und konnte verschiedene Formen annehmen. Musste er mal das Haus verlassen, war der Kamin der bevorzugte Ausgang. Kobolde waren nicht sehr zahlreich, mussten sie doch mit einer großen Anzahl anderer Geister konkurrieren.

Aus der ehemaligen Grafschaft Mansfeld erfahren wir von einem Kobold, welcher Jahrhunderte lang in einem eisernen Kasten gefangen war. Statt der Finderin dankbar zu sein, zog er in ihr neues Haus mit ein, lärmte die gesamten Nächte über und machte das Vieh ganz irre. Ein anderer Kobold lebte freiwillig in einer Schachtel und immer, wenn man ihm nach draußen ließ, half er bei der Arbeit.

Wenden wir unseren Blick in den Süden nach Franken, begegnet uns ein verwandelter Kobold in Form einer Eule. Diese konnte Dukaten legen, ähnlich der Gans mit ihren Goldenen Eiern oder dem Goldesel. So einfach kam man allerdings nicht an jeden seiner Art heran. In Nürnberg musste ein Geisterbeschwörer erst in die Wälder ziehen um ein Ritual durchzuführen. Einige der Bestandteile waren Milch, Honig, neues Besteck, Hahnenblut und Beschwörungsformeln. Manchmal gelang es sogar einen Koboldkönig zu rufen, welcher ein fast allwissendes Buch besaß. Ein anderer, vielleicht aber auch der gleiche Koboldkönig wollte andernorts Reichtum bringen, stattdessen trieb er aber allerlei Schabernack. Er bot den Leuten an mit seinen Streichen aufzuhören, verlangte im Gegenzug allerdings ein Kind als Tribut.

Im Norden, nämlich in der Landschaft Pommern und auf der Insel Rügen kannte man zwar keinen Kobolkönig, dafür viele verschiedene andere Formen. Ein neuer Vertreter seiner Spezies war hier der Klabautermann. Dieser lebte vorwiegend im Meer und fuhr mit zur See. Dieser half der Besatzung bei der sicheren Überfahrt. Etwas anderer Natur ist da der Drache, also ein Kobold welcher meist als feuriges Wesen unterwegs war. Diese Form kennen wir allerdings auch aus anderen Gegenden Deutschlands. Neben Drachen und Klabautermännern gab es noch die uns bekannten Hausgeister.

Kobolde traten im gesamten Gebiet der Bundesrepublik auf, mal zahlreich, mal vereinzelt. Natürlich konnten jetzt noch nicht alle Wesen dieser Art behandelt werden, denn viele westlich gelegene Landstriche wurden noch gar nicht erwähnt. Den Kobolden auf die Spur zu kommen ist dabei nicht sehr einfach und Tarnung ist eines seiner Spezialgebiete.

Quellen:

Walter Saal - Sagen aus der Region Merseburg

Gundula Hubrich-Messow - Sagen und Märchen aus dem Harz

Sagen der Grafschaft Mansfeld

Ernst-Otto Luthardt - Sagen aus Franken

Ulrich Jahn: Volkssagen aus Rügen und Pommern   

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