Dienstag, 27. Januar 2015

95. Beitrag - Der kleine Katechismus - Die Zehn Gebote - Teil II

Im Zweiten Teil der Reihe kommen wir zu den Geboten 6 bis 10. Die Glaubensauffassung von Luther spiegelt sich stets in seinen Kommentaren zu diesen Geboten wider, so dass wir einen guten Einblick in sein Verständnis von Glauben nehmen können. Bedenken wir die Zeit, in der er gelebt und diesen kleinen Katechismus verfasst hat, dürfen wir aus unserer heutigen Sicht aber nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.

Das Sechste Gebot

„Du sollst nicht ehebrechen.“

Eine der beliebteren Straftaten, wie man aus den Protokollen der Kirchenvisitationen entnehmen kann. Für Luther war die Ehe natürlich heilig und alle Ehebrecher gehörten mit zu den schlimmsten Sündern. Für ihn waren allerdings zwei Aspekte wichtig. Erstens der tatsächliche Ehebruch, also die körperliche Liebe und zum Zweiten der bloße Gedanke daran. Der Mensch sollte keusch und treu leben. Lüsterne Gedanken konnten seiner Auffassung nach die Seele und die Gedanken vergiften.

Das Siebte Gebot

„Du sollst nicht stehlen.“

Eigentlich ist dieses Gebot mehr als eindeutig, doch findige Leute finden stets ein Schlupfloch. Luther stellte klar, dass weder die Habseligkeiten noch das Geld gestohlen werden dürfe. Zudem gelte das Gebot auch für Handelsgeschäfte, bei denen man stets den rechten Preis nur nehmen dürfe und das Handelsgut immer in einem einwandfreien Zustand sein muss. Statt zu stehlen, solle man seinen Mitmenschen helfen, dass diese ihre Situation verbessern und ihre Habseligkeiten schützen können.

Das Achte Gebot

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“

Oder einfach, man soll nicht lügen. Doch als Lügner sollte man stets ein kreativer Mensch sein, der auch bei diesem Gebot nach einem Schlupfloch sucht. Für Luther war die Sache klar und so verbot er in jeglicher Form zu lügen, also auch hinter dem Rücken dieser. Gleiches galt für üble Nachreden oder in dem man den Menschen versuchte in aller Heimlichkeit Schaden zuzufügen. Seine Mitmenschen in Schutz zu nehmen, diese zu verteidigen bei übler Nachrede und Konflikte klären, so sah die Lösung Luthers aus.

Das Neunte Gebot

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.“

Ähnlich wie das vorangegangene Gebot, handelt es sich hierbei um einen Diebstahldelikt. Wie immer galt und gilt, dass man den Mitmenschen helfen soll ihr Haus zu schützen und zu erhalten.

Das Zehnte Gebot

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder was sein ist.“

Schon wieder ein Diebstahlverbot? Interessant ist ein ganz anderer Fakt, nämlich dass die Ehefrau den gleichen Stellenwert hier einnimmt, wie die Diener oder das Nutzvieh.

Am Ende der Gebote warnt Luther all jene davor, diese Gebote zu brechen. Die göttliche Strafe dafür sei so enorm, dass diese selbst die nächsten Generationen einer Familie heimsuchen würde. Wenn man selbst jedoch ein gläubiger Mensch und guter Christ sei, wäre die Belohnung Gottes umso reicher.


Quellen:

Friedensburg: Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.   

Luther: Der kleine Katechismus.

Sonntag, 18. Januar 2015

94. Beitrag - Gedenkjahre, Bischof Dietrich

Als das 13. Jahrhundert noch recht jung war, trat Bischof Dietrich sein Amt an. Von 1204 bis 1215 saß er auf dem bischöflichen Stuhl in Merseburg und regierte das Hochstift. Wobei man sagen muss, dass Dietrich eigentlich eine Verballhornung eines anderen Namens ist. Manche würden es vielleicht nur eine „Eindeutschung“ nennen, doch für seine Zeitgenossen war er unter dem Namen „Theodericus“ bekannt. Interessanterweise soll die Wahl zum Bischof einstimmig gewesen sein, wohingegen sein eigentlicher Amtsantritt sich drei Jahre lang hinzog. Er wird beschrieben als „[...] ein Mann von gutem Ruf und löblichem Wandel [...]“. Laut der Anmerkung Rademachers war der Bischof ein unehelicher Sohn des Markgrafen Dietrich von Meißen, damit also ein Bastard. Somit war der Bischofsanwärter alles andere als tadellos. Sein Makel der unehelichen Geburt wog aber nicht allzu schwer. Zwar zog Dietrich nach Rom, doch der Papst schien ihm gewogen. Seine Amtszeit betrug 11 Jahre und 3 Monate. Er schien nicht mit einer speziellen Sache großartig aufzutrumpfen, jedoch schien er das Bistum so klug und umsichtig zu verwalten, dass es anschließend keinen Grund zum Klagen gab.

Im Jahr 1206 schlichtete Dietrich einen Streit zwischen dem Grafen Dietrich von Groitzsch und einen seiner eigenen Priester, welcher in Pissen tätig war. Der Bischof handelte im Auftrag der Päpste und seines Kaisers, zudem trat er des Öfteren als Schiedsrichter in anderen Streitfällen auf. Da über seine Amtszeit nur äußerst dürftig berichtet wird, blicken wir auf das Weltgeschehen. Im Nahen Osten tobte der
Vierte Kreuzzug. Ein Kreuzfahrerheer eroberte im Jahr 1204 die Hauptstadt der orthodoxen Christenheit Konstantinopel. Zwei Jahre später startete an anderer Stelle eine gewaltige Umwälzung. Dschingis Khan begann mit seiner Unterwerfung Asiens, welcher ihn später nach Europa führen sollte. Sein Reich war riesig und seine Nachfolger begründeten wieder neue Reiche. Das Feuer im Magdeburger Dom blieb 1207 sicherlich nicht ohne Folgen für das Merseburger Bistum, ob Geldzahlungen oder andere Zusatzabgaben nach Magdeburg flossen, ist nicht bekannt. 1209 erhob man Otto IV. zum römisch-deutschen Kaiser.

Zwei andere Ereignisse, die uns noch heute prägen, fanden im Jahr 1210 statt. Der derzeitige Papst Franziskus, bezog sich bei seiner Namensgebung auf Franz von Assisi und den durch ihn begründeten Franziskanerorden. Doch im Gegensatz zu den Männern der Kirche, wandte sich ein Autor nicht dem Armutsgebot, sondern einem heikleren Thema zu: Dem Heiligen Gral. Die Rede ist von Wolfram von Eschenbach, welcher in dem besagten Jahr sein Werk „Parzival“ vollendete. Ein junger, sehr naiver Knabe machte sich auf die Suche nach dem vielleicht wichtigsten Schatz der Christenheit.

Welche Auswirkungen alle diese Ereignisse auf Merseburg direkt hatten, lässt sich nur äußerst schwer einschätzen. Zu viele Dokumente gingen im Lauf der Jahrhunderte verloren. Wichtige Teile unserer Geschichte kamen abhanden und manchmal bleibt nur die Spekulation übrig.

Quelle:

Otto Rademacher: Die Merseburger Bischofschronik.

Sonntag, 11. Januar 2015

93. Beitrag - Der kleine Katechismus - Die Zehn Gebote - Teil I



Für Martin Luther hatten alle Dinge und alle Menschen eine festgefügte Ordnung. Für ihn war eine feste und strenge Hierarchie selbstverständlich, ebenso wie mit „Ungläubigen“ zu verfahren war und wie der wahre Glauben gelehrt werden sollte. Er verglich das göttliche Recht mit dem Stadtrecht. Wer Bürger einer Stadt werden und bleiben wollte, musste sich bestimmten Regeln und Gesetzen unterwerfen. Bei einem Verstoß drohte die Entziehung des Bürgerrechts. Ähnlich sollte mit denjenigen verfahren werden, die gegen das göttliche Recht verstießen, soll heißen: Wer kein guter und gläubiger Christ ist, dem sei das Himmelreich verwehrt und dieser müsse auf ewig in der Hölle schmoren. Niemand aber, und dies ist entscheidend, solle zum Glauben gezwungen werden. Um von dem göttlichen Recht zu erfahren, musste man aber wissen, wie es lautete. Heute: Die Zehn Gebote.

Das Erste Gebot

„Du sollst nicht andere Götter haben.“

Gott sollte von allen Dingen auf der Welt am meisten gefürchtet und zugleich geliebt werden. Darüber hinaus sollte man ihm das größtmögliche Vertrauen entgegenbringen.

Das Zweite Gebot

„Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen.“

Der Name Gottes selbst galt bereits als zu heilig, als dass man unbedacht damit verfahren sollte. Bei seinem Namen durfte nicht geflucht, nicht geschworen, gezaubert, gelogen oder betrogen werden. Stattdessen riet Luther, man solle Gott in allen Nöten rufen, beten in seinem Namen, seine Taten rühmen und ihm danken, wenn einem Gutes widerfährt. Interessant ist, dass man aus den Protokollen der Kirchenvisitationen immer mal wieder etwas von sogenannten Segensprechern hört. Diese betrieben ihr Handwerk illegal und wurden meist aus dem jeweiligen Ort verbannt.

Das Dritte Gebot

„Du sollst den Feiertag heiligen.“

Gemeint mit dem Feiertag ist ein Tag der Ruhe, wie wir diesen auch kennen, also jeder Sonntag. Die Predigt, an diesem Tag sei besonders heilig. Diese sollte nicht verachtet, sondern gern gehört und gelernt werden. Für die Menschen des 16. Jahrhunderts war es meist aber ein Arbeitstag wie jeder anderer. Sämtliche anfallenden Arbeiten wurden durchgeführt. Während der Predigt betrieben die Menschen auch gerne mal Handel oder folgten ihren normalen Tagesablauf.

Das Vierte Gebot

„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.“

Die strenge, von Luther bevorzugte Hierarchie zeigte sich bereits bei seinem Familienbild. Den Eltern sollte Ehre vor Gott erwiesen werden. Ihnen zu dienen, in allen Belangen zu gehorchen, sie lieb und teuer zu haben, zeichneten für Luther gute Kinder aus. Die Eltern durften durch das Verhalten der Kinder nicht wütend gemacht oder von ihnen verachtet werden. Die Hörigkeit gegenüber Höhergestellten sollte so bereits in der eigenen Familie gefestigt werden.

Das Fünfte Gebot

„Du sollst nicht töten.“

Dieses Gebot gilt insbesondere für Menschen. Den Mitmenschen darf kein Leid zugefügt werden. Nicht einmal der schlimmste Fall, also der Tod, war allein damit gemeint. Dieses Gebot begann bereits bei der Verletzung eines Menschen. Stattdessen mahnte Luther an, den Mitmenschen nach besten Kräften zu helfen.

Teilweise besaß Martin Luther eine sehr spezielle Sichtweise auf die Dinge. Seine Erfahrungen, die er auf Reisen und in seinen Ämtern sammelte, waren sicherlich einer der Gründe dafür.

Quellen:

Friedensburg: Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.   

Luther: Der kleine Katechismus.

Donnerstag, 1. Januar 2015

92. Beitrag - 2014 - Der Jahrtausendrückblick

Jedes Jahr das gleiche Bild im Fernsehen und immer gegen Ende des Jahres natürlich, der Jahresrückblick. Dabei sind nicht alle Ereignisse für die Ewigkeit bestimmt. So manch eine Tat überstrahlt alle anderen, egal wie tragisch oder manchmal auch komisch sie sein mag. Und sogar die Bedeutung wandelt sich im Laufe der Zeit, denn jede Generation hat wieder einen anderen Blickwinkel auf die Ereignisse. Warum also nicht einen Jahrtausendrückblick wagen?

Das Jahr 14

Augustus, welcher uns heute als erster Kaiser Roms gilt, verstirbt auf einer Reise. Nach dessen Tod werden die Res gestae divi Augusti - Die Taten des göttlichen Augustus in Stein gemeißelt.

Das Jahr 114

Der römische Kaiser Trajan, welcher als bester von den Kaisern bereits seinen Zeitgenossen galt, startete einen Feldzug gegen das Reich der Parther. Im Ergebnis standen weitreichende Eroberungen.

Das Jahr 214

In China kam es zu großen Umstürzen, Verhaftungen und schweren Kriegszügen. Im Römischen Reich wurde eine neue Münzeinheit eingeführt.

Das Jahr 314

Kaiser Konstantin von Westrom errang den Sieg in der Schlacht von Pannonien gegen den oströmischen Kaiser Licinius.

Das Jahr 414

Einfall der Westgoten auf der Iberischen Halbinsel, Barcelona wurde erobert.

Das Jahr 514

Der Höhepunkt des Aufstandes gegen den oströmischen Kaisers Anastasios I. wurde erreicht. Zudem bemühte sich der neue Papst Symmachus bei der Aussöhnung des Laurentianischen Schismas.

Das Jahr 614

Konzil des fränkischen Königs Chlothar II. in Paris, dabei gab es große Zugeständnisse an den Adel, welcher den König zuvor unterstützte.

Das Jahr 714

Die maurische Eroberung der iberischen Halbinsel wurde fortgesetzt und das Gebiet bis zum Fluss Ebro besetzt. Im Frankenreich verstarb Pippin der Mittlere, dessen unehelicher Sohn Karl (Martell) muss sich in einem Machtkampf behaupten.

Das Jahr 814
Karl der Große verstarb, sein Sohn Ludwig übernahm den Thron.

Das Jahr 914

Besetzung der Bretagne durch die Wikinger.

Das Jahr 1014

Heinrich II. wurde in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ernannt. Er gilt noch immer als größter Förderer des Merseburger Bistums. Es kam zu einer gewaltigen Naturkatastrophe an der Nordseeküste Wales sowie der Atlantikküste Nordamerikas, ein Tsunami tötete tausende Menschen.

Das Jahr 1114

Weihung des Domes St. Marien zu Wurzen.

Das Jahr 1214

Heinrich VI., der spätere Pfalzgraf bei Rhein wurde geboren, ebenso der englische Franziskanermönch und Philosoph Roger Bacon.

Das Jahr 1314

Jacques de Molay, der letzte Großmeister des Tempelordens wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sein Henker, König Philipp, genannt der Schöne, verstarb ebenso. Wahl Ludwigs des Bayern zum König, welcher später Kaiser des Heiligen Römischen Reiches werden sollte.

Das Jahr 1414

Eröffnung des Großen Abendländischen Schismas zur Überwindung des Großen Schismas.

Das Jahr 1514

Herzog Georg von Sachsen begann eine Fehde gegen den Grafen Edzard I.

Das Jahr 1614

Beilegung des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits. Die Welser Handelsgesellschaft erklärte ihre Pleite.

Das Jahr 1714

Sieg der russischen Armee über die schwedischen Truppen in Finnland. Besetzung Helgolands durch Dänemark. Erstes Schreibmaschinenpatent für den Engländer Henry Mill.

Das Jahr 1814

Absetzung Napoleon Bonapartes nach vielen Niederlagen des Franzosenkaisers. Im Dezember endete der Britisch-Amerikanische Krieg.

Das Jahr 1914

Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts begann. Der Erste Weltkrieg veränderte das Weltbild grundlegend und schaffte das Fundament für den darauffolgenden Krieg.


Quelle:

Ich möchte mich bei der deutschsprachigen Wikipedia bedanken, deren Datenbank eine umfangreiche, aber gut sortierte Auflistung ermöglicht.