Sonntag, 21. Dezember 2014

90. Beitrag - Wehrhafter Glauben

Krieg und Glauben sind zwei Dinge, die sich manchmal nur schwer voneinander lösen lassen. Der heutige Fokus der Medien liegt dabei meist auf einem extremistischen Islam, doch ist nichts Neues dabei, wenn Kriege im Namen der Religion geführt werden. Betrachten wir die Religionsgeschichte, ist wohl keine der großen Religionen als durchgehend friedlich einzustufen. Denken wir an das Christentum, fallen uns gleich mehrere Konflikte ein: Die Kreuzzüge, der Bauernkrieg, der Dreißigjährige Krieg und und und... Neben diesen großen Kriegen, existieren aber viele Nebenkriegsschauplätze. Deren Ereignisse blieben meist weniger im kollektiven Gedächtnis, da es sich oftmals „nur“ um die Verfolgung religiöser Minderheiten handelte. Die friedlichen Aspekte des Glaubens kehrten sich dann schnell um und Fehlinterpretationen führten zu einem aggressiven Glauben. Es existiert weiterhin der Begriff des wehrhaften Glaubens, welcher eher defensiv als offensiv belegt ist. In mir weckt das Wort „wehrhaft“ das Bild einer Burg und es passt perfekt zu unserem heutigen Thema.

Le Mont-Saint-Michelle in Frankreich.
Die Geschichte des Christentums ist eine Mischung aus Verfolgung und Eroberung, Angriff und Verteidigung. Die Christen, anfangs von den Römern verfolgt, konnten sie Rom im Westen und Byzanz im Osten zu Zentren ihres Glaubens machen. Einer Ausbreitung über Europa waren nur dort Grenzen gesetzt, wo andere Religionen bereits fest in der Kultur verwurzelt waren. Doch genau in diesen Gebieten begann ein weiteres Kapitel des Christentums: Eroberung durch Missionierung. Um die Pracht ihres Glaubens zu vermitteln, schufen Generationen von Künstlern Gemälde, Goldschmuck und gewaltige Gebäude. Jedoch animiert Reichtum zum Rauben. Diese Darstellung ist natürlich nur sehr vereinfacht, soll sie doch nur einen Zugang zum Thema bieten.

Dort, wo Klöster und Kirchen entfernt größerer Städte und Burgen entstanden, bestand eher die Gefahr eines Raubüberfalls oder von Plünderung und Brandschatzung. Um die Wehrhaftigkeit des Glaubens zu demonstrieren, aber auch um das eigene Leben zu schützen, umgab man viele religiöse Stätten mit Wehrbauten und verwandelte diese quasi in kleine Burgen. Betrachten wir zunächst einmal die Standortwahl. Ein Hügel bot sich meist für einen Verteidigungsbau an. Eine aus der Landschaft herausragende Kirche bot zudem die Möglichkeit ein weiträumiges Gebiet zu überwachen. Doch ein Kirchturm macht noch keine Wehrkirche. Verallgemeinerungen können nie eine absolute Sicherheit geben und so muss man den Bau vor Ort stets auf seine Merkmale überprüfen, um festzustellen, ob die Kirche in der eigenen Umgebung zu den Wehrkirchen zählt. Doch zurück zum Thema. gerade an Orten an denen missioniert werden sollte, wurde die Kirche oftmals gegenüber dem lokalen Heiligtum - möglichst erhöht - gebaut. Die Menschen sollten das Gotteshaus immer im Blick behalten und gleichzeitig sehen, dass die Kirche über dem althergebrachten Heiligtum thront. Es war die sanftere Methode die Dorfbevölkerung zum Übertritt zu bewegen.

Wehrkirchen dienten vor allem in unruhigen Gegenden dazu den Menschen Schutz zu bieten. Eine Funktion, wie wir sie vor allem von den slavischen Burgwallanlagen her kennen. Da es sich bei den Wehrkirchen nur um kleine Befestigungsanlagen handelte, konnten sie schwerem Belagerungsgerät und ganzen Heerscharen nur sehr begrenzt und nur für kurze Zeit widerstehen. Gegen Räuberbanden oder kleinen Gruppen von Söldnern boten sie jedoch einen guten Schutz. Während im späten Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit Feuerwaffen den Niedergang des Rittertums und des Burgwesens beschleunigten, behielten die Wehrkirchen ihre Funktion noch bis zum Dreißigjährigen Krieg hin. Gegen wenige Angreifer konnten die Kirchen mit Steinen, einfachen Armbrüsten und leichten Feuerwaffen verteidigt werden.

Quelle:

Heinz Müller: Wehrhafte Kirchen in Sachsen und Thüringen.

Bildquelle:

http://lh3.ggpht.com/_hVOW2U7K4-M/SmKRcDrUwqI/AAAAAAABDfI/KdBvS7CYhtE/s720/357551570_2a5955d577_o.jpg

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