Dienstag, 9. April 2013

2. Beitrag - Weißes Gold


Aus unserem Alltag ist Salz nicht mehr wegzudenken. Das „weiße Gold“ gibt es in den unterschiedlichsten Varianten und Qualitäten. Wir fördern es aus den Tiefen der Erde oder schöpfen es direkt aus dem Meer ab. Heutzutage ist die Salzgewinnung denkbar einfach.

Je weiter man allerdings in der Zeit zurück geht, desto aufwendiger waren die Methoden zur Gewinnung von gutem Speisesalz. Es war auf zweierlei Arten nützlich, zum Würzen und Konservieren.

Man kann das Salz auf drei verschiedene Arten gewinnen:

1. Steinsalz durch Bergbau
Diese Methode ist in gebirgigen Regionen weit verbreitet, z.B. in den Alpen.

2. Durch Anlegung von Meersalzgärten
Das Meerwasser wird durch eigens angelegte Kanäle in ein Becken geleitet. Die Verdunstung erfolgt auf natürlichem Weg durch Wind und Sonne. Anschließend muss das Salz nur noch abgeschöpft werden.

Diese zwei Methoden waren für unsere Region offensichtlich ungeeignet. Da der Salzbedarf allerdings immens war, musste eine andere Lösung gefunden werden.

3. Sieden von salzhaltigem Wasser (Sole)
Die Stadt Halle an der Saale verdankte ihrem Aufstieg und Reichtum dieser Methode. Um diesen Prozess aber effektiv zu gestalten, brauchte es Jahrhunderte. Am Anfang waren es salzhaltige Pfützen, die die Menschen nutzten. Steinsalz, welches manchmal mehrere hundert Meter unter der Oberfläche lag, wurde durch Regen- und Grundwasser an die Oberfläche gespült. Unsere Vorfahren füllten dieses schwach-salzhaltige Wasser in Tongefäße und gruben diese bis zum Hals in den Boden ein oder ließen sie offen, aber nicht ungeschützt, stehen. Das Wasser verdunstete langsam, zurück blieb eine Art „Salzkuchen“, welcher genutzt werden konnte. Es war keine optimale Lösung, denn die Qualität konnte erheblich schwanken. Die chemische Zusammensetzung war entscheidend und die konnte nicht so einfach beeinflusst werden.

Nach und nach wurde dazu übergegangen die Sole gezielt zu fördern, um den Ertrag zu vergrößern. Man wollte schneller an das Salz kommen. Sich nur auf die Kraft der Sonne dabei zu verlassen, war hinderlich. Deswegen wurde das salzhaltige Wasser in rechteckige Metallpfannen gefüllt. Unter diesen wiederum schürte man ein Feuer. Innerhalb weniger Stunden konnte man so größere Mengen an Salz gewinnen.
Für das Feuer benötigte man zusätzlich Brennmaterial, also Holz. Obwohl der Wald schier endlos erschien, war die benötigte Menge an Holz enorm. Hinzu kam, dass die Sole vielerorts nur sehr dünn war. 5-10% Salzanteil im Wasser waren quasi Traumquoten. Die Brunnen und Quellen in Halle brachten es dabei sogar auf bis zu 22%!

Im Merseburger Land gibt es einige dieser „Saline“ genannten Einrichtungen. Die bekannteste von ihnen steht in Bad Dürrenberg. Gradierwerke, so werden die riesigen hölzernen Konstruktionen genannt, dienten der Erhöhung der Salzkonzentration im Wasser. Pumpenanlagen, meist betrieben  durch Wind- oder Wassermühlen, beförderten die Sole in die Höhe. Manchmal direkt vom Brunnen aus. Später waren es Dampfmaschinen, die die Arbeit erleichterten.

Die Wände eines Gradierwerkes bestanden ursprünglich aus Stroh. Man schöpfte mit großen Schaufeln das salzhaltige Wasser auf das hängende Stroh. Durch Sonnen und Wind verdunstete ein Teil des Wassers. Was übrig blieb, hatte eine höhere Salzkonzentration, so dass mit gleichem Verbrauch an Feuerholz einiges mehr an Salz gewonnen werden konnte. Ein Problem bestand dennoch, denn das Stroh wurde vorher nicht gesäubert, so dass es oftmals mit Schlamm und Dreck verunreinigt war. Als die Gradierwerke wuchsen, brauchte man besseres Material. Man fand es in Form von Schwarzdorn. Mit dessen Ästen ist noch heute das Gradierwerk in Bad Dürrenberg ausgestattet. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte das Salzsieden hier beginnen.



Aber es gab noch weitere Salinen im Merseburger Land, welche weitaus früher produzierten. Die heute nicht mehr existierende Saline in Kötzschau produzierte erstmals ungefähr ab dem Ende des 16. Jahrhunderts. Für Teuditz, heute ein Ortsteil von Tollwitz, nimmt man an, dass bereits im 14. Jahrhundert Sole gefördert wurde. Der Name des Dorfes Schladebach leitet sich von einem solchen Vorkommen ab und soll nichts anderes heißen als „Salzbach“.

Salz war ein Gut, für dass es sich zu kämpfen lohnte und dessen Handelswert enorm war. Für die Menschen ist es unersetzlich und seine Geschichte war, ist und bleibt faszinierend.


Quellen

- Emons/Walter: Alte Salinen in Mitteleuropa

- Hocquet: Weißes Gold


Eigene Publikation:

http://www.grin.com/de/e-book/165802/die-bedeutung-der-salinen-im-mittelalter-und-in-der-fruehen-neuzeit

oder

http://www.amazon.de/Bedeutung-Salinen-Mittelalter-Fr%C3%BChen-Neuzeit/dp/3640815335/ref=sr_1_20?ie=UTF8&qid=1365178447&sr=8-20&keywords=oliver+j%C3%A4ger
 

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