Samstag, 13. April 2013

3. Beitrag - Ein neuer Markt entsteht




Für dieses Jahr hat der Merseburger Altstadtverein beschlossen, dass es eine Auffrischung für eine Urkunde geben soll, welche den Neumarkt betrifft. Der Kostenpunkt liegt bei 600 €. Lohnt sich dieser Aufwand überhaupt?

Es ist wichtig, dass wir jene Stücke erhalten, die für unsere Region ganz besondere Bedeutung besitzen. Wir müssen uns vor Augen halten, was uns diese Urkunde über ihre Entstehungszeit sagen kann. Neumarkt, einfach aufgeschlüsselt heißt es: der „Neue Markt“. Ein „novum forum“, so der lateinische Begriff, wurde meist notwendig, wenn der bisherige Markt nicht mehr ausreichte und die Stadt sich im Wachstum befand. Gleichzeitig zeugt es von einem gewissen Wohlstand, den Merseburg zu jenem Zeitpunkt hatte. Zudem entwickelten sich aus den „einfachen“ Marktrechten oftmals ganze Stadtrechte.

Aber der Reihe nach. Ausgestellt wurde diese Urkunde am 25. November 1188 in Gernrode (Harz). Warum aber Gernrode? Die Antwort ist simpel: Friedrich Barbarossa hielt einen Hoftag ab. Anwesend waren u.a. Bertold, Bischof von Naumburg; Bernhard, Herzog von Sachsen und sein eigener Sohn Otto. Diese waren es auch, die neben dem Kaiser die Rechtskraft dieser Urkunde bezeugten.

Einen Markt sein eigen nennen zu können war ein hohes Privileg. Merseburg besaß sogar einige dieser Privilegien. Dazu zählten neben dem Münzrecht auch das Zollrecht. Eigene Münzen prägen, Märkte abhalten und Zölle kassieren brachten den Wohlstand. Märkte waren Umschlageplätze für Güter und dienten dem Informationsaustausch. Händler reisten hunderte Kilometer auf den großen Fernhandelsstraßen quer durch das Reich.

Überwiegend dürfte der Merseburger ein Nahhandelsmarkt gewesen sein. Dies bedeutet, dass die Verkäufer Händler, Handwerker und Bauern aus der Region stammten, die ihre Waren feilboten. Der alte, bisherige Markt wurde erweitert. Und der neue Markt?

„[...] insuper ultra pontem iuxta ecclesiam beati Thome [...]“  

„[...] Jenseits der Brücke in der Nähe der Thomaskirche [...]“

Weiter heißt es, dass der Markt zwischen den zwei Brücken stehen soll. Quasi im Rücken des heutigen Schlosses, aber nach Osten gelegen. Obwohl das Bistum nicht mehr durch kriegerische Einfälle bedroht war, so lag der Markt dennoch in strategischer Nähe.



Ganz so eilig wurde der Markt dann doch nicht errichtet. Knapp 7 Jahre später, am 27. Oktober 1195 verlieh der neue Kaiser Heinrich VI. noch einmal das gleiche Recht. Sogar die Urkunde wurde mit fast identischem Wortlaut übernommen, lediglich ein paar Anhänge wurden hinzugefügt. Da der Markt auf der von der Saale umschlossenen Halbinsel liegen sollte, hatte man vermutlich mit der Entwässerung  regelmäßig zu kämpfen.
Dabei war es um das Bistum in den Jahren von Bischof Eberhard (1171-1201) gut bestellt. Er stammte aus dem gleichen Geschlecht, dem auch der magderburger Erzbischof entstammte: Den Grafen von Seeburg. Erzbischof Wichmann war ein enger Vertrauter des von Kaiser Friedrich Barbarossa. Die lange Zeit, in der Eberhard seine Bischofswürde innehatte zeugt außerdem von einer konstanten politischen Entwicklung.

Mit der Anlage des Neumarkts wurde quasi ein neuer Stadtteil geschaffen. Eine solche Entwicklung brauchte Zeit.


Quellen

Lexikon des Mittelalters Band VI

Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen