Sonntag, 22. Dezember 2013

39. Beitrag - Dezember im Bistum

Ruhig und besinnlich, so werden wohl die meisten Menschen Weihnachten verbringen. Manche feiern ruhig, manche wild und wieder andere müssen an diesen Tagen arbeiten. Dabei ist der Dezember in der Regel immer sehr geschäftig. Weihnachtseinkäufe müssen erledigt und das Festessen vorbereitet werden. In den Firmen steht der Jahresabschluss bevor und eigentlich möchte man doch gerade am Jahresende einfach nur die Füße hochlegen und sich ausruhen.

Geschäftig im Dezember war man aber auch im Bistum. Also bereiteten die jeweiligen Bischöfe sich auf das Weihnachtsfest vor? Sicherlich, doch leider finden wir davon nichts in den Urkunden. Vielmehr war es das alltägliche Treiben, das wir heute noch nachlesen können. Es verwundert nicht, denn schließlich mussten die Geschäfte ja weitergeführt werden, damit das Bistum funktionieren konnte.

Normalerweise hütet man sich ja davor Damaliges mit Heutigem zu vergleichen, doch genau das soll an dieser Stelle einmal stattfinden. Zum Nikolaus bekommen die braven Kinder Orangen, Süßigkeiten und Spielzeug, während die bösen Kinder mit Kohle vorlieb nehmen müssen. An diesen Verhältnissen musste Bischof Hunold sehr brav gewesen sein, denn immerhin schenkte ihm König Heinrich III. eines seiner Güter. Ähnlich großzügig verhielt sich König Heinrich IV., denn einen Tag vor Nikolaus 1064 bekam das Merseburger Peterskloster ein Drittel Einnahmen der Saline von Sulza. Andere Urkunden zeugen von normaleren Rechtsgeschäften, also der Bestätigung von Besitzungen und Rechten oder der Entgegennahme von Verpfändungen. Etwas Besonderes gab es dann aber dennoch. Ab und zu wurde einigen Kirchenbezirken der Ablass gewährt. Das bedeutet, dass zwar die Sünden selbst nicht vergeben wurden, doch die zeitlichen Sündenstrafen (sozusagen die Zeit im Fegefeuer) wurde den jeweiligen Bewohnern gewährt, egal ob sie bereits gestorben oder noch am Leben waren.

Besinnlich sieht anders aus, aber Urkunden bezeugten in erster Linie nun einmal Rechtsgeschäfte. Leider ist die Quellenlage recht dürftig, dies gilt auch für die Weihnachtszeit der frühen Jahrhunderte des Bistums. Ähnlich wie es noch oft heute der Fall ist, besuchte man Gottesdienste und Krippenspiele. Aber nicht zu jeder Zeit waren die Leute so fromm und strömten zu den Kirchen. Aus dem 16. Jahrhundert gibt es beispielsweise Berichte, nach denen am Heiligen Abend munter gearbeitet und ordentlich gezecht wurde.

Wie sich die Prioritäten ändern, zeigt sich auch an den Geschenken und der oben erwähnten Kohle. Bedenken wir einmal, wie die Menschen des Mittelalters auf den Dörfern gelebt haben. Es waren einfache Hütten aus Holz und Lehm, selten mit Stein. Das Nahrungsangebot war alles andere als üppig, so dass man von Hase, Ente und Gans nicht selten nur träumen konnte. Und einen so milden Dezember, wie wir ihn dieses Jahr haben, war sicherlich auch nicht der Regelfall. Ein paar Stücken Kohle, die man verfeuern konnte und zumindest für ein paar Stunden Wärme hatte, waren für die Menschen in einem harten Winter unheimlich wertvoll. Vielleicht sollte man also nur mal an die vergangen Zeiten denken und sich nicht vom Weihnachtsstress anstecken lassen.

Quelle:

Kehr: Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg

Friedensburg: Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.   

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