Samstag, 18. Januar 2014

42. Beitrag - Floßgeschichten - Teil II

Die Theorie der Holzbeschaffung, die ich im ersten Teil des Themas bereits angesprochen habe, war es, Holz aus dem waldreichen Gebieten des Erzgebirges in die waldarmen Gebiete Mitteldeutschlands zu bringen. Man musste ja schließlich nur das Holz fällen und die Flüsse hinunterschicken, so dass das Wasser den Transport bis zum Zielort übernahm. Alles aus einer Hand sozusagen. In der Praxis aber stellte es sich etwas komplizierter heraus, denn die Flüsse führten nicht immer zum Ziel. Zudem waren die Flüsse auch nicht immer optimal für den Transport geeignet.

Da es ein weit verzweigtes Netz an Wasserwegen gab, musste der gesamte Prozess gut durchorganisiert werden. Dabei unterschied man zwischen zwei Arten der Holzflößerei. Im Gebirge war vorwiegend der sogenannte „Trift“ weit verbreitet. Das Holz wurde in den Fluss gegeben und trieb anschließend bis zu dem jeweiligen Zielpunkt, wo die zuständigen Arbeiter das Holz entnahmen. Doch selbst für diese einfache Form war einiges an Vorbereitungen notwendig, damit der Arbeitsablauf der Wasserläufe optimal gewährleistet werden konnte. Dazu zählten:

1. Das Anlegen von Floßteichen an geeigneter Stelle.
Diese waren notwendig, um dem Holz einen kräftigen Stoß zu versetzen. Es war also quasi ein Staubecken und das darin gesammelte Wasser konnte mit einem Mal freigesetzt werden.

2. Die Sicherung der Uferböschung.
Die Gefahr beim Triften war das unebene Gelände. An Felsen und Ufern konnte das geflößte Holz hängen bleiben. Im ungünstigsten Fall wäre die Bildung eines Dammes möglich gewesen, der den gesamten Vorgang ausgebremst hätte. Arbeiter mussten dieses Holz befreien. Je weniger Hindernisse es auf dem Weg gab und je besser die Arbeiter das gefangene Holz befreien konnten, desto schneller ging der Transport vonstatten.  

3. Die Begradigung von Flussläufen.
Das Größte Hindernis von allen stellten aber Flussläufe dar. Je mehr der Flusslauf sich wand, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass etwas hängen blieb und so für einen Stau sorgte.

4. Der Einbau von Sperr- und Abweisbächen.
An vielen Flüssen lagen Mühlen- und Sägewerke, die durch Wasserkraft betrieben wurden. Damit es zu keinen Schäden durch das geflößte Holz kommen konnte, mussten Möglichkeiten geschaffen werden, den Betrieb vorübergehend einstellen oder das Holz außen herum führen zu können.

5. Die Anlage von Schleuseneinrichtungen und Floßgassen.
Für die Überwindung unterschiedlicher Höhen und Gefälle, war es notwendig Schleusen und Passagen einzubauen, die von Booten und anderen Wasserfahrzeugen genutzt werden konnten.

6. Bau von Fangrechen.
Um das Holz am Zielort einfacher aus dem Wasser zu holen, mussten diese Anlagen errichtet werden, an welchen das Holz sich verfangen konnte.

7. Anlage von Scheitholzplätzen.
Meistens oblag es einer Stadt Lagerplätze für das geflößte Holz zu errichten. Hier wurde es getrocknet und konnte für den Weitertransport gesammelt werden.

Allein schon der Weg des Holzes auf dem Wasser musste gut geplant werden, damit überhaupt etwas an das Ziel gelangen konnte. Dafür waren nicht gerade wenig Menschen notwendig. Doch dieser Aufwand musste sein, denn der Energiebedarf war bereits im
16. Jahrhundert, zumindest gemessen an der Zeit, enorm.

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