Samstag, 27. April 2013

5. Beitrag - Adel ist nicht gleich Adel

Sprechen wir von Adel, so denken wir meisten an die ganzen bunten Zeitschriften mit ihren neuesten Geschichten. Vor unseren Augen erscheinen Kate und William, aber auch der andere Hochadel, der in ganz Europa noch rege vertreten ist.
In unseren Breitengraden war der Adel so zahlreich vertreten, wie es Dörfer gab. Naja, beinahe jedenfalls. Wir unterscheiden dabei in zwei Kategorien, Hoher Adel und Niederer Adel. Im Merseburger Land war es der Niedere Adel, welcher große Besitzungen aufwies.

Es handelte sich zumeist um Ritter mit Sitz in einer der vielen Ortschaften. Dabei fallen dann Familiennamen wie z.B. von Kötzschau oder von Geusa.
Einfach ausgedrückt kann man sagen, dass der Adel sich nach seinem Sitz benannte. Dies wäre aber nicht einmal die Hälfte der Wahrheit. Denn es gab ebenso Familien, deren Name auf ein Tier oder eine andere Gegebenheit zurückzuführen ist. Und manchmal wissen wir es einfach nicht.

Für viele der adligen Familien in unserer Heimat müssen wir uns auf wenige Quellen stützen, um einigermaßen gesicherte Aussagen treffen zu können. Dabei stehen uns allerdings nicht nur Urkunden zur Verfügung, sondern auch Wappen und Ortschroniken. Die Geschichte des Adels ist nicht auf unser europäisches Mittelalter beschränkt. Viele Familien haben in dieser Zeit ihre Wurzeln und deswegen soll diese Zeit unser Ausgangspunkt sein. Manchmal kommt man nur weiter, wenn man Vermutungen, also Thesen, aufstellt. Vor allem den niederen Adel dürfen wir uns nicht starr, das heißt mit einem festen Stammsitz feststellen, der sich Jahrhunderte nicht veränderte.

Wie haben wir uns ein Dorf in der Umgebung von Merseburg im Mittelalter vorzustellen? Um ein Verständnis für diese Zeit zu entwickeln, müssen wir uns immer erst eine Basis schaffen. Zunächst ist die Zeit und deren Machthaber im Auge zu behalten. Als nächstes muss ein gewisses Grundverständnis für Begriffe geschaffen werden, also was ist z.B. mit „Lehenswesen“ oder „Ministerialen“ gemeint? Der Adel hatte viele Ausprägungen, so dass wir Gemeinsamkeiten, als auch Unterschiede finden werden.

Kaiser und Erzbischöfe, Könige und Bischöfe, Grafen, Ritter und andere Geistliche. Wenn auch nicht der ganz Hohe Adel seinen dauerhaften Sitz in und um Merseburg hatte, so waren sie doch zumindest mal anwesend. Vielleicht sollte man von Merseburg als Ort mit einer adligen Tradition sprechen. Sicherlich muss man den Blick immer zentral auf den Bischofsstuhl richten, dass Umland hat aber auch einiges zu bieten. Beginnen wir der Reihe nach.

Zur Zeit der Ersterwähnung Merseburgs um 900 gab es eine Burg und einen Grafen. Die Gebiete jenseits von Saale und Elbe waren von verschiedenen slavischen Stämmen besiedelt. Kriegs- und Eroberungszüge wurden geführt. Ebenso drangen Händler auf den Fernstraßen des Reiches bis weit in die unmissionierten Gebiete im Osten vor. Die fränkischen Kaiser hatten zwar die Grenze in ihrem Blickfeld, saßen jedoch meist weit genug von dieser entfernt. Das änderte sich mit dem Jahr 919, als dem Sachsenherrscher Heinrich die Krone über das ostfränkische Reich angeboten wurde.



All die komplexen und vielfältigen Herrschaftsbeziehungen machten eine gute Verwaltung zwingend notwendig. Der König war ein reisender Herrscher. Zwar gab es eine Stammburg, aber um das Reich zu regieren musste er ständig in Bewegung bleiben. Pfalzen, also befestigte Anlagen in den der König zeitweilig residierte, dienten als Orte der Herrschaftsausübung. Betrachten wir die Grenzen des Königreiches, so haben wir den größten flächenmäßigen Herrschaftsbereich. Dieser untergliederte sich nicht nur in Grafenschaften und (Erz-)Bistümer. Parochien, Kirchspiele, Marken und Gerichtsbezirke sind nur einige weitere.

Sie sehen, dass es ein großes Themengebiet ist, um das es sich handelt. Der Anfang ist aber gemacht und es gibt noch viele spannende Ereignisse die uns noch begegnen werden. Wie unsere Wurzeln, die wir im Mittelalter suchen müssen, aussehen, wird Gegenstand vieler weiterer Beiträge.

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