Sonntag, 11. August 2013

20. Beitrag - Floßgeschichten - Teil I

Man kann sagen, dass Holz seit jeher das Leben der Menschen bereichert hat. Als Europa zum größten Teil mit Wäldern bedeckt war, sahen es unsere Vorfahren vielleicht noch anders. Wälder erschwerten das Vorankommen. Wälder waren unheimlich, denn in ihnen wohnten die Geister. Wälder waren hinderlich, denn in ihnen konnte man keine Feldfrüchte anbauen.
Die Vorteile überwogen dennoch: Wildfrüchte, Wildtiere, Bau- und Brennholz, Schutz vor Gefahren. Teilweise durch Brandrodung reduzierten Neusiedler den Holzbestand, denn die zurückbleibende Asche diente als wunderbarer Dünger. War zu Beginn das Bauholz wichtiger, so stieg der Energiebedarf im Laufe der Zeit drastisch an. Gerade im 16. Jahrhundert befanden sich Menschen des Heiligen Römischen Reiches in einer großen Umbruchphase. Die Entdeckungsfahrten erweiterten das Wissen und eroberten den Speiseplan. Martin Luthers Thesen der Reformationszeit und die Bauernkriege erschütterten das Reich. Kur- und Landesfürsten, aber auch viele kleinere Herrschaften versuchten ihr Territorium zu erweitern und zu festigen.

Es war aber auch eine Zeit, in der viele technische Neuerungen aufkamen und viele Fürsten spürten, wie ihr Geldvorrat schrumpfte. Ganz besonders galt es für überlebenswichtige Rohstoffe, wie Salz. Der Bedarf war im sächsischen Kurfürstentum enorm, Einfuhr und Zölle teuer. Dabei war der natürliche Salzreichtum bereits gegeben. In Halle an der Saale siedete man schon seit Jahrhunderten effektiv Salz. Der Bedarf an Brennholz war dabei relativ gering, da die dortige Sole hochkonzentriert und die Transportwege sehr kurz waren. Kurfürst August wollte die Produktion von Speisesalz ausbauen. Seine Idee war simpel: Die Errichtung weiterer Salinen in seinem Territorium. Seinen Erfolg bei diesem Unterfangen kann man als mäßig bezeichnen. Es entstanden zwar viele neue Salinen, die Konzentration deren Sole war dagegen sehr gering. Die Folge dessen war, dass umso mehr Brennholz benötigt wurde, selbst als in späterer Zeit die Gradierwerke immer ausgefeilter wurden.

Die geringe Konzentration der Sole war nicht das Hauptproblem. So wie die Anzahl der Menschen wuchs, so wuchs der Bedarf an Speisesalz. Geringe Konzentration bedeutete aber auch, dass mehr Holz verfeuert werden musste. Die ursprünglich riesigen Waldgebiete wurden knapp. Eine effektive Aufforstung fand noch nicht statt. August kaufte vielen Landadligen ihre Wälder ab, wenn sie diese aus Geldnöten verkaufen mussten. Doch auch das reichte nicht aus, um die Salinen dauerhaft zu befeuern. Neue und unerschlossene Gebiete mussten her! Das Erzgebirge rückte in den Blick des Kurfürsten, denn die dort vorhandenen Urwälder wurden bis dato nur selten genutzt. Die Sache hatte nur einen großen Haken, denn die Salinen standen nicht nebenan, sondern in Kötzschau, Teuditz, Poserna und noch an einigen weiteren Orten.       

Der Landweg wäre zu aufwendig gewesen und hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen. Der Lufttransport stand noch nicht zur Verfügung, also blieb nur der Wasserweg. Flüsse vom Gebirge in das Flachland waren vorhanden, allerdings nicht durchgängig bis zu den Zielorten. Es war wichtig Kanäle als Verbindung zwischen den Flussläufen zu errichten, damit das Holz schnellstmöglich das angestrebte Ziel erreichte. Die Idee des großen Elsterfloßgrabens war geboren.

Das oben gezeigte Bild ist eine Aufnahme des heutigen Abschnittes des Floßgrabens in Kötzschau. Es ist nur noch ein Rinnsal übrig geblieben, denn seine wirtschaftliche Bedeutung nahm über die Jahre hinweg drastisch ab.
 
Quellen:

Der Elsterfloßgraben. Geschichte und Gestalt eines technischen Denkmals. Leipzig 2006.

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