Sonntag, 26. Januar 2014

44. Beitrag - Ministeriale

Wir kennen das typische Bild der mittelalterlichen Gesellschaft aus dem Geschichtsunterricht sicherlich alle. Adel, Geistlichkeit und Bauern, manchmal auch erster, zweiter und dritter Stand, meist bekannt unter dem Titel: „Standespyramide“. Dabei war die Gesellschaft weitaus komplexer, als dass man sie mit diesem einfachen Schema erklären könnte. Vor allem ist es wichtig zu wissen, dass selbst die einzelnen Gesellschaftsschichten untereinander stark aufgeteilt waren. Der
Hohe Adel bildete dabei sozusagen die Elite der Elite. Doch es gab ja noch den anderen, viel weiter verbreiteten Niederadel. Dieser setzte sich aus zwei Gruppen zusammen, dem freien Niederadel und dem Dienstadel.

Die Entstehung des Ministerial- bzw. Dienstadels geht zurück auf eine lange Entwicklungslinie. Ministerialadel war sowohl auf weltlicher, wie auch auf geistlicher Seite vertreten. Diesen „Unfreien“ wurden mit bestimmten Ämtern ausgestattet und erhielten somit einen gewissen Status. Allerdings waren sie bei all ihren persönlichen Entscheidungen, wie z.B. eine Heirat oder Besitz, abhängig von ihren jeweiligen Herren. Verschiedene kirchliche Würdenträger, also (Erz-)Bischöfe griffen auf die Dienste der Ministerialen zurück, um sich gegen den ausbreitenden freien Niederadel und den immer selbstbewusster werdenden Städten wehren zu können. Dies betraf nicht nur kriegerische Auseinandersetzungen, sondern vielmehr den politischen Rahmen. Zudem sollte so der Grundbesitz der Kirche gesichert werden. Eine ihrer ursprünglichsten Aufgaben war die des Meyers. Dieser war der Verwalter eines bestimmten Gutes, wie Dörfer oder Eigenbesitz des jeweiligen Bistums. Darüber hinaus existierten noch höhere Ämter am Kaiser- und Königshof. Jägermeister, Marschall, Kämmerer und Schenk zählten unter anderem dazu.

Es scheint also, dass der Ministerialadel ihrem Herrn vollkommen untergeordnet war, denn immerhin bestimmte der jeweilige Würdenträger über ihr Leben. Doch der Schein trug. Für das Merseburger Land sind die „Knuthonen“  bezeichnend. Ursprünglich im Dienst des Bischofs von Merseburg, lehnten sie sich im
14. Jahrhundert gegen diesen auf. Sie schafften es den Bischof Gebhard von Schraplau gefangen zu setzen. Nach einer Lösegeldzahlung kam dieser wieder auf freien Fuß und bereitete einen Gegenschlag vor. Ihre drei „scheinbar uneinnehmbare Schlösser“ wurden zerstört, ein viertes übergeben. Ministeriale konnten unmöglich nur Diener sein, denn weiterhin führt sie die Bischofschronik als Adlige von großer Macht.

Generell erging es dem Ministerialadel im Allgemeinen ähnlich den Knuthonen. Auf Grund der Gewinnung immer mehr freiheitlicher Rechte, konnten sie sich aus der Unfreiheit heraus kämpfen. Dieser Status der Unfreiheit im Niederadel ging nach und nach, teilweise schleichend, manchmal auch recht schnell, verloren.

Quellen:

Lexikon des Mittelalters Band VI

Otto Rademacher: Die Merseburger Bischofschronik

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