Sonntag, 26. April 2015

102. Beitrag - Schulgeschichte im Merseburger Land

Das Merseburger Domgymnasium
Je kürzer die Ereignisse zurückliegen, desto besser ist das Bild unserer Vergangenheit. Schwieriger wird es dagegen die Situation des Mittelalters und noch früherer Zeiten darzustellen. Im Allgemeinen finden wir natürlich eine Menge Quellen, wie z.B. die Bildung bei den alten Römern oder im antiken Griechenland ablief. Aus vielen Puzzleteilen fügt sich so ein Bild unserer Vergangenheit zusammen. Konkrete Aussagen über unser Merseburger Land zu treffen ist jedoch kompliziert, denn uns fehlen schlicht und ergreifend die Quellen. Über das Domgymnasium wurde bereits in der Vergangenheit viel berichtet, wie aber sah die Situation auf den Dörfern aus?
Begeben wir uns auf eine Zeitreise in die Jahre nach der Reformation, als die neue Kirche bemüht war viele Anhänger um sich zu sammeln. Um den Menschen Luthers Lehre näherzubringen, war es notwendig das die Pfarrer und deren Zuhörer überhaupt verstanden, was zu predigen war. Eine Übersetzung der Bibel ins Deutsche war nur der erste Schritt. Als nächstes wurde sichergestellt, dass die alten Prediger die neue Lehre angenommen hatten. Manche von ihnen konnten jedoch nicht einmal lesen, geschweige denn schreiben, sofern wir den Quellen Glauben schenken dürfen.

Die neuen Kirchenherren legten Wert darauf, dass die Menschen zumindest eine gewisse Grundbildung hatten. Diese zu vermitteln war Aufgabe der Pfarrer oder des jeweiligen Küsters. Während erster vorwiegend für die Predigt zuständig war, war Letzterer ein Angestellter der jeweiligen Kirche. Er war zuständig für die Aufbewahrung und die Wartung der liturgischen Geräte, dass Läuten der Glocke und der Vorbereitung des Gottesdienstes. Zudem war der Küster gleichzeitig der Lehrer. Wir dürfen die Dorfschule von damals nicht mit einer heutigen Schule vergleichen. Der Unterricht fand vermutlich in einem kleinen Raum statt, vielleicht sogar der Wohnstube des Küsters selbst. Wo kein Platz war, musste unter freiem Himmel unterrichtet werden. Die Kinder des Pfarrers hingegen wurden meist von ihrem Vater selbst unterrichtet.

Auf den Dörfern existierten im Prinzip nur zwei verschiedene Arten von Schulen: Die Knabenschulen und die Mägdleinschulen. Jungs und Mädchen wurden meistens also getrennt voneinander unterrichtet, doch in manchen Fällen scheint es so, dass es gemeinsame Schulklassen gab. Größere Ortschaften, wie Schkeuditz, konnten sich durchaus einen Schulmeister und weitere Angestellte leisten. Die Anzahl der Bediensteten einer Schule darf allerdings nicht über die Anzahl der Schüler hinwegtäuschen, denn selten kam man selbst in den Städten kaum über 30 Kinder.

Spergau konnte mit einer Anzahl von 20 Schülern Punkten und Friedensdorf kam immer noch auf 15 Kinder, welche die Schulbank drückten. Andernorts konnte man froh sein, wenn eine Handvoll Schüler zusammen kamen. Je weniger es zu unterrichten gab, desto schlechter war zudem die finanzielle Lage des Küsters. Zwar verdiente er seinen Unterhalt auch mit anderen Tätigkeiten, dass Schulgeld war jedoch ein wichtiges Zubrot für ihn. Zumindest sofern es bezahlt wurde, denn um die Zahlungsmoral war es nicht immer zum Besten bestellt.


Quelle:

Friedensburg: Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.


Bildquelle:

http://heimatblatt-merseburg.de/s/cc_images/cache_2419325330.jpg?t=1322921354

Sonntag, 19. April 2015

101. Beitrag - Schulgeschichte



Für viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ist es ein leidiges Thema. Man muss früh aufstehen, hastig frühstücken und sich auf den Weg machen. Entweder zu Fuß, per Fahrrad oder Bus gelangt man dann zum Schulgebäude. Man trifft Freunde, aber auch Menschen, die man nicht sonderlich mag. Die Lehrer sind ebenso vielfältig wie die Fächer, die angeboten und unterrichtet werden. Stets ist man bemüht die besten Noten zu bekommen, da diese Noten über die Zukunft eines jeden Einzelnen entscheiden sollen, zumindest was die Wahl des Berufes oder des Studiums angeht. Während Klausuren und Abschlussprüfungen meistens das große Böse für die Schüler sind, nerven doch eigentlich mehr die kleinen, unangekündigten Tests und Leistungskontrollen.

Auf der anderen Seite stehen die Lehrer, deren Aufgabe es ist, die Kinder bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten. Tagtäglich haben sie es auch mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten zu tun, manche aufmüpfig, manche ganz brav und wieder andere liegen irgendwo dazwischen. Immer mehr Schulen kämpfen um ihren Erhalt, da schwindende Schülerzahlen kleinere Standorte bedrohen. So sieht die Situation ungefähr in den 2010er Jahren aus. Doch wie sah es früher aus?

Gehen wir einmal 50 Jahre zurück. In der Heftreihe „Unser Merseburger Land“ erschien der Artikel: „Aus der Geschichte des Schulwesens im Kreise Merseburg“ von Andreas Wrackmeyer. Dargestellt wurde dabei die Situation der Schulen 1964. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und dem Wiederaufbau war man stolz auf sein Land, ganz besonders jedoch lobte der Autor das Schulwesen, welches „vorbildlich für ganz Deutschland“ war.

Immer wieder wird in seinem Artikel deutlich, wie fortschrittlich die Deutsche Demokratische Republik im Vergleich zum Deutschen Kaiserreich war. Aber natürlich zielten die Seitenhiebe auch auf das kapitalistische Ausland ab, denn laut eigener Aussage waren alle Schüler gleich. Zudem brüstete man sich mit der Leistungsfähigkeit des Systems. Während es im Jahr 1895 im Kreis 87 Schulen mit 9600 Schülern gab, waren es im Jahr 1964 bereits 22000!

Von den bloßen Zahlen dürfen wir uns keineswegs täuschen lassen, immerhin existierte zur Kaiserzeit eine völlig andere Schulstruktur. So gut wie jedes Dorf verfügte über mindestens eine Schule. Oftmals unterrichtete ein Lehrer sämtliche Fächer und alle Schüler, wobei die Älteren den Jüngeren halfen. Doch auch dies ist ein einseitiges Bild, denn das Schulsystem unterschied sich innerhalb Deutschlands ganz erheblich.

Wie die Situation auf den Dörfern unserer Heimat aussah, wird Thema des kommenden Beitrags.

Bildquelle:

http://www.schilder-schenken.de/images/product_images/original_images/spassschilder_ende_kindergarten.png