Samstag, 6. April 2013

1. Beitrag - Sagen aus dem Merseburger Land


Kaum eine schriftliche Überlieferung wurde bunter und fantasievoller angefertigt, als Märchen und Sagen. Dabei passen die Beiden doch eigentlich nicht in eine vom Christentum stark geprägte Region, oder?

Es lohnt sich genauer hinzuschauen! Es wimmelt nur so von allerlei grusligen Gestalten, unheimlichen Orten und seltsamen Vorfällen.

Was aber hat das mit Geschichtsforschung zu tun? Jede Menge! In den Sagen spiegeln sich Glauben und Gebräuche der damaligen Zeit wider. Wir erfahren viel über die Nöte der Menschen jener Zeit. Sagen bilden eine reiche Kulturgeschichte, deren Quellenwert nicht unterschätzt werden darf.

Für unsere Region ist es Walter Saal dem wir danken müssen. In seinem Buch: „Merseburger Land - Sagen der Region Merseburg“ hat er viele verschiedene Sagen zusammengetragen und aufbereitet.

Bemerkenswert sind die vielfältigsten Koboldsagen unserer Gegend, welche man in ähnlicher Form auch in den verschiedensten Ecken der Bundesrepublik findet. Überhaupt steht oftmals das „Böse“ im Mittelpunkt, aber zugleich die Überwindung jenes Übels. Kobolde kommen in den Erzählungen von Kötzschau ebenso vor, wie auch in Spergau und Trebnitz. Der Kötzschauer Kobold war ein hilfsbereiter Geist , welcher Diebe erstarren ließ, bis der Eigentümer sie bestrafen konnte. In der Regel galten diese kleinen Helfer aber als vom Teufel gesandt, so dass der Besitzer zwar einerseits hilfreiche Dienste erhielt, aber wie in eben jenem genannten Fall dennoch einen langen und qualvollen Tod starb.
Andere Kobolde waren ebenso nützlich, wie gefährlich. Der Trebnitzer Kobold überschüttete eine Magd mit Gold, erschreckte sie gleichzeitig aber auf andere Weise, so dass ihre „Gier“ nach dem Gold, ihr Verhängnis wurde. Denn von dem Schrecken erholte sie sich nie. Von den letzten Resten Gold, welche sich in ihrer Schürze verfangen hatten, kaufte ihre Mutter ihr ein Haus am Rande von Merseburg.
Die Nähe zum Dom bzw. zu den Gotteshäusern allgemein, sollte ihr wahrscheinlich Ruhe und Geborgenheit verschaffen. Die „Gottesstrafe“ wurde sie aber nie wieder los.

Dabei nehmen diese Geistergestalten viele Formen an. Wenn Angst, Neid und Unverständnis aufeinander trafen, sah man einen Kobold in unterschiedlichsten Varianten, wie schwarze Hunde, schwarze Katzen, Bären und Drachen. Ja sogar als elementare Gewalten, wie Feuerbälle!
Bei Feuer musste man immer auf der Hut sein, denn oftmals genügte ein kleiner Brandherd um verheerend für Städte und Dörfer zu wirken. Ähnlich agierten und verkleideten sich die Kobolde auch auf Rügen und in Franken.

Wie kommt es aber, dass viele Geschichten sich so scheinbar nah aneinander bewegen? Ein paar einfache Antworten für den Einstieg lassen sich finden. Sagen konnten genutzt werden, um eine überregionale Identität zu bilden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Überlieferungen vor allem im 19. Jahrhundert zu Stande kamen. Es war die Zeit der Nationalstaatenbildungen. Gemeinsamkeiten wurden gebraucht, um eine Nation zu schmieden. Darüber hinaus gab es schon seit jeher einen regen Austausch zwischen den verschiedensten Orten innerhalb und außerhalb des heutigen Gebietes der Bundesrepublik.

Welchen immensen Wert Märchen, Sagen und Erzählungen haben, zeigte uns der 1000 DM Schein. Auf ihm waren die Gebrüder Grimm abgebildet.



Ihrem Vorbild folgten im 19./20. Jahrhundert viele Interessierte und trugen eine unvorstellbare Menge an Überlieferungen zusammen. In den USA werden regelmäßig Filme und Serien geschaffen, die sich inhaltlich auf das Werk der beiden Brüder beziehen.

Dieses Kulturgut sollten wir weiterhin erhalten und pflegen, denn auch das ist Geschichte. Jede Information über das Vergangene hilft uns, das Puzzle der Geschichte zu vervollständigen.

 
Quellen:

Jahn - Volkssagen aus Pommern und Rügen



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