Mittwoch, 27. August 2014

76. Beitrag - Kurioses aus Thietmars Chronik - Teil I

 Das Mittelalter ist oft verschrien als das „Dunkle Zeitalter“. Mit der Hygiene stand es nicht zum Besten, die Ernährung war ebenfalls recht karg, die Behausungen meist dürftig, Gesetze gab es nur wenige und Bildung war nur der Elite vorenthalten. Seit dem 5. Jahrhundert circa trat eine Religion in Erscheinung, deren Siegeszug in Europa kurz vor dem Durchbruch stand: Das Christentum. Doch dessen Ausbreitung war eng verknüpft mit Kaisern, Königen und anderen Fürsten, die seine Lehren vom Westen kommend nach Osten hin verbreiteten. Zur Wende des ersten Jahrtausends erreichte das Christentum langsam aber sicher die polnischen Gebiete und Gelehrte aus Westeuropa blickten gespannt zu denen, die sie ehemals im besten Fall als Heiden bezeichneten. So berichtet uns Bischof Thietmar von Merseburg in seiner Chronik über Bräuche und Sitten der erst kürzlich christianisierten Polen.

Doch Vorsicht ist geboten, denn das Nachfolgende ist nichts für zartbesaitete  Gemüter.

Zunächst einmal stellt der Bischof fest, dass es „viele Sitten von unterschiedlichem Wert“ gibt. „Sie sind zwar roh, aber zuweilen liebenswert.“ Die Polen selbst vergleicht er mit einer Rinderherde, die gelenkt und einem störrischen Esel, der bestraft werden muss. Aus heutiger Sicht ist solch eine Aussage verwerflich, dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass Thietmar selbst ein Adliger war. Zudem war er als Geistlicher selbst der Hirte einer Herde. Um dem Glauben zu seinem Durchbruch zu verhelfen, galten in der polnischen Gesellschaft zunächst äußerst harte Regeln.

Die Strafe bei Ehebruch von Männern

Wer seine Frau mit einer anderen Frau betrog oder ein Verhältnis mit einer verheiratetem Frau einging, der hatte die Wahl. Zunächst einmal nagelte man ihm am Hodensack an einem Pfahl auf dem Marktplatz an. Ein scharfes Messer wurde dem Ehebrecher bereitgelegt. Nun konnte er wählen: Entweder am Pfahl sterben oder sich selbst freischneiden. Wobei die Möglichkeit sich selbst zu befreien nicht die Beste war. Immerhin konnte man noch immer verbluten. Und selbst wenn man dies überlebte, so waren die hygienischen Zustände der Zeit katastrophal. Ein tödlich verlaufender Infekt wäre also nichts Ungewöhnliches gewesen. Was mit den Frauen geschah. berichtet uns Thietmar nicht.

Verstoß gegen das Fastengebot

In der Regel mahnten die Bischöfe nur an sich an das Fasten zu halten. Wer dagegen verstieß musste Buße tun, vielleicht eine Geldstrafe zahlen oder Beten. Doch wie brachte man die Gebote Menschen bei, die vor nicht allzu langer Zeit noch keine Christen waren? Es war ganz kein einfach: Aß man Fleisch, so wurden demjenigen, der dies tat, die Zähne aus dem Kiefer herausgebrochen.

Wer nun aber glaubt, dass diese slavisch-polnischen Gesetze irgendein Vorurteil bekräftigen zu können, der hat sich gewaltig geschnitten. Thietmar scheinen die Methoden zwar nicht unbedingt zugesagt zu haben, er negiert diese allerdings auch nicht. Hinzu kommt, dass viele Methoden der westlichen Christenheit nicht minder abscheulich waren.

Quelle:

Thietmar von Merseburg: Chronik.

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