Mittwoch, 15. Oktober 2014

82. Beitrag - Slavenbräuche?

Als Merseburg im 10. Jahrhundert noch eine bedeutende Königspfalz war, stellte die Altenburg zugleich ein Bollwerk gegen die östlich der Saale lebenden Slaven dar. Sicherlich waren bereits viele Gruppen befriedet worden, doch ganz sicher konnte man ja nie sein. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts setzten die ersten schriftlichen Überlieferungen zu den Stämmen ein. Wir wissen zwar einiges von ihren Gesetzen, Sitten und Bräuchen, doch waren es vergleichsweise wenige Chronisten, die über sie schrieben.

Von Helmold von Bosau erfahren wir, dass die Slaven 3 Hauptgöttern huldigten: Prove, Siva und Radigast. Zu Ehren dieser 3 fanden stets große Festlichkeiten statt. Was die Slaven dagegen nicht kannten, waren festgeschriebene Feiertage in einem regelmäßigen Turnus, wie es z.B. im Christentum üblich war. Stattdessen wurde die Reihenfolge des Feierns von einem Priester ausgelost. Anschließend versammelten sich alle Männer, Frauen sowie die Kinder und brachten Opfergaben. Schafe und Rinder brachte man auf den Opferplatz, doch an einer Sache ergötzten sich die Götter angeblich im Besonderen: Am Blut der Christen. Doch damit nicht genug, denn der Priester kostete anschließend das Blut, um so die Weisungen ihrer Götter zu empfangen. Ob sie aber tatsächlich das Blut von Menschen tranken, ist Ansichtssache, denn bei Helmold heißt es lediglich, dass es das Blut der Opfertiere gewesen sein soll. Neben diesen Hauptgöttern gab es jedoch auch unzählige Hausgötter und heilige Haine. Für den christlichen Chronisten waren es jedoch alles nur nach Blut labende Dämonen.

Das  anschließende Festessen musste berauschend gewesen sein. Das so viele Christen bei den Festlichkeiten geopfert wurden, scheint fraglich. Schaf und Rind geben noch heute ein wesentliches besseres Mahl ab. Während des Zechgelages ließen die Slaven eine Schale wandern, aus der ein jeder Worte auf den guten und den bösen Gott ausschütten sollte. Der böse Gott hieß Diabol oder auch Zcerneboch (schwarzer Gott). Und der Gute? Wir erfahren es leider nicht. Alles Glück und Unglück solle jedenfalls von diesen beiden entstammen.

Eine kleine erwähnenswerte Ausnahme bildete da anscheinend nur ein Völkchen, nämlich das der Insel Rügen. Deren Bewohner waren die Rugianer und sie verehrten vor allen anderen Göttern Swantewit oder auch Zvantevith. Dieser soll im Besonderen ein Gott der Orakelsprüche gewesen sein. Im Vergleich zu ihm waren alle anderen seinesgleichen nur halbe Götter. Ihm wurde gehuldigt, in dem man einen Christen ausloste und diesen anschließend opferte. Slaven aus aller Herren Länder schickten angeblich zu den Festen große Summen für die Opfergaben. Was sie genau schickten, erfahren wir leider nicht. Ihr Heiligtum war wirklich heilig für sie. Helmold sprach schon fast ehrfürchtig davon, wie sie ihrem Gott huldigten und welch große Ehrfurcht sie dabei walten ließen.

All den slavischen Völkern selbst sei eine extreme Wildheit angeboren gewesen, so dass ihre Nachbarn sie fürchten sollten. Zu Wasser oder zu Lande, sie säten Furcht in den Herzen ihrer Feinde. Gnade gab es keine, erst recht nicht für Christen. Man entriss ihnen ihre Eingeweide und wickelte diese um einen Pfahl. Andere kreuzigte man, um so ihren Glauben und sie selbst zu verhöhnen. Wollten die Slaven aber Lösegeld erpressen, verschonten sie das Leben des Christen. Stattdessen wurden diesem Fesseln so fest angelegt, dass ihm ins Fleisch geschnitten wurde. Selbst vor Folter schreckten sie nicht zurück. Es war ein recht grausames Volk, zumindest laut Helmold. Da wir die Ereignisse selbst nicht überprüfen können,  müssen wir uns auf sein Wort verlassen. Allerdings stellt man einen vermeintlichen Feind immer grausamer dar, um sich selbst von diesem abzuheben. Denn je brutaler der Gegner, desto geringer erscheinen eigene Missetaten. Hinzu kommt der zu erlangende Ruhm, wenn man solch vermeintlich Wilde schließlich doch noch unterwarf.

Quelle:

Helmold von Bosau: Chronik der Slaven.

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