Sonntag, 9. November 2014

85. Beitrag - Koboldkunde - Teil II

Kobolde existieren wahrscheinlich in fast jedem Kulturkreis dieser Welt. Ihre Vielfalt, allein auf dem Gebiet der Bundesrepublik, ist dabei schon beachtlich. Manchmal ist die Rede von kleinen grauen bis schwarzen Männchen, die meist hilfsbereite Geister sind. Einige von ihnen können sich in einen Feuerball verwandeln und davonfliegen, was ihnen auch die Bezeichnung Drache eingebracht hat. Als Klabautermänner reisten sie sogar zur See. Jenseits der Grenzen unseres Landes gibt es allerdings noch ganz andere Arten von ihnen. Bei manchen werden Sie die Stirn runzeln, Ihren Augen und Ohren nicht trauen.

Gehen wir zeitlich etwas zurück in die Zeit des Römischen Imperiums oder anders ausgedrückt zum Jahre Null unserer Zeitrechnung. Streng genommen handelt es sich bei den Penaten eigentlich nicht um Kobolde. Stattdessen waren es Haus- und Schutzgottheiten. Sie sollten das Haus hüten und die Habe verteidigen. Zu ihrer Huld opferte man Speisen am heimischen Herd. Hier war auch der Platz, an welchem Bilder von ihnen hingen. Vergleichen wir sie jetzt einfach einmal mit den Kobolden wie wir sie kennen. Bei den Penaten handelte es sich anscheinend um ernste Gottheiten, während unsere Hausgeister mehr zu Späßen aufgelegt waren. Wir wissen leider nicht, welches Speiseopfer ihnen dargebracht worden war, doch unsere Kobolde sollten täglich eine frische Schale mit süßer Milch bekommen. Während die Penaten in den Bildern am Herdplatz wohnten, machten es sich unsere Kobolde im Brotschrank gemütlich. Die Schutzfunktion behielten unsere Hausgeister bei, darüber hinaus bewachten sie nicht nur Haus und Habe, sondern sogar das dazu gehörende Land, wie z.B. der Kötzschauer Kobold, der Felddiebe erstarren lassen konnte. Zu den römischen Penaten gesellten sich noch die Laren. Ihnen oblag der Schutz einzelner Familien sowie ihrer Felder. Selbst so manche Wegkreuzung wurde von ihnen beschützt. Betrachtet man unsere Kobolde dahingegen, so übernehmen sie die Aufgaben von Laren und Penaten zusammen. Weshalb werden sie bei uns aber als Hausgeister und nicht als Schutzgötter dargestellt? Dies hat vermutlich etwas mit dem christlichen Glauben zu tun, denn das Erste Gebot lautet explizit, man solle nur einen Gott und keine Götter neben ihm verehren.

Reisen wir nun vom Süden Europas in den kalten und rauen Norden, nach Skandinavien. Die Wikinger versetzten Europa vor der Jahrtausendwende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung in Angst und Schrecken. Überall dort, wo ihre Drachenboote auftauchten, flohen die Menschen panisch. Aber die Wikinger waren nicht einfach nur wilde Krieger und Räuber, diese Sicht der Dinge wäre viel zu einseitig, denn ihre Kultur war reich. Sogar die Wikinger kannten Naturgeister. Zu ihnen zählten Riesen, Elben und Wichte. Die Riesen standen für die rohen Elementargewalten, während Elben die sanft wirkenden Naturkräfte symbolisierten. Umschreiben kann man die Elben auch als Seelen die im Wind, in Steinen, in der Erde, in Feld und Flur, Wald und Wiese wohnten. Auch unsere Kobolde standen ursprünglich für die Seelen von ermordeten Kindern. Elben waren gute und hilfsbereite Geister, die Freundschaft, Rat und Hilfe brachten. Unter Wichten verstand man Kobolde, Zwerge, Wichtlein und Wichtelmänner, je nachdem welcher Mundart man angehörte. Es gab die guten Schutzgeister, aber auch die niederträchtigen und bösen Wichte. Generell kannte die nordische Mythologie viele Arten von Geistern, darunter zählten sogar Nixe, Wasserfrauen und Wassermänner. Die Schrate waren verfluchte Geister, arme Seelen, manchmal Haus- oder Poltergeister, ein Waldmann oder ein kleiner Zwerg. Elben lieben es zu tanzen und zu spielen, sie sind fröhlich und die schönsten Lebewesen. Über sie gäbe es so viel zu schreiben, dass ihnen ganze Bücher und wissenschaftliche Abhandlungen gewidmet wurden.

Kobolde, also Hausgeister waren nicht nur uns Deutschen vorbehalten, bereits in der europäischen Antike kannten und verehrten die Menschen sie als göttliche Wesen. Ob in Süd- oder Nordeuropa, überall lebten Geister und Götter, die den Menschen schützen sollten.

Quellen:

Gerhard Fink: Who´s who in der antiken Mythologie.

Wolfgang Golter: Handbuch der Germanischen Mythologie.

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