Sonntag, 23. November 2014

87. Beitrag - Recht und Gesetz?

Seitdem Menschen in größeren Gemeinschaften zusammenlebten, war es notwendig einen Verhaltenskodex aufzustellen. Eine Gesellschaft wird selten durch hohe Moral zusammengehalten. Vielmehr sind es Gesetze, die unser Zusammenleben zwangsläufig regeln müssen. Je größer die Gemeinschaft, desto komplexer muss das Regelwerk sein, zumindest aus der heutigen Sicht. Einfache Vergehen gibt es selten, denn oftmals steckt ein komplexer Sachverhalt vieler Dinge hinter einem Verbrechen. Hinzu kommt, dass je einfacher ein Gesetz gestrickt ist, desto mehr Schlupflöcher werden geboten. Vielleicht ist aber genau das Gegenteil der Fall.

Nehmen wir erst einmal ein fiktives Beispiel: Jemand stiehlt viel Geld, die Strafe sieht ein Abhacken der Hand vor. Jemand anderes stiehlt ein Brot, doch auch dafür ist die gleiche Strafe vorgesehen. Weshalb die Diebstähle stattfanden, wissen wir nicht. Für solch eine einfache Gesetzgebung ist es sowieso unerheblich. Vielleicht ist dieses Beispiel etwas weit hergeholt, aber denken wir an Robin Hood oder Klaus Störtebeker. Die Reichen wurden bestohlen, damit die Armen etwas zu Essen hatten. Ist das Gesetz dann noch im Recht? Die Frage muss sich ein jeder selbst stellen und eine Antwort ist selten einfach.

Zeitenwechsel. Es scheint, wir Deutschen haben für jede Eventualität im Leben ein passendes Gesetz. Kaum jemand blickt durch die Massen an Paragraphen, Verordnungen und Regelungen durch, die unser Leben ausmachen. Wie aber hat sich unsere Gesetzgebung entwickelt? Durch wen und was wurde sie beeinflusst? Und welche Gesetzeswerke gab es in früherer Zeit? Richtungsweisende und noch immer in Erinnerung bleibende Texte gibt es einige. Sicherlich kennen Sie den Spruch Auge um Auge? Dieser entstammt dem Codex Hammurabi.

Die Vorderseite der Stele, ausgestellt im Louvre, Paris.

Nachfolgend zeige ich noch einige andere Werke, die wegweisend waren.

Sachsenspiegel
Eine gebundene Ausgabe des Sachsenspiegels der Stadtbibliothek Duisburgs.

Magna Carta
Die Magna Charta der British Library.

Code Civil
Die deutsche Ausgabe des Code Civil des Museums des Hambacher Schlosses

Natürlich entsprechen diese Beispiele nicht dem Gesamtumfang aller Rechtsquellen und Texte. Dennoch zeigen sie deutlich, wie kurz oder auch lang solch eine Rechtssetzung sein konnte. Kommen wir noch einmal zurück auf mein oben genanntes Beispiel. Falls Sie es zu weit hergeholt finden, präsentiere ich Ihnen nun einen Textausschnitt aus der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV., was sogar einem Kurfürsten drohte, sollte sich dieser gegen Krone und Reich wenden:

„[...] soll er selbst als Majestätsverbrecher mit dem Schwert gerichtet und sein ganzes Vermögen von unserer Kasse eingezogen werden; seine Söhne aber, denen wir aus besonderer kaiserlicher Gnade das Leben schenken (denn eigentlich müßten sie ebenso wie der Vater hingerichtet werden, da von ihnen Beispiele des vom Vater geerbten verbrecherischen Wesens zu befürchten sind), sollen [...] von aller Erbschaft und Nachfolge ausgeschlossen sein, [...] immerdar bedürftig und arm sein.“

Der Tod sollte selbst für die Kinder der Fürsten als eine Gnade erscheinen, so dass sie sich immer der Schande des Vaters bewusst waren. Die Töchter kamen glimpflicher davon, da diese, auf Grund ihres Geschlechtes, als schwach galten. Eine Begnadigung war ausgeschlossen.

Quelle:

Die Goldene Bulle in der Übersetzung von Konrad Müller.

Die Bilder entstammen der deutschsprachigen Wikipedia unter dem jeweiligen Thema.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen