Sonntag, 18. Januar 2015

94. Beitrag - Gedenkjahre, Bischof Dietrich

Als das 13. Jahrhundert noch recht jung war, trat Bischof Dietrich sein Amt an. Von 1204 bis 1215 saß er auf dem bischöflichen Stuhl in Merseburg und regierte das Hochstift. Wobei man sagen muss, dass Dietrich eigentlich eine Verballhornung eines anderen Namens ist. Manche würden es vielleicht nur eine „Eindeutschung“ nennen, doch für seine Zeitgenossen war er unter dem Namen „Theodericus“ bekannt. Interessanterweise soll die Wahl zum Bischof einstimmig gewesen sein, wohingegen sein eigentlicher Amtsantritt sich drei Jahre lang hinzog. Er wird beschrieben als „[...] ein Mann von gutem Ruf und löblichem Wandel [...]“. Laut der Anmerkung Rademachers war der Bischof ein unehelicher Sohn des Markgrafen Dietrich von Meißen, damit also ein Bastard. Somit war der Bischofsanwärter alles andere als tadellos. Sein Makel der unehelichen Geburt wog aber nicht allzu schwer. Zwar zog Dietrich nach Rom, doch der Papst schien ihm gewogen. Seine Amtszeit betrug 11 Jahre und 3 Monate. Er schien nicht mit einer speziellen Sache großartig aufzutrumpfen, jedoch schien er das Bistum so klug und umsichtig zu verwalten, dass es anschließend keinen Grund zum Klagen gab.

Im Jahr 1206 schlichtete Dietrich einen Streit zwischen dem Grafen Dietrich von Groitzsch und einen seiner eigenen Priester, welcher in Pissen tätig war. Der Bischof handelte im Auftrag der Päpste und seines Kaisers, zudem trat er des Öfteren als Schiedsrichter in anderen Streitfällen auf. Da über seine Amtszeit nur äußerst dürftig berichtet wird, blicken wir auf das Weltgeschehen. Im Nahen Osten tobte der
Vierte Kreuzzug. Ein Kreuzfahrerheer eroberte im Jahr 1204 die Hauptstadt der orthodoxen Christenheit Konstantinopel. Zwei Jahre später startete an anderer Stelle eine gewaltige Umwälzung. Dschingis Khan begann mit seiner Unterwerfung Asiens, welcher ihn später nach Europa führen sollte. Sein Reich war riesig und seine Nachfolger begründeten wieder neue Reiche. Das Feuer im Magdeburger Dom blieb 1207 sicherlich nicht ohne Folgen für das Merseburger Bistum, ob Geldzahlungen oder andere Zusatzabgaben nach Magdeburg flossen, ist nicht bekannt. 1209 erhob man Otto IV. zum römisch-deutschen Kaiser.

Zwei andere Ereignisse, die uns noch heute prägen, fanden im Jahr 1210 statt. Der derzeitige Papst Franziskus, bezog sich bei seiner Namensgebung auf Franz von Assisi und den durch ihn begründeten Franziskanerorden. Doch im Gegensatz zu den Männern der Kirche, wandte sich ein Autor nicht dem Armutsgebot, sondern einem heikleren Thema zu: Dem Heiligen Gral. Die Rede ist von Wolfram von Eschenbach, welcher in dem besagten Jahr sein Werk „Parzival“ vollendete. Ein junger, sehr naiver Knabe machte sich auf die Suche nach dem vielleicht wichtigsten Schatz der Christenheit.

Welche Auswirkungen alle diese Ereignisse auf Merseburg direkt hatten, lässt sich nur äußerst schwer einschätzen. Zu viele Dokumente gingen im Lauf der Jahrhunderte verloren. Wichtige Teile unserer Geschichte kamen abhanden und manchmal bleibt nur die Spekulation übrig.

Quelle:

Otto Rademacher: Die Merseburger Bischofschronik.

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